Wenn ein Heft geplant, wenn nach Autoren gesucht wird, wenn die Texte übersetzt und redigiert werden, dann sitzt immer noch einer mit am Tisch: die Leserin oder der Leser. Mit der Zeit hat die Redaktion eine gewisse Vorstellung entwickelt, wie ihre Leser aussehen und was ihre Vorlieben sind. Dieses Bild, aus Gesprächen und der täglichen Korrespondenz gewonnen, lässt sich nach der Leserumfrage vom Herbst 2005 etwas besser zeichnen.
Der Leser ist ein Mann im besten Alter und an einer Universität, in der Entwicklungszusammenarbeit, bei der Kirche beschäftigt. Er kauft und verschenkt gern Bücher, und hat noch andere Zeitungen und Zeitschriften abonniert. Er liest fast immer den Leitartikel, vieles im Themenschwerpunkt, Einzelbeiträge je nach Interesse. Nach der Lektüre kommen die überblick-Hefte in den Bücherschrank, werden immer wieder mal hervorgeholt. Die überblick-Homepage dagegen lässt der Leser, der das Heft gedruckt vor sich hat, schlicht links liegen.
Befragt, an welche Themenschwerpunkte er sich erinnert, nennt er neben den letzten beiden Heften als erstes die Ausgabe über Tod & Trauerkultur. Aber auch von Afrika und der Schönheit ist etwas haften geblieben. Bei der Nutzung der Rubriken teilt sich das Bild, die Meditation und das Forum haben jeweils erklärte Leser und Nichtleser. Mit der Menge der Information über die Arbeit von Brot für die Welt und dem Evangelischen Entwicklungsdienst den Herausgebern der Zeitschrift aber sind alle, ist also der Leser, ziemlich zufrieden.
Mit der Auswahl der Beiträge und der redaktionellen Arbeit ist der Leser in jeder Hinsicht einverstanden, die Artikel sind ihm nicht einmal zu lang. Für den Sie haben es inzwischen bemerkt mehrheitlich eher konservativen überblick-Bezieher ist das Layout keineswegs von vorgestern. Dass Wissenschaftler und Journalisten als Autoren sehr unterschiedlich bewertet werden, zeigt der explizite Wunsch nach mehr Beiträgen von der einen oder anderen Gruppe. Dass das Verhältnis hier ausgewogen ist, lässt für die Redaktion nur den Schluss zu, dass bei der vielseitigen Leserschaft beides erwünscht ist. Lang, für ein weiteres überblick-Jahrzehnt ausreichend, ist die Liste der Themenwünsche: Religionen und Konflikte, die Jugend, das Alter, ungerechte Strukturen und ihre Veränderungen und auf einzelne Länder oder Regionen bezogen immer wieder Afrika.
Wenn außerdem noch so viel anderer Lesestoff im Haus ist, warum liest jemand dann den überblick? Ganz klar: weil dieser zum Denken anregt und weniger selbstverständlich weil sich in ihm häufig neue Sichtweisen finden. Deshalb würde der Leser den überblick auch vermissen, wenn es ihn nicht mehr gäbe. Um ihn zu erhalten, wäre er auch bereit, 25 Euro für das Abonnement zu bezahlen.
Die Redaktion hat sich gern und genau angehört, was der Leser zu sagen hat. Dazu gehören auch einige kritische Bemerkungen, etwa zum verspäteten Erscheinen im letzen Jahr. Dass dieses Heft trotz allem wieder pünktlich bei Ihnen eintrifft, ist auch Zuspruch wie diesem zu verdanken: 'der überblick' hat über Jahrzehnte meine Weltsicht verändert.
aus: der überblick 01/2006, Seite 94