Zwischen Unternehmenskalkül und sozialer Verantwortung
Der afrikanische Kontinent bildet weltweit das Schlusslicht in der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, nicht zuletzt durch die ungebremste HIV/Aids-Ausbreitung. Engagement und Investitionen für den Kampf gegen Aids sind an allen Fronten von Nöten - auch am Arbeitsplatz. Die entwicklungspolitische Zusammenarbeit ist gefordert, dem Privatsektor Möglichkeiten für sinnvolle und finanzierbare Interventionen aufzuzeigen.
von Ute Papkalla
Der Farmbetrieb Agriflora in Lusaka, der Hauptstadt Sambias, hat rund tausend fest angestellte Beschäftigte und doppelt so viele Saisonarbeiter. Wie in den Haupt- und Großstädten anderer Länder ist auch in Lusaka die HIV- Infektionsrate besonders hoch: nahezu 30 Prozent schätzen die Epidemiologen von UNAIDS, einem Zusammenschluss sechs verschiedener Interessengruppen der Vereinten Nationen zu einem Programm zur Erkennung und Bekämpfung von HIV/Aids. Seit rund einem Jahr arbeitet Agriflora mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) an der Entwicklung und Einführung eines Arbeitsplatzprogramms zur Bekämpfung von HIV/Aids. Das Projekt wird vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert.
Für Neil Slade, Eigentümer und Geschäftsführer von Agriflora, gehört das Thema Soziales zum Tagesgeschäft: “Unsere großen Kunden, beispielsweise Walmart in Großbritannien und Deutschland, erwarten von uns Sozialleistungen für die Arbeitnehmer. Dafür unterstützen sie uns mit einem Sozialfonds.” Dass seine Firma sich für Aufklärung und gegen die Ausbreitung von Aids engagiert, begründet er so: “In der Zukunft müssen wir mit einem Mangel an Arbeitskräften rechnen.” Noch ist davon auf den sambischen Farmen nichts zu spüren, denn das Angebot an ungelernten Arbeitssuchenden ist groß genug. In der HIV/ Aids-Arbeit sind Neil Slade und seine Firma Agriflora deshalb Vorreiter im Agrarsektor.
Die Bewertung des Risikos, das die Aids-Epidemie für das eigene Unternehmen darstellt, wird in afrikanischen Ländern meist in einem Spannungsverhältnis zwischen betriebs- und volkswirtschaftlichen Überlegungen vorgenommen. Von den weltweit rund 42 Millionen HIV-infizierten Menschen leben 29 Millionen in Afrika südlich der Sahara. Hier schwanken die Infektionsraten zwischen 1 Prozent in Mauretanien und fast 40 Prozent in Botswana. Auch innerhalb eines Landes gibt es große Unterschiede, in der Regel zwischen den Ballungszentren und den ländlichen Gebieten.
Für die Unternehmen in Afrika bedeutet Aids erhöhte Krankenstände, eine steigende Rate an Todesfällen unter den Beschäftigten, häufigere Fehlzeiten der Arbeitnehmer aufgrund familiärer Verpflichtungen und einen beschleunigten Mitarbeiterwechsel. Die Personalabteilungen verzeichnen einen Anstieg der Ausbildungskosten, Krankengeld- und Pensionsauszahlungen sowie die Notwendigkeit, in immer kürzeren Abständen neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen zu müssen.
“Durch Aids verlieren wir viele unserer Fachkräfte”, beklagt Edward Simakoloyi, Manager von Mbeya Cement in Tansania, einer Tochterfirma des französischen Lafarge-Konzerns und ebenfalls Partner der GTZ. Firmen wie die seine, deren Belegschaft zu mehr als 90 Prozent aus Fachkräften besteht, spüren das Aids-Problem sehr viel deutlicher als Firmen wie Agriflora, deren ungelernte Saisonarbeiterschaft sich aus dem riesigen Heer der Arbeitslosen im Lande rekrutiert.
Die katastrophalen Folgen der Aids-Epidemie für die Volkswirtschaften im südlichen Afrika stehen außer Frage. Ein Blick auf das Beispiel Sambia zeigt es deutlich: UNAIDS schätzt die durchschnittliche Rate HIV-Infizierter in der Altersgruppe zwischen 15 und 49 Jahren bei Männern auf 20 Prozent, bei Frauen auf 14 Prozent. Menschen in diesem Alter tragen maßgeblich zur finanziellen Absicherung der Familien und zur wirtschaftlichen Entwicklung ihres Landes bei, ihr Aids-Tod verstärkt Armut und Stagnation. Auf den Staat kommen zugleich hohe Kosten im Gesundheits- und Sozialwesen zu. Das Investitionsklima im Land und der lokale Absatzmarkt leiden.
Das Zusammenspiel von Globalisierung und HIV/Aids hat die afrikanischen Länder nach Aussage der Weltbank um vier Jahrzehnte zurück versetzt: Das Pro-Kopf-Einkommen ist niedriger als in den sechziger Jahren, die Lebenserwartung ist mit durchschnittlich 48 Jahren auf den Stand von 1980 gesunken. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dieser Länder ist infolge von HIV/Aids jährlich um 0,5 bis 1,2 Prozentpunkte geringer - in den am härtesten betroffenen Staaten soll es bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent sinken, so eine Schätzung von UNAIDS aus dem Jahr 2000.
Unternehmen sollten also wie jede andere gesellschaftliche Gruppe ein Interesse an einer Eindämmung der Aids-Epidemie haben. Das Bewusstsein für die Bedrohung, die von HIV/Aids ausgeht, ist bei rund der Hälfte der Unternehmen weltweit vorhanden, wie eine für das Weltwirtschaftsforum erstellte Studie, The Global Competitiveness Report 2003-2004, zeigt. In dieser Studie wurden 7798 Firmen in 103 Ländern befragt.
Kaum eine Firma versucht jedoch, sich Klarheit über die HIV/Aids-Situation im eigenen Betrieb zu verschaffen: Sofern überhaupt ein Eindruck über die Verbreitung besteht, ist er meist zu optimistisch. Nur 6 Prozent der befragten Firmen haben eine schriftlich formulierte HIV/Aids-Politik, 16 Prozent verteilen Informationen über Aids, fünf Prozent ermöglichen seitens der Firma eine medizinische Versorgung.
Für Afrika zeigt eine Studie der Unternehmensberatung PriceWaterHouseCoopers etwas bessere Werte. Die Forscher befragten im zweiten Halbjahr 2003 insgesamt 216 Organisationen in vier afrikanischen Ländern (Kenia, Sambia, Tansania und Uganda), darunter 90 multinationale Unternehmen, 30 regionale und 79 lokale Firmen. Hier hatten 47 Prozent der befragten multinationalen Unternehmen und 29 Prozent der lokalen Firmen eine eigene formale HIV/Aids-Politik.
Die Studie des Forschungsinstituts der Vereinten Nationen für soziale Entwicklung (UNRISD) Waking Up to Risk: Corporate Responses to HIV/Aids in the Workplace vom November 2003 zeigt, dass nur 21 Prozent der hundert größten transnationalen Unternehmen HIV/Aids am Arbeitsplatz thematisieren. Niederlassungen in Südafrika sind schon stärker im Kampf gegen Aids engagiert. Laut der UNRISD-Studie haben dort 60 Prozent der Tochterunternehmen der 25 größten Firmen Programme zu HIV/Aids am Arbeitsplatz. Beispiele wie der Konzern DaimlerChrysler, der seit 2000 in Südafrika mit Fachwissen der GTZ ein HIV/Aids-Arbeitsplatzprogramm durchführt, sind jedoch noch eine Seltenheit - obwohl solch soziales Verantwortungsbewusstsein gut für die Unternehmens-PR eingesetzt werden kann und die nötigen Kenntnisse von vielen Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit geliefert werden.
Um erfolgreich sein zu können, muss ein HIV/Aids-Arbeitsplatzprogramm, das Problem von verschiedenen Seiten anpacken. Ausgangspunkt ist immer eine unternehmenseigene Politik, die den Mitarbeitern Anonymität sowie Schutz vor Diskriminierung und Kündigung zusagt. Erst auf dieser Basis können die Botschaften von Aufklärungskampagnen überhaupt auf fruchtbaren Boden fallen. Safer Sex und die Verteilung von Kondomen sind zentrale Methoden der Prävention. Aber auch der Zusammenhang zwischen “normalen” Geschlechtskrankheiten und einem hohen Übertragungsrisiko für das HI-Virus ist Thema.
Überbracht werden diese Botschaften in den Unternehmen meist von speziell fortgebildeten Kollegen, so genannten Peer Educators. Sie werden freigestellt, um während der Arbeitszeit über Risikoverhalten und Schutz vor Ansteckung zu informieren. Ziel ist, dass sich möglichst viele Beschäftigte freiwillig testen und beraten lassen, meist in einer von der Firma unabhängigen Einrichtung. Peer Education gehört zu den Erfolgskonzepten der Aids-Arbeit. Dennoch ist Wissen nur ein Baustein zum Erfolg und garantiert nicht, dass sich Menschen auch entsprechend verhalten.
In vielen Unternehmen im südlichen Afrika sind betriebsärztliche Strukturen vorhanden, die oftmals Aufgaben des unzulänglich arbeitenden staatlichen Gesundheitssystems übernehmen. Im Idealfall sollten hinsichtlich Aids zwei Leistungen erbracht werden: die Behandlung von Begleiterkrankungen und die Therapie mit antiretroviralen Medikamenten (mit Medikamenten, die die HIV-Vermehrung hemmen und damit das körpereigene Immunsystem lange Zeit funktionstüchtig erhalten). Unbehandelt führt eine HIV-Infektion in Afrika derzeit nach durchschnittlich zehn Jahren zum Tode - mit vorausgehenden Jahren des Leidens und der Arbeitsunfähigkeit. Wenn eine HIV-Infektion behandelt wird, wird sie zu einer chronischen Erkrankung, die den Betroffenen durchaus ein aktives und produktives Leben erlaubt. Im Rahmen eines HIV/Aids-Arbeitsplatzprogramms sollte versucht werden, das betriebseigene medizinische System auf die Behandlung von HIV-infizierten Mitarbeitern vorzubereiten oder aber die Belegschaft an das öffentliche oder private System anzubinden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im vergangenen Herbst zusammen mit UNAIDS und dem Globalen Fund zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM) ihre “3 bis 5-Initiative” ins Leben gerufen: Drei Millionen HIV-Infizierte sollen bis zum Jahr 2005 Zugang zu antiretroviraler Therapie (ART) haben. Der Privatsektor kann hier eine dringend benötigte Unterstützung leisten - durch die Bereitstellung eines betriebsärztlichen Dienstes oder durch die Kofinanzierung öffentlich-privater Behandlung.
Die Firma Mbeya Cement in Tansania zeigt, wie es geht: Über die früher betriebseigene und jetzt privatisierte Klinik erhalten die Beschäftigten und ihre Angehörigen eine medizinische Basisversorgung. Für weiterführende Behandlungen hat das Unternehmen mit dem Distriktkrankenhaus und einigen anderen Einrichtungen eine Kostenübernahme vereinbart. Über ein GTZ-Projekt, das an diesem Krankenhaus die Therapie mit antiretroviralen Medikamenten einführt, soll den Beschäftigten nun auch der Zugang zu ART ermöglicht werden.
Privatunternehmen zeichnen sich gegenüber dem öffentlichen Sektor meist durch eine gute Organisation und tragfähige Strukturen aus. In den umliegenden Gemeinden sind die Firmen bekannt und geachtet - eine gute Grundlage, um das soziale Engagement für die eigene Belegschaft auf deren Familien und Gemeinden auszuweiten. Sowohl Präventionsmaßnahmen als auch eine etablierte medizinische Versorgung durch das HIV/Aids-Arbeitsplatzprogramm bieten sich hier an. Für Mike Folan, Manager im Personalwesen von DaimlerChrysler Südafrika, ist der Lebensstil Schlüssel zum Erfolg. Es müsse gelingen, risikoreiche Lebensgewohnheiten der Arbeitnehmerinnen und besonders der Arbeitnehmer zu ändern.
Der Wille, soziale und finanzielle Verantwortung zu übernehmen, hängt deutlich von der Unternehmensgröße ab. Vielen Unternehmen ist dieses Engagement zu teuer. Doch wenn schon einmal Strukturen im sonst so strukturschwachen Afrika vorhanden sind, sollte die Finanzierung kein Hemmnis darstellen, zumindest nicht für die Netzwerke der Entwicklungszusammenarbeit. Das denkt auch die Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO). Zusammen mit dem Globalen Fund hat sie im Sommer 2003 ein Konzept zur Kofinanzierung für Aids bekämpfende Maßnahmen der Privatwirtschaft im öffentlichen Sektor entwickelt.
Aids verursacht den Unternehmen schnell steigende Kosten für die medizinische und soziale Absicherung der Belegschaft. Krankheit, Berufsunfähigkeit und Tod werden in afrikanischen Firmen meist über Gruppenversicherungen abgedeckt. Die Beiträge für die Versicherungen steigen kontinuierlich an und nicht selten stehen diese Versicherungssysteme inzwischen sogar vor dem finanziellen Aus. Die Metropolitan Aids Research Unit, die Aids-Forschungsgruppe einer der größten südafrikanischen Versicherungen, hat berechnet, dass sich die durchschnittlichen Versicherungskosten pro Arbeitnehmer bis 2005 infolge von Aids verdoppeln, bis 2010 sogar verdreifachen. Damit sei ein Lohnkostenanstieg um 15 Prozent verbunden. Um zu verhindern, dass die Unternehmen nicht einfach den Arbeitgeberanteil an der Versicherung zu Lasten der Arbeitnehmer reduzieren, sollte im Rahmen eines HIV/Aids-Arbeitsplatzprogramms das Versicherungspaket eines Unternehmens überprüft und den absehbaren Anforderungen angepasst werden.
Nur wenige Firmen in Afrika investieren im eigenen Betrieb in umfassende HIV/Aids-Programme. Die Reduzierung von Unternehmensleistungen für die Belegschaft ist die häufigere Reaktion des Privatsektors auf die Epidemie. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind HIV-Einstellungstests, diskriminierende Arbeitsverträge, die externe Vergabe von Dienstleistungen und Arbeitsplatz einsparende Produktionstechnologien nachvollziehbar. Je geringer und ausgewählter die Belegschaft, desto kleiner die Belastung durch Aids, lautet die Überlegung. Doch auf lange Sicht geht dieses Denken nicht auf. Es nährt Armut in der Bevölkerung und bereitet damit den Boden für eine noch schnellere Ausbreitung der Aids-Epidemie. Den Volkswirtschaften raubt dieses Denken Perspektiven für die ökonomische Zukunft.
Andererseits dürfen die Erwartungen an das HIV/Aids-Engagement der Privatwirtschaft und der Druck durch staatliche und internationale Forderungen nicht so groß werden, dass multinationale und nationale Unternehmen nicht mehr wirtschaftlich produzieren können. Auch damit wäre den afrikanischen Volkswirtschaften nicht gedient. Die Institutionen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit können dazu beitragen, einen Mittelweg zu finden und damit dem Privatsektor ein Engagement in der Aids-Bekämpfung schmackhaft machen.
Das GTZ-Projekt “Aids-Kontrolle in Unternehmen in Afrika” (ACCA) weitet deshalb sein Engagement von der Einzelberatung für Firmen auf die Beratung von ökonomischen Mittlerstrukturen aus. Dazu gehören Wirtschaftskammern, Ministerien, Verbände und sonstige Interessenvertretungen. Ziel ist, dass die Unternehmen die Belastung durch Aids nicht von sich schieben, sondern gemeinsam schultern. In der Demokratischen Volksrepublik Kongo (ehemals Zaire) hat sich aus der Beratung für die niederländische Heineken-Brauerei bereits eine Unternehmenskoalition gegen Aids gebildet. Auch in Nigeria entsteht eine solche Gemeinschaft. Weltweit haben sich Unternehmen zu einer Global Business Coalition on HIV/Aids (GCB) zusammengefunden. Auch die Vereinten Nationen haben mit dem Global Compact ein Forum für soziale Verantwortung interessierter Firmen geschaffen.
Unternehmenszusammenschlüsse erreichen Manager und Unternehmer einer nationalen Wirtschaft, die auf diesem Weg über HIV/Aids informiert und für die eigenen Handlungsmöglichkeiten sensibilisiert werden. Unternehmensgruppen können mit Einrichtungen, die Aids-Prävention oder -Behandlung anbieten, Angebote aushandeln, welche die Einführung eines HIV/Aids-Arbeitsplatzprogramms erleichtern. Maßnahmen wie die Ausbildung von betriebseigenen HIV/Aids-Ansprechpartnerinnen und -partnern oder die Herstellung von Informationsmaterialien werden zentral gesteuert und somit billiger. Die Kosten und zeitlichen Belastungen für das Einzelunternehmen durch die einzelnen Komponenten einer umfassenden HIV/ Aids-Intervention können reduziert werden.
Denkbar ist auch die Gründung eines Aids-Fonds zur Unterstützung von Gruppenversicherungspaketen. Gemeinsam haben es Unternehmen auch leichter, einen Zugang zu den internationalen Hilfsgeldern zu erhalten, die für die Einführung der antiretroviralen Therapie bereit stehen. Mit ihrem Fachwissen will die GTZ den Unternehmen die Türen öffnen und die Antragsstellung erleichtern. “Gemeinsam sind wir stark” - dieses gewerkschaftliche Motto kann durchaus auch für das Aids-Engagement des Privatsektors gelten.
ArbeitsplatzprogrammBausteineVertrauen: Eine betriebseigene HIV/ Aids-Politik legt den Grundstein für einen verantwortungsvollen und unterstützenden Umgang mit HIV-infizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Betrieb. Anonymität und Schutz vor Diskriminierung müssen garantiert werden. Nachhaltigkeit: Betriebseigene Zuständigkeiten wie ein Koordinator sind notwendig, um das Programm über Jahre zu erhalten. Betriebsteams, gebildet aus den verschiedenen Mitarbeitergruppen, sollen das Programm möglichst nah an den Bedürfnissen der Belegschaft ausrichten. Analyse: Es gilt Kenntnisse, Denkmuster, Praktiken und Verhaltensweisen bezüglich Sexualität und HIV/Aids zu untersuchen. Prävention: Zu den vorbeugenden Maßnahmen gehören Informationsmaterialien, Schulungen, Unterhaltungsveranstaltungen und die Verteilung von Kondomen. Die Aufklärung über Aids und Ansteckungsgefahren wird von speziell ausgebildetem Personal übernommen. Behandlung: Im Rahmen der medizinischen Versorgung sollten freiwillige HIV-Tests mit Beratung angeboten werden. Wichtig ist auch die Behandlung von Geschlechtskrankheiten als hoher Risikofaktor, von Erkrankungen, die durch die Schwächung des Immunsystems entstehen, und die Therapie mit antiretroviralen Medikamenten. Personalwesen: Eine Überarbeitung der medizinischen und sozialen Leistungen und die Optimierung des Versicherungspakets ist in den meisten Unternehmen notwendig. Gemeinwesenarbeit: Prävention und Behandlung können gut auf die Gemeinden und Familien der Belegschaft ausgeweitet werden. Auch der Einfluss auf Kunden und Zulieferer kann genutzt werden. Erfolgskontrolle: Der Prozess und die Wirkung werden durchgehend verfolgt, um aus Stärken und Schwächen zu lernen Ute Papkalla |
aus: der überblick 03/2004, Seite 84
AUTOR(EN):
Ute Papkalla:
Ute Papkalla ist Medizinanthropologin und Journalistin. In dem überregionalen Projekt "Aids-Kontrolle in Unternehmen in Afrika" (ACCA) der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) betreut sie Partnerschaften mit Industrieverbänden und Unternehmen in Namibia und Sambia.