Brot für die Welt hat eine Studie veröffentlicht, die sich mit den Folgen des Futtermitteleinsatzes aus Entwicklungsländern befaßt. Die intensive Viehhaltung in Deutschland und anderen europäischen Ländern beruht auf dem Import von Futtermitteln aus Entwicklungsländern. Soja steht an erster Stelle der Futtermittelimporte der Europäischen Union. Die Studie unter dem Titel "Zusammenhänge der Agrarproduktion in Deutschland der EU und ausgewählten Entwicklungsländern" gibt einen Einblick in Herkunft und Verwendung der wichtigsten Futtermittel. In der Studie werden die Folgen des Anbaus von Soja in Brasilien, Tapioka in Thailand, Raps in Indien und Erdnüssen im Senegal für den Export untersucht. Im Falle von Brasilien wird nachgewiesen, daß die lukrative Exportproduktion von Soja ein wesentlicher Grund für die Vertreibung von Kleinbauern von ihrem Land ist.
In allen untersuchten Ländern sind die Einkünfte der Bauern, die für den Futtermittelexport produzieren, starken konjunkturellen Schwankungen unterworfen. Die Studie kommt zum Ergebnis, daß eine sinnvolle und dauerhafte wirtschaftliche Entwicklung im Süden über den Anbau von Futtermitteln kaum zu erwarten ist.
Die Diakonie Katastrophenhilfe gehört zu den wenigen internationalen Hilfsorganisationen, die sich weiterhin in Somalia engagieren. Angesichts von weit über einer halben Million vom Hungertod bedrohte Menschen sind 2,6 Mio. DM für drei Projekte im Süden Somalias bereitgestellt worden. Neben der Verteilung von 1.400 t Nahrungsmitteln werden 100 t Saatgut und Tausende von Hacken, Harken, Schaufeln und Äxten bereitgestellt, um eine Verbesserung der Selbstversorgung zu ermöglichen. Die Hilfe wird mit "Food-for-Work"-Aktivitäten verbunden. Die Empfänger der Hilfe beteiligen sich vor allem an der Instandsetzung versandeter Bewässerungskanäle und an der Reparatur einer wichtigen Straße. Die Projekte der Diakonie Katastrophenhilfe sichern das Überleben von 12.000 Familien.
Angesichts gravierender Mißstände in der asiatischen Spielzeugproduktion für den Weltmarkt haben das katholische Hilfswerk Misereor, die Katholische Frauengemeinschaft Deutschland und die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholischer Familienbildungsstätten die Aktion "fair spielt" ins Leben gerufen. Die Initiatoren setzen sich für "faire Regeln in der Spielzeugproduktion" ein. International wächst der Druck auf die großen Spielzeughersteller und -importeure, mit Selbstverpflichtungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen beizutragen. Es geht in diesen Verhaltenskodizes um die Einhaltung grundlegender Arbeitsnormen, wie sie von der Internationalen Arbeitsorganisation ILO festgelegt wurden. Zu den Mißständen in der Spielzeugproduktion in Ländern wie China gehören Gesundheitsgefährdungen der Beschäftigten durch Gifte bei Lackierarbeiten.
Zwar gibt es von Seiten der Spielzeugindustrie verschiedene Kodizes, doch wehren sich die Unternehmen gegen eine unabhängige Kontrolle. Im Rahmen der Aktion werden u.a. Informationen zur Situation in der asiatischen Spielzeugindustrie verbreitet und es wurde eine Postkartenaktion an Unternehmen und den Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie gestartet.
Das Evangelische Missionswerk (EMW) will sich dafür einsetzen, daß der in Gründung befindliche "Evangelische Entwicklungsdienst" (EED) ein Erfolg wird. Dies erklärten Vorstand und Mitgliederversammlung auf ihrer Tagung Ende September im thüringischen Friedrichroda. Unter der Strukturreform dürfen nach Ansicht der EMW- Gremien die Partner in Übersee nicht leiden. Es bestehe die Gefahr, daß insbesondere die kleineren Partner in dem größeren Werk vernachlässigt werden. Mehr als die Hälfte der Projektpartner des EMW erhält Zuschüsse von unter 50.000 Mark, drei Viertel aller Förderungen liegen unter 100.000 Mark. Um zu einer sinnvollen Arbeitsteilung zwischen beiden Werken zu kommen, will das EMW dem EED konkrete Vorschläge zur Zusammenarbeit, zum Beispiel in den Bereichen Grundsatz- und Studienarbeit, Projektförderung und Öffentlichkeitsarbeit, machen.
Die Mitgliederversammlung bedauerte, daß Brot für die Welt dem EED nicht beigetreten ist. Ziel müsse es sein, ein gemeinsames Werk für Entwicklung, Ökumene und Mission unter Einschluss von Brot für die Welt zu schaffen. Der Aufsichtsrat des EED solle prüfen, ob als erster Schritt dorthin eine Fusion von EMW und EED sinnvoll wäre.
Unter der Schirmherrschaft von Bischöfin Maria Jepsen tagte Mitte Oktober die "Hamburger Teppichkonferenz" zum vierten Mal. An dieser Initiative beteiligen sich Unternehmen, Behörden, kirchliche Hilfswerke und entwicklungspolitische Initiativen im Hamburger Raum. Auch die beiden Initiativen zur Überwindung von Kinderarbeit in der Teppichindustrie "care & fare" und "Rugmark" sind an diesem "runden Tisch" beteiligt. "Care & fair" wird vom Teppichhandel getragen, "Rugmark" ist eine Initiative verschiedener Hilfswerke, darunter Brot für die Welt.
Als ein Ergebnis der bisherigen Zusammenarbeit wurde bei der Konferenz im Oktober die Schulung des Verkaufspersonals der Teppichabteilung der Karstadt AG und weiterer Teppichanbieter zum Thema Kinderarbeit in der Teppichherstellung und fair gehandelte Teppiche vereinbart. Diese Initiative soll über Hamburg hinaus dazu beitragen, daß gut informiertes Verkaufspersonal über den Sinn des Kaufs von Teppichen Auskunft gegen kann, die ohne Kinderarbeit hergestellt worden sind. Die Teppichkonferenz hat sich zum Ziel gesetzt, daß vom Jahre 2001 an keine Teppiche mehr nach Hamburg, dem größten Teppichumschlagplatz Europas, importiert werden, die durch Kinderarbeit entstanden sind.
Die Tagungsstätte "Haus am Schüberg" in Ammersbek bei Hamburg hat am 2. Dezember als erste Einrichtung eine Auszeichnung für umwelt- und sozialverträglichen Textilkonsum erhalten. Die Urkunde hat die Umweltinitiative PAN (Pestizid Aktions-Netzerk e.V.) verliehen, die sich für einen Baumwollanbau ohne synthetische Pestizide und Entlaubungsmittel einsetzt. Im "Haus am Schüberg", einer evangelischen Tagungsstätte für kirchliche Entwicklungsdienste und Gemeindearbeit, arbeiten Dienste in Übersee, die Nordelbische Kirche und der Kirchenkreis Stormarn zusammen.
Das Haus am Schüberg hat konventionelle Bettgarnituren durch Bettwäsche aus umwelt- und sozialverträglicher Herstellung ersetzt. Die Baumwolle stammt aus kontrolliert biologischem Anbau, und es wurde ebenso überprüft, daß Anbau und Fertigung ohne Kinderarbeit stattgefunden haben und daß die Textilien nicht in Freihandelszonen gefertigt wurden. Die Bettwäsche wurde umweltfreundlich gefärbt.
PAN möchte den Anbau von kontrolliert biologischer Baumwolle fördern, für die Bauernfamilien in der Dritten Welt attraktiv machen und zu deren Einkommenssicherung bei gleichzeitiger Schonung der Umwelt beitragen. Um einen Markt für die Baumwollprodukte zu schaffen, wendet PAN sich an Institutionen wie Behörden, Krankenhäuser und Tagungsstätten, um sie für eine Umstellung zu gewinnen und so zu zeigen, daß im Alltag umsetzbare Alternativen bestehen.
1998 stellten die evangelischen Landeskirchen sowie die Militärseelsorge lediglich noch 91,5 Mio. DM für den zentralen KED-Haushalt zur Verfügung, der vom Kirchlichen Entwicklungsdienst im Kirchenamt der EKD verwaltet wird. 1997 waren es noch annähernd 100 Millionen DM gewesen. KED-Mittel dienen u.a. zur Förderung ökumenischer Programme, zur Finanzierung vielfältiger Formen der entwicklungsbezogenen Bildungsarbeit in Deutschland und zur Abdeckung der Personal- und Sachkostenhaushalte hiesiger kirchlicher Entwicklungseinrichtungen wie zum Beispiel der Evangelischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe. Der Rückgang der Beiträge zum KED-Haushalt gefährdet die Förderung vieler ökumenischer Programme und Initiativen, hat also unmittelbare Auswirkungen auf die Partner im Süden der Welt. Von ihrer - juristisch nicht bindenden - Selbstverpflichtung, mindestens 2% ihrer Kirchensteuermittel für den Kirchlichen Entwicklungsdienst als Gemeinschaftsaufgabe zur Verfügung zu stellen, entfernen sich die meisten Landeskirchen immer weiter. Betrug dieser Anteil 1976 bundesweit noch 1,8%, so war er bis 1998 auf 1,18% gesunken.
Der drastische Rückgang der Zahlungen an den Kirchlichen Entwicklungsdienst erklärt sich nicht nur aus den zurückgegangenen Kirchensteuereinnahmen, sondern auch daraus, daß eine Reihe von Landeskirchen in wachsendem Maße Mittel aus dem Haushaltstitel Kirchlicher Entwicklungsdienst zur Förderung von Programmen und Projekten der eigenen Partnerkirchen und für die entwicklungsbezogene Arbeit in der eigenen Kirche verwenden.
KED Einzahlungen 1992 1998 (Anklicken führt zur Tabelle)
aus: der überblick 04/1999, Seite 134