Ivan Krastev:
Shifting Obsessions.
Three Essays on the Politics of Anticorruption.
Central European University Press, Budapest/New York 2004, 118 S.
In einem der Essays kommt Ivan Krastev am
Beispiel von Bulgarien zu dem provokanten
Schluss, dass es für nicht-korrupte Regierungen
keine Anreize gibt, Antikorruptionskampagnen
zu betreiben. Dies begründet
er damit, dass die Erwartungen der Wählerschaft
nach aggressiven Kampagnen im
Wahlkampf sehr hoch sind, Erfolge bei der
Bekämpfung kurzfristig aber kaum sichtbar
werden und sich daher nicht vorteilhaft
auf die Wiederwahl auswirken. Er empfiehlt
Regierungen daher, ihre Kampagnen ohne
großes Aufsehen und markante Rhetorik zu
verfolgen.
Ulrich von Alemann (Hrsg.):
Dimensionen politischer Korruption.
Beiträge zum Stand der internationalen Forschung.
Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005, 502 S.
In diesem Band sind Aufsätze von Korruptionsforschern aus verschiedenen Disziplinen vereinigt. Es stellt das erste umfassende Werk im deutschsprachigen Raum dar, das sich der politischen Korruption widmet. Bei Definition, Typologisierung und Erkennung gehen die Meinungen weit auseinander, etwa darüber, was das Konzept Korruption ein- bzw. ausschließt. Der Band beschäftigt sich sowohl mit den historischen und theoretischen Grundlagen, als auch mit ethischmoralischen Aspekten und der Forschungsmethodik.
Fallstudien aus der Europäischen
Union, China und den USA, etc. veranschaulichen
zahlreiche Formen, die Korruption
annehmen kann. Abgerundet wird das Werk,
das Basiswissen für Studium, Wissenschaft
und politische Bildung bietet, mit Perspektiven
zur Korruptionsbekämpfung.
osteuropa: Schattenspiele.
Informelle Politik im Osten Europas.
Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde e.V. Berlin, 55. Jhg./Heft 10/Okt. 2005
Das Themenheft der interdisziplinären Monatszeitschrift
osteuropa enthält verschiedene
Aufsätze, die sich mit den Aspekten
informeller Politik in den Ländern der Region
beschäftigen. Die Autoren rücken die
im Schatten stattfindenden korrupten Praktiken
von Angehörigen des Staatsapparates
in Russland, Polen, der Ukraine und in den
anderen ehemaligen Sowjetrepubliken ins
Licht und widmen sich insbesondere der
Frage, welchen Einfluss die Korruption auf
die Transformationsprozesse und die Demokratie
in diesen Ländern hat.
Kerstin Holm:
Das korrupte Imperium. Ein russisches Panorama.
Carl Hanser Verlag, München Wien 2003, 264 S.
Die Autorin hält die Erfahrung der Korruption in Russland für "total und existentiell". Sie durchdringe alle Lebensbereiche, einschließlich der russisch-orthodoxen Kirche.
Heute müssen die Menschen selbst für einfache
Dienstleistungen des Staates Bestechungsgelder
zahlen. Kerstin Holm, Kulturkorrespondentin
der FAZ in Moskau, zeigt
auf, wie die Korruption in den verschiedenen
Epochen der russischen Geschichte funktioniert
hat und dass auch Versuche, sie durch
Behörden zu kontrollieren, nur zu neuer Bestechlichkeit
geführt haben.
Transparency International:
Jahrbuch Korruption 2005.
Parthas Verlag, Berlin 2005, 448 S.
Das Jahrbuch beschäftigt sich im Schwerpunkt
mit der Korruption im Bau- und Wiederaufbausektor,
der in aller Welt als der am
stärksten betroffene Wirtschaftsbereich gilt.
Neben Artikeln über die Ursachen, Mechanismen,
Folgen und Bekämpfungsmöglichkeiten
der Korruption im Bausektor enthält
das Jahrbuch auch einige Fallstudien, etwa
zu Mexiko und Deutschland. Der Korruptionswahrnehmungsindex
bildet den Einstieg
zum größten Teil des Jahrbuchs, der einer
Auswahl an allgemeinen Länderberichten gewidmet
ist. Der letzte Teil bietet anhand kurzer
Essays einen Überblick über den aktuellen
Stand der Korruptionsforschung.
Dieter Haller und Cris Shore (Hrsg.):
Corruption. Anthropological Perspectives.
Pluto Press, London 2005, 264 S.
Im Dickicht der Korruptionsliteratur besticht
diese Sammlung von Untersuchungen
aus ethnologischer Sicht durch ihren ungewöhnlichen
Zugang zu diesem Thema. Im
Mittelpunkt zahlreicher Essays stehen nicht
politische Prozesse, sondern informelle Regeln,
persönliche Beziehungen und alltägliche
Praktiken, in die Korruption Einzug
gehalten hat. Die Fülle der Beispiele reicht
von Korruption als Transitionsphänomen in
den ehemaligen Sowjetrepubliken über die
Europäische Kommission bis zum Enron-
Skandal in den USA und Alltagskorruption
in Bolivien.
Manfred Pohl:
Geschenkkultur und Korruption in Ost- und Südostasien (2/1992).
Edward J. Epstein:
Volksrepublik China: Kein Mittel gegen die Korruption (2/1992).
Robert Klitgaard:
Die Bekämpfung der Korruption (4/1992).
Kurt Pelda:
Offene Ohren für harsche Töne vom Parkett (3/2004)
Edward Clay:
Der alte Drachen hat sich gegen seine Peiniger gewendet (3/2004)
Marcus Bensmann:
Selbstbedienung der Eliten - Korruption in Usbekistan (1/2006).
fm
aus: der überblick 02/2006, Seite 63