Der Friedhof Behesht-e Zahra in Teheran platzt aus allen Nähten
Auf dem größten Friedhof im Iran haben Märtyrer ihre letzte Ruhe gefunden. Auch Ayatollah Chomeini liegt hier begraben. Er hatte dem Friedhof einst zur politischen und gesellschaftlichen Aufwertung verholfen.
von Bahmann Nirumand
Der größte Friedhof Irans heißt Behesht-e Zahra. Zahra war die Tochter des Propheten Mohammed und die Frau des Prophetennachfolgers Ali. Sie ist ein Symbol für Tapferkeit, Keuschheit, Treue und Selbstlosigkeit, eine Persönlichkeit, auf die sich islamische Frauen auch heute noch berufen, wenn sie Gleichberechtigung und gesellschaftliche Gleichstellung fordern. Behesht ist das Paradies. Es ist überliefert, dass der Prophet, bevor er Zahra zeugte, Früchte aus dem Paradies gegessen hat. So bedeutet Behesht-e Zahra übersetzt "Paradies der Heiligen Zahra".
Behesht-e Zahra liegt im Südwesten der Hauptstadt Teheran. Der erste Tote mit dem Namen Mohammad Taghi Khajjal, wurde hier am 16. Juli 1971 begraben. Inzwischen besteht der Friedhof, der sich immer weiter ausbreitet, aus 136 Teilen. Es ist eine Stadt der Toten mit mehreren hunderttausend Gräbern. Täglich kommen im Durchschnitt 120 bis 140 Tote hinzu. Die Stadt der ewigen Ruhe platzt aus allen Nähten. Eine Erweiterung ist kaum noch möglich, die Verwaltung hält nach einem neuen Standort Ausschau.
Vom weitem betrachtet sieht Behesht-e Zahra kaum anders aus als ein normaler Friedhof am Rande einer Großstadt. Verlässt man den in Abgasen verhüllten südlichen Teil der zwölf Millionen Metropole, begibt man sich auf eine mit hohen Bäumen umsäumte dreispurige Straße, an deren Rand verschleierte Frauen und Kinder Blumen zum Verkauf anbieten. Aber Behesht-e Zahra ist kein normaler Friedhof, diese Stadt der Toten hat eine lebendige Geschichte, weil sie in die Politik einbezogen wurde, sowohl zu Zeiten des Schah, als auch in der Zeit der Islamischen Republik. Diese Rolle hat sie bis in unseren Tagen nicht eingebüßt.
Als Behesht-e Zahra zu Beginn der siebziger Jahre unweit von den Slums errichtet wurde, galt er zunächst als Friedhof der Barfüßigen und Habenichtse. Die wohlhabenden Familien ließen ihre Toten in den im Norden der Hauptstadt gelegenen Friedhöfen begraben. So zeigte sich die Klassengesellschaft auch bei den Toten. Hinzu kam, dass das Schah-Regime politische Aktivisten auch nach ihrem Tod als Feinde betrachtete. Nahezu sämtliche politischen Häftlinge, die im Gefängnis starben oder exekutiert wurden, durften nicht neben ihren Angehörigen begraben werden. Sie wurden nach Behesht-e Zahra gebracht, sie erhielten zumeist keinen Grabstein, ihre Angehörigen hatten oft keine Ahnung, wo sie lagen. Dasselbe Schicksal widerfuhr den Toten des Volksaufstands gegen das Schah-Regime.
Erst Ayatollah Chomeini verlieh dem Friedhof seine enorme gesellschaftliche und politische Aufwertung. In seinem Pariser Exil hatte er den Wunsch geäußert, seine erste Rede in Iran in Behesht-e Zahra zu halten. Am 2. Februar 1979 kehrte der "Gottgesandte, Schutzengel der Armen, Erniedrigten und Beleidigten" als Führer der Revolution in die Heimat zurück. Eine hellblaue Kuppel überragte die damals Sechs- Millionen-Stadt Teheran, im Norden standen die schneebedeckten Berge und schauten unbeteiligt auf die unendlichen Massen herab, die sich teilweise schon am Vorabend oder während der Nacht auf den Weg gemacht hatten, um auf der 50 Kilometer langen Route nach Behesht-e Zahra möglichst nah am Flughafen einen günstigen Platz zu finden.
"Willkommen im Hause der Märtyrer und der Barfüßigen", stand am Eingang des Friedhofs. "Du bist meine Seele, Chomeini", riefen die Massen als der Revolutionsführer hinein fuhr. Der nahezu 80-jährige Greis schritt würdevoll zum Podium. Sein Gesicht verriet keinerlei innere Regung, seine strengen Augen blickten niemanden an, er schaute über die Köpfe der Menge hinweg. Minutenlang herrschte Totenstille, alle hielten den Atem an. Schließlich begann er zu reden. Er sprach leise und undeutlich, gebrauchte grammatisch ungewohnte, ja oft falsche Formulierungen, aber die Massen verstanden ihn, sie waren von seinen Worten hingerissen.
"Wir haben über lange Zeit große Qualen erleiden müssen", sagte der Ayatollah. "Viele Frauen mussten ihre Männer und jungen Söhne hier zu Grabe tragen. Wenn ich Menschen begegne, die ihre Söhne und Töchter im Kampf gegen die Tyrannei verloren haben, fühle ich eine schwere Last auf meinen Schultern, eine Last, unter der ich fast zusammenbreche. Die Menschen, die hier begraben liegen, sind meine Söhne und Töchter, sie sind der Stolz und die Ehre unseres Landes, unseres Glaubens, sie sind Märtyrer, Gott hat sie in seiner Obhut, im Paradies aufgenommen." Das Publikum weinte, Frauen stießen Klagerufe aus. "Du bist meine Seele, Chomeini", schallte es auf dem Friedhof.
Nach dieser Einleitung zu Ehren der Toten und der Märtyrer, ließ der ehrwürdige Greis die Sanftmut fallen. Zunächst rechnete er mit der Monarchie ab, der Schah habe die Städte zerstört und das Land in einen Friedhof verwandelt, sagte er. Dann kam er auf die vom Schah ernannte Regierung Bachtiar, die noch im Amt war, zu sprechen. "Diese Regierung muss ihr Amt sofort niederlegen, ich werde dieser Regierung auf den Mund schlagen, diese Regierung muss verschwinden!" Sie verschwand innerhalb weniger Tage. Für Behesht-e Zahra, ja für ganz Iran war der 2. Februar ein historischer Tag. Es war das Ende der zweieinhalbtausendjährigen Monarchie. Der Friedhof bekam den Titel "Ewige Ruhestätte der Märtyrer", die höchste Auszeichnung, die der neu gegründete Gottesstaat zu vergeben hatte.
Doch was Chomeini dem Schah vorwarf, wiederholte sich unter seiner Herrschaft in weit größerem Maße: Ein achtjähriger Krieg gegen das Nachbarland Irak hinterließ zerstörte Städte und Dörfer und hunderttausende Opfer, die nach den Worten des Ayatollah und seiner Anhänger, das große Glück hatten, als Märtyrer zu sterben. Bevor sie an die Front geschickt wurden, wurden sie belehrt, der Märtyrertod sei die Pforte zum Paradies.
Gewöhnlich werden Tote beklagt und beweint. Nicht so bei Märtyrern. Ihr Tod wird als Gabe Gottes gepriesen. Den Angehörigen werden Glückwünsche entgegengebracht, denn der Märtyrertod sei ein Segen, die schönste Erlösung, das größte Glück. Damals in den Kriegsjahren sah man auf dem Weg nach Behesht-e Zahra täglich Menschengruppen, die die Särge der Kriegsopfer zum Friedhof trugen, begleitet von Angehörigen, die nicht weinen und klagen durften und einer Gruppe von Chomeini-Jüngern, die mit erhobenen Fäusten "Krieg, Krieg, bis zum Sieg" riefen. Nicht selten kam es am Grab der Gefallenen zu Auseinandersetzungen, denn die Hinterbliebenen waren nicht immer bereit, der Märtyrerideologie zu folgen und ihren Kummer zu bändigen.
Der Friedhof Behesht-e Zahra musste immer wieder vergrößert werden, nicht nur weil die Zahl der Kriegsopfer ständig anstieg, sondern auch die der Hingerichteten, die als Feinde des Islam liquidiert wurden. Anders als die Angehörigen der Märtyrer, wurden die Verwandten der Hingerichteten beschimpft, bespuckt und mit Steinen beworfen. Die Gräber der Toten durften lediglich mit Nummern gekennzeichnet werden, keine Namen, keine Blumen, keine Trauerzeremonie. Jahre lang durften die Hinterbliebenen ihre Toten nicht besuchen. Sie taten es heimlich oder bestachen die Wärter, die, um ihr Gewissen zu reinigen, das Handgeld als Gabe Gottes deklarierten.
Ein Panzer, der verlassen in der Gegend steht, erinnert an diese schrecklichen Tage. Hier, an dem Ort der ewigen Ruhe, wirkt er recht deplatziert. Man fragt sich, welche Funktion er haben könnte. Aber auch das gehört zu der Geschichte von Behesht-e Zahra, zu den Staunen erregenden Besonderheiten des islamischen Gottesstaates.
Am Rande von Behesht-e Zahra steht Chomeinis Grabmal. Der geistliche Würdenträger lehnte Zeit seines Lebens jeden Luxus ab, er lebte sehr bescheiden, auch als er der mächtigste Mann im Land war. Umso prunkvoller und verschwenderischer wurde sein Grabmal gestaltet. Das Mausoleum ist aus der Entfernung von mehreren Kilometern zu sehen. Selbst wenn man es nicht sehen würde oder wollte, wird man auf der großen Straße, die nach Süden führt, alle paar hundert Meter durch blaue Wegweiser mit der Aufschrift "zum heiligen Tempel des Imam Chomeini" darauf aufmerksam gemacht. Aus künstlerischer Sicht betrachtet, wirkt das Mausoleum im Vergleich zu der großartigen Architektur der Bauten, die man sonst in Iran vorfindet, einfach und geschmacklos: eine große, vergoldete Kuppel zwischen zwei ebenso vergoldeten Minaretten.
Eigentlich sollte das Grabmal zur größten Pilgerstätte der Schiiten werden. Man hatte sogar Gerüchte in Umlauf gesetzt, der verstorbene Imam, Ruhollah Chomeini (Ruhollah bedeutet die Seele Gottes) könne Wunder vollbringen. Ein Blinder soll nach einem Besuch im Mausoleum sein Augenlicht zurückerhalten haben. Auch ein Gelähmter soll geheilt worden sein. Doch offenbar konnte die Propaganda die Gläubigen nicht so recht überzeugen. Während jährlich Hunderttausende nach Mekka oder Kerbela pilgern oder die heiligen Städte im Iran - Mashad und Ghom - besuchen, scheinen nur wenige bereit zu sein, dem Revolutionsführer die Ehre zu erweisen. Zwar nimmt die Staatsführung jede sich bietende Gelegenheit zum Anlass, um hier Massenversammlungen zu veranstalten. Aber an normalen Tagen ist hier wenig Publikum zu sehen. Offenbar verhindern Erinnerungen an politische Ereignisse eine reine, unbelastete Hingabe an die "Seele Gottes". Die meisten Friedhofbesucher, die hier vorbeischauen, tun es vermutlich aus Neugierde oder es scheint ihnen angebracht, in Anwesenheit der Revolutionswächter, die um das Gebäude herumstehenden, ihre Loyalität zum Gottesstaat zu demonstrieren.
Chomeinis Sohn, Ahmad, liegt neben seinem Vater begraben. Böse Zungen behaupten, er sei vergiftet worden. Dessen Sohn, Chomeinis Enkel, der heute das Mausoleum verwaltet, sagte, als der Sarg seines Vaters ins Grab gelegt wurde: "Hier werden die wichtigsten Geheimnisse der islamischen Revolution begraben." In der Tat war Ahmad der Geheimnisträger des Revolutionsführers. Vielleicht wurde er gerade deshalb aus dem Weg geräumt.
Links von dem Mausoleum führt ein schöner grün bepflanzter Boulevard vorbei an Teichen mit Springbrunnen zum Friedhof. Hier steht auch der berühmte Brunnen, aus dessen Fontänen Jahre lang Tag und Nacht rot gefärbtes Wasser floss. Der Kitsch war nicht zu überbieten. Das Wasser symbolisierte das Blut der Märtyrer, die ihr Leben für den Islam geopfert hatten, sei es bei der Niederschlagung der Regimegegner im Innern oder im "Heiligen Krieg" gegen das Heer von Saddam Hussein, "das Heer des Satans".
Die vordersten Teile von Behesht-e Zahra sind für die Märtyrer vorgesehen. Hier liegen führende Persönlichkeiten der ersten Stunde der Revolution, zum Beispiel Ayatollah Taleghani, ein liberaler Geistlicher, der nach Chomeini die größte Popularität genoss. Von ihm hofften viele, dass er Chomeinis Radikalität bändigen und der Brutalität gegen Oppositionelle Einhalt gebieten würde. Sein Tod kam völlig unerwartet. Er starb kurz nachdem der russische Botschafter ihn in seinem Haus besucht hatte. Die offizielle Begründung, er sei infolge eines Herzversagens gestorben, schien vielen unglaubwürdig.
Unweit von Taleghani liegen einige ehemalige Mitglieder des Revolutionsrats, der Verfassungsgebenden Versammlung sowie Mitglieder der Regierung, die 1980 während eines Kongresses der Islamischen Republikpartei infolge eines Terroranschlags ums Leben kamen. Die Zahl der Toten wurde offiziell mit 72 angegeben, obwohl sie weit höher lag. Die Zahl 72 sollte an die Märtyrer des Jahres 680 erinnern, in dem Imam Hussein, ein Nachfolger des Propheten Mohammad und seine 71 Kampfgenossen in der Stadt Kerbela den Märtyrertod gestorben sind. Später sprach man von "72 und einigen Märtyrern". Unter den Opfern befand sich der wichtigste Drahtzieher des neu gegründeten Gottesstaats, Ayatollah Beheshti. Für die konservativen Islamisten galt er als wichtigster Hoffnungsträger, die Linken nannte ihn Rasputin. Es ist bis heute nicht bekannt, wer den Anschlag verübt hat. Viele glauben, das Attentat sei vom Hashemi Rafsandjani initiiert worden, um alle Personen, vor allem Ayatollah Beheshti, die ihm bei seiner Karriere hinderlich sein könnten, aus dem Weg zu räumen. Tatsächlich schaffte es Rafsandjani bis zum Staatspräsidenten. Noch heute gilt er als der mächtigste Mann im Land, im Volksmund wird er "die Graue Eminenz der Islamischen Republik" genannt.
Die nächsten Teile des Friedhofs sind gewöhnlichen Märtyrern gewidmet. Man sieht eine unendliche Reihe von Grabsteinen, die mit Koranversen und Fotos der Gefallenen versehen sind. Auf manchen Gräbern liegen immer frische Blumen. Die Fotos verraten, dass die meisten Gefallenen junge Männer, ja oft Jugendliche zwischen sechzehn und zwanzig waren, die als Minenauslöser an die vorderste Kriegsfront geschickt wurden. Die von den Islamisten verbreitete Märtyrerideologie, die Hoffnung auf ein Leben im Paradies, wo sie angeblich alles, was sie in diesem Leben entbehren müssen, erhalten würden, hatte sie an die Front getrieben. Auch viele Eltern stimmten der Teilnahme ihrer Söhne am Heiligen Krieg zu und erklärten später, stolz zu sein, einen oder mehrere Märtyrer gezeugt zu haben.
Im südöstlichen Teil des Friedhofs befindet sich der Teil, in dem namhafte Mitglieder der Nationalen Front begraben sind. Die Front wurde in den vierziger Jahren von dem legendären Ministerpräsidenten Mohammad Mossadegh gegründet. Ihr gelang es, die Briten, die sich seit Jahrzehnten in Iran eingenistet hatten und das Land wie eine Quasikolonie behandelten, hinaus zu jagen und die Ölindustrie zu nationalisieren. Die zweijährige Regierungszeit von Mossadegh von 1951 bis 1953 gehörte zu den wenigen Augenblicken in der iranischen Geschichte, in denen sich das Volk frei fühlte und sich mit der Regierung identifizieren konnte. Mossadeghs Regierung wurde 1953 durch einen CIA-Putsch gestürzt, er selbst wurde nach zweijähriger Haft auf sein Gut in der Nähe Teherans verbannt. Nach seinem Tod existierte die Front trotz Verbots weiter. Sie wirkte beim Volksaufstand gegen den Schah entscheidend mit. Nach der Revolution starteten die neuen Machthaber einen Propagandafeldzug gegen den Ruf von Mossadegh und die Mitglieder der Front. Doch trotz dieser Kampagne genießt Mossadegh als Demokrat und säkular orientierter Politiker bis heute eine große Popularität. Dem wird, wenn auch vermutlich zähneknirschend, selbst in Behesht-e Zahra Rechnung getragen. Der Teil, der den Mitgliedern der Front gewidmet ist, wird gut gepflegt und wohl behütet.
Auch Künstler und Schriftsteller haben in Behesht-e Zahra ihren eigenen Platz. Ihnen sind zwei Abteilungen des Friedhofs gewidmet. Wie in jedem autoritären und ideologisch orientierten Staat, werden auch in der Islamischen Republik Meinungen, Schriften und Kunstwerke rigoros zensiert. Dementsprechend eng ist auch der Spielraum für schöpferische Menschen. Erst der Beginn der Reformbewegung unter Präsident Chatami hat für die Presse und Buchpublikationen, auch für Filmemacher und Künstler eine gewisse Öffnung gebracht, aber der gewonnene Freiraum wird seit zwei Jahren zunehmend eingeschränkt. Doch je stärker Druck ausgeübt wird, desto größer wird die Popularität dieser Menschen. Schriftsteller oder Journalisten, die im Gefängnis sitzen, gelten trotz massiver Gegenpropaganda als Helden der Nation. In Behesht-e Zahra gehört die Abteilung für Künstler und Schriftsteller zu den am meisten besuchten Abteilungen.
Man muss weit laufen, um zu den Gräbern der Verächteten zu gelangen. Hier liegen Oppositionelle, zumeist Linke, die in den ersten Jahren nach Chomeinis Machtübernahme Widerstand geleistet hatten, in die Fänge der Wächter der Revolution und paramilitärischer Gruppen geraten waren und gefoltert und hingerichtet wurden. Jahre lang wurde der Besuch dieser Gräber untersagt. Der ideologisch orientierte Gottesstaat kennt kein Erbarmen, nicht einmal den Toten gegenüber. Einige Hingerichteten sind auch in der Abteilung, die für Kinder vorgesehen ist, begraben. Oft wurden die Gräber der Liquidierten von fanatischen Jüngern der Fundamentalisten geschändet.
Auf dem Friedhofsgelände stehen auch ein paar Gebäude, die zum Teil der Friedhofsverwaltung zur Verfügung stehen, zum Teil werden sie von Geheimdienstgruppen benutzt. Hier werden gelegentlich auch Mordaufträge ausgeführt. Die beiden Schriftsteller Mohammad Mochtari und Djafar Pujandeh wurden 1998 hier ermordet und danach zu einem anderen Ort gebracht.
In Behesht-e Zahra, in der Stadt der Toten, liegen mehr als 30 Jahre iranischer Geschichte begraben. Könnten die Menschen, die hier begraben sind, reden, würden sie viele Geheimnisse preisgeben und viele Rätsel lösen.
aus: der überblick 02/2003, Seite 49
AUTOR(EN):
Bahmann Nirumand:
Bahman Nirumand wurde 1936 in Teheran geboren und hat in München, Tübingen und Berlin Germanistik, Philosophie und Iranistik studiert. Nach dem Studium begann er in Teheran seine Arbeit als Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Journalist, musste aber 1965 wegen seiner Opposition gegen das Schah-Regime flüchten. Kurz vor dem Sturz des Schah-Regimes kehrte er in den Iran zurück, musste aber nach drei Jahren erneut ins Exil. Heute lebt er in Frankfurt.