Die Kommunikationsarbeit des Ökumenischen Rates der Kirchen
Manchmal, wenn ich über das Public Information
Team - das Team für Information und Öffentlichkeitsarbeit - im
Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) spreche - dann nenne ich es das
"dream team" - das "Traum(-hafte) Team".
Traumhaft ist nicht nur, dass wir innerhalb eines Jahres trotz unterschiedlicher kultureller, konfessioneller und sprachlicher Kontexte, trotz unterschiedlicher Begabungen und Ausbildungen zu einem Team zusammengewachsen sind; traumhaft sind auch die Umstände, die es uns erlaubt haben, als neues Team in einer neuen Struktur zu gedeihen. Drehen wir die Zeit doch einmal um ein paar Jahre zurück. Die Schlagzeilen: ÖRK in der Krise; ÖRK in roten Zahlen ... Die finanziellen Sorgen, der Personalabbau, der ÖRK auf der Suche nach einer neuen Struktur, nach einem neuen Selbstverständnis, nach einer neuen Vision.
von Karin Achtelstetter
Das Team für Information und Öffentlichkeitsarbeit, ebenso wie der Arbeitsbereich Kommunikation, zum dem das Team gehört, verdanken ihre Existenz dieser (selbst-)kritischen Auseinandersetzung um den ÖRK und innerhalb des ÖRK. Geht es einer kirchlichen Organisation oder Institution finanziell gut, gedeiht die Kommunikation; stehen finanzielle Schwierigkeiten ins Haus, geht es der Kommunikation meist zuerst an den Kragen - eine Faustregel, vor deren Anwendung in der christlichen Kommunikation tätige Kollegen und Kolleginnen immer wieder warnen. Tatsächlich werden so kurzfristig buchhalterische Erfolge erzielt; langfristig gesehen, zahlt sich diese Taktik allerdings nicht aus: Wer unterstützt schon - finanziell oder ideell - eine kommunikationsunfähige Institution, die das was sie tut - und mag es auch noch so gut sein - nicht mehr vermitteln kann?
Der ÖRK hat sich nicht von diesen kurzfristigen Überlegungen leiten lassen und hat stattdessen trotz Personalabbau in seiner neuen Struktur konsequent und fantasievoll auf Kommunikation gesetzt. Das neue Selbstverständnis des ÖRK, wie es in der Grundsatzerklärung "Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Verständnis und einer gemeinsamen Vision des Ökumenischen Rates der Kirchen" formuliert wird, war dabei richtungweisend für die Kommunikation und den Ausbau des Arbeitsbereiches "Kommunikation", der zwei Teams umfasst: das Team für Publikation und Dokumentation und das Team für Information und Öffentlichkeitsarbeit.
Die Diskussion um die Grundsatzerklärung förderte es deutlich zu Tage: Kirchen, nationale Kirchenräte, ökumenische Gruppen; sie alle verlangten mehr Kommunikation untereinander und miteinander, mehr Transparenz und somit auch mehr Teilhabe an der Arbeit des ÖRK. Wohlgemerkt, sie forderten mehr Kommunikation, nicht nur mehr Information. Mit einer quantitativen Erhöhung von Pressemeldungen war es also nicht getan. Es ging vielmehr um die Vermittlung von Inhalten, Programmen und Projekten auf allen Ebenen und es ging um die Vermittlung von lokalen, nationalen, regionalen und globalen Beziehungen, bei denen der ÖRK selbst in den Hintergrund tritt und quasi als Plattform fungiert.
Angesichts dieser Parameter lässt sich Kommunikation nicht mehr nur in einen Arbeitsbereich oder in eine Abteilung verbannen, Kommunikation wird vielmehr zum integralen Bestandteil ökumenischen Arbeitens: Ob Glaube und Kirchenverfassung, Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfung, ob Internationale Beziehungen oder Mission und Evangelisation, um nur einige ÖRK-Teams zu nennen, die Frage nach der Vermittlung und der Vermittelbarkeit wird in der neuen Struktur konsequent angesprochen.
Damit diese manchmal für Teams recht unbequemen Fragen nicht zur lästigen Nebensache werden, wurden zwei neue Positionen geschaffen: die so genannten Cluster-Kommunikatoren/innen (CCOs), die jeweils mit einem Arbeitsbereich (Cluster) zusammenarbeiten und die Teams in ihrer programmatischen Arbeit begleiten. Die beiden CCOs, Sara Speicher und Bob Scott, unterstützen Teamkollegen und -kolleginnen bei ihrer inhaltlichen Arbeit, indem sie mit ihnen nach geeigneten Formen der Vermittlung suchen. Nicht alles muss eine Broschüre werden, nicht alles eine Pressemeldung oder manchmal kommt es eben auf das richtige Timing für eine Initiative an.
Sara Speicher und Bob Scott helfen, die richtigen Medienpakete zu schnüren und stellen sicher, dass Kommunikation bereits in der Planungsphase eines Programmes oder Projektes mitbedacht wird. Gleichzeitig gehören beide dem Team für Information und Öffentlichkeitsarbeit an und verknüpfen so die verschiedenen ÖRK-Arbeitsbereiche mit der Kommunikation.
Während die beiden CCOs quasi als Kommunikationsgeneralisten tätig sind, arbeiten sie im Team für Information und Öffentlichkeitsarbeit mit Kommunikationsspezialisten und -spezialistinnen zusammen, mit den beiden Web-Redaktionsmitgliedern, mit den Kollegen und Kolleginnen in Visueller Kunst - Foto und Video - mit der Medienbeauftragten und Pressesprecherin des ÖRK und bald auch mit dem/der Kommunikationsbeauftragten für die "Dekade zur Überwindung von Gewalt".
Im Team - und hier kann ich nicht anders als in die erste Person Plural zu wechseln - im Team für Öffentlichkeitsarbeit und Information wachsen wir über unsere Spezialkenntnisse hinaus, packen Projekte gemeinsam an, die keine/r von uns alleine schaffen könnte: ein Musiktheater, zum Beispiel, über das ÖRK-Netzwerk "Frieden der Stadt" als Beitrag zur "Dekade zur Überwindung von Gewalt" oder die Integration von Auszubildenden, von Gastredakteuren und -redakteurinnen sowie von Jahrespraktikanten und -praktikantinnen, die aus zahlreichen Mitgliedskirchen zu uns kommen und für einige Wochen oder Monate sich mit uns austauschen, mit uns lernen, arbeiten und produzieren. Auch so verstehen wir unsere Kommunikationsarbeit, als Suche nach alternativen Kommunikationsformen, als persönlichen Austausch mit Kollegen und Kolleginnen aus aller Welt.
Der ÖRK hat uns das Mandat gegeben, neben den altbewährten Wegen auch neue Wege der Kommunikation einzuschlagen. Das bedeutet Vertrauen und setzt Risikobereitschaft voraus, beides begegnet uns als neues Team in dem "neuen" ÖRK.
Kürzlich haben wir anlässlich unseres einjährigen Bestehens als Team eine gemeinsame Bilanz gezogen. Sie war positiv, doch zugleich nachdenklich-kritisch. Unser Team hatte viele Väter und Mütter, und bevor das Team für Information und Öffentlichkeitsarbeit seine Arbeit aufnahm, existierte es schon in zahlreichen Köpfen und in unzähligen Papieren. Es wurde ungeduldig und hoffnungsvoll erwartet.
Einige dieser Hoffnungen und Erwartungen mussten wir als Team im Laufe der Zeit korrigieren oder gar enttäuschen. Wir mussten lernen, uns und anderen Grenzen zu setzen. Wir mussten unser eigenes Profil finden und entwickeln. Besonders die CCOs müssen sich immer wieder neuen Zerreißproben stellen: die Teams in den programmorientierten Arbeitsbereichen haben ihre spezifischen Erwartungen, ebenso wie die Kommunikation, beide ziehen und zerren und häufig nicht in die gleiche Richtung.
Vor allem aber haben wir gelernt, immer wieder bei Null anzufangen. Wer alte, eingerostete Kommunikationswege hinter sich lassen will und neue beschreiten möchte, braucht Geduld. Geduld, Teams freundlich daran zu erinnern, dass wir rechtzeitig in Planungen miteinbezogen werden müssen, dass es mehr als nur ein Medium zur Verbreitung von Informationen gibt, dass unsere Fragen nach den Empfängerin und nach Sinn und Zweck einer geplanten Veröffentlichung nicht be- oder verhindern sollen, sondern unterstützen wollen; und dass nicht alles was nach Kommunikation und Öffentlichkeit aussieht, wie zum Beispiel die Organisation von Empfängen oder das Schreiben von Arbeitsberichten, auch automatisch in unseren Arbeitsbereich fällt.
Wir stoßen auf Verständnis und offene Ohren, und so komme ich auch nach einem Jahr noch immer ins Schwärmen, wenn ich über unser Team spreche.
aus: der überblick 02/2000, Seite 118
AUTOR(EN):
Karin Achtelstetter:
Karin Achtelstetter ist Leiterin des ÖRK-Teams für Information und Öffentlichkeitsarbeit sowie Medienbeauftragte des Ökumenischen Rats der Kirchen.