Paco Underhill: Call of the Mall. Simon & Schuster paperback edition, New York 2005, 227 S.
Paco Underhill nimmt die Leser mit auf Themenspaziergänge
durch amerikanische Shopping
Malls. Der Einzelhandelsfachmann kann
der Architektur wenig und der Anlage nur bedingt
etwas abgewinnen, werden sie doch von
Immobilienverwertungspezialisten gebaut und
von Männern geplant, die wenig praktisch und
an der Mehrheit der Kunden Frauen vorbei
denken. Sein Blickwinkel ist das Kaufen und
Verkaufen. Dazu liefert er in 24 Kapiteln viele
kluge Beobachtungen. Man lernt auf unterhaltsame
Weise etwas über den amerikanischen
way of life, den sozialen Wandel, geschlechtspezifische
Verhaltensweisen und die Psychologie
des Verkaufens. Am Ende bilanziert er, dass das
Mall-Zeitalter seinen Höhepunkt überschritten
habe, dass sich diese Einkaufswelten am
Ende doch als zu künstlich erwiesen haben und
vielleicht am wichtigsten dass der Einkauf in
einem ganz normalen Laden auf der Hauptgeschäftsstraße
am Ende auch viel weniger Aufwand
erfordere.
Nelson Lichtenstein (Hrsg): Wal-Mart. The Face of Twenty-First Century Capitalism. The New Press, New York, London 2006, 348 S.
Der Band geht auf einen Streik im Oktober 2003 und eine Konferenz im April 2004 zurück. Wissenschaftler verschiedener Disziplinen (unter anderem Historiker, Ökonomen, Managementexperten) fragen nach den Gründen und den Strategien für den Erfolg von Wal-Mart und diskutieren über die Vorteile der bis ins kleinste Detail durchgeplanten Logistik des weltweit operierenden Unternehmens und die Auswirkungen seiner Niedrigpreispolitik auf die Zulieferer, die Angestellten und die Konkurrenz im Einzelhandel. Die ausgefeilte Logistik und die günstigen Angebote haben ihren Preis, der von der Allgemeinheit getragen werden muss.
Schlecht bezahlte Arbeitskräfte brauchen staatliche
Unterstützungsleistungen, Konkurrenten
müssen aufgeben, Neuansiedlungen werden mit
öffentlichen Geldern gefördert. Trotz der globalen
Präsenz, der vielen Innovationen und der
kühlen, bisweilen brutalen Kalkulation, pflegt
das Unternehmen ein protestantisch-patriarchalisches
Image: Jeder ist ein associate, harte Arbeit
führt zu Erfolg, freies Unternehmertum bringt
voran. Alle zwölf Beiträge, darunter auch einer
über Wal-Mart in Mexiko, sind lesenswert und
überzeugen durch kenntnisreiche und differenzierte
Argumentation.
Liza Featherstone: Wal*Mart: Frauen im Ausverkauf. Meilensteine im Kampf um Arbeitsrechte, VSA-Verlag Hamburg 2006, 240 S.
Die amerikanische Journalistin Liza Featherstone hat von 2001 bis 2004 über die Arbeitsbedingungen von Frauen und sexuelle Diskriminierung bei Wal-Mart in den USA recherchiert. Kurz zuvor hatten einige Frauen einen Sammelklageantrag angekündigt, zu dessen Vorbereitung umfangreiche Befragungen und viele Anhörungen stattfanden. Liza Featherstone präsentiert in ihrem 2004 zuerst in den USA erschienenen Buch, was bis dahin ans Tageslicht befördert wurde. Viele Frauen haben schmerzhaft feststellen müssen, dass hinter der ihnen so freundlich erscheinenden Firmenphilosophie doch nur ein System steckt, in dem Männer andere Männer fördern und Frauen gleichen Lohn und Aufstiegschancen verweigern.
Nicht feministischer Ehrgeiz oder politisches Bewusstsein,
sondern die eigene Erfahrung und das
verletzte Gerechtigkeitsempfinden, haben sie am
Ende bewogen, Klage gegen Wal-Mart zu erheben.
Mit dieser größten Sammelklage aller Zeiten gegen
einen privaten Arbeitgeber, werde es, so ihre Hoffnung,
gelingen Wal-Mart zu "reformieren", damit
dessen Credo "Wer etwas leistet, bringt es auch
zu etwas" auch für Frauen gilt. Ausgehend von
den Zeugenaussagen und eine Reihe von Untersuchungen
ermöglicht das Buch einen Blick in den
Arbeitsalltag von Frauen im Einzelhandel und ihr
Selbstverständnis, zu dem die Loyalität gegenüber
dem Unternehmen ebenso gehört wie der Protest
gegen ihre so offensichtliche Diskriminierung.
Anthony Bianco: The Bully of Bentonville. How the High Cost of Wal-Mart's everyday Low Prices is hurting America, Currency New York 2006, 320 S.
Der Journalist der amerikanischen Zeitschrift
Business Week berichtet in diesem Buch in zehn
Kapiteln von Wal-Mart, von seinem Gründer und
dessen Nachfolgern, vom Angriff auf die Konkurrenten,
von seinen Methoden und seinen Gegnern.
Dazu gehört jeweils ein Kapitel über Wal-
Mart und China und eines über seine Kritiker in
den verschiedenen Kirchen. Weil er viel Gewicht
auf die handelnden Personen legt, wird vieles verständlich,
was sonst nur mühsam erklärt werden
kann, etwa die große Loyalität der Angestellten
gegenüber Sam Walton und die Schwierigkeiten,
die seine Nachfolger heraufbeschwören. Anthony
Bianco gelingt es, sowohl von innen, vom Kommandostand
in Bentonville, und von außen, aus
der Sicht von Gewerkschaftern und Kirchenleuten,
zu erzählen. Das gründliche und gut durchdachte
Buch ist so gut geschrieben, dass es streckenweise
geradezu spannend ist. Gleichzeitig ist
die Argumentation ungeheuer differenziert, das
Urteil aber dennoch klar. Wal-Mart das ist eine
amerikanische Erfolgsgeschichte, die derzeit an
ihre Grenzen stößt, weil auch im amerikanischen
Kapitalismus manches Grenzen hat.
Charles Fishman: The Wal-Mart Effect. How an Out-of-Town Superstore Became a Superpower. Allen Lane, London 2006, 294 S.
Charles Fishman nähert sich Wal-Mart als Reporter,
er spricht mit (zufriedenen und ruinierten)
Lieferanten, solchen, die sich dem Giganten
entzogen oder ihm widersprochen haben und
anderen, die Wal-Mart süchtig gemacht hat. Er
redet mit ehemaligen und heutigen Angestellten
des Unternehmens, er referiert, was es an Studien
gibt und geht den Arbeitsbedingungen und Umweltauswirkungen
in Chile, Bangladesh und Brasilien
nach. Die Beobachtungen und Gespräche
verbindet er mit klugen Beobachtungen darüber,
wie das Unternehmen aus Bentonville durch sein
phänomenales Wachstum in die Krise geraten ist
und dass das, was einst die Stärke war, harte Arbeit
und Sparsamkeit aus der Provinz, nun zum
seelen- und rücksichtslosen Nachteil wird. Mit
den unbeabsichtigten Nebenwirkungen und den
Kritikern, die sie auf den Plan rufen, tut sich das
Unternehmen schwer. Am Ende plädiert er dafür,
dass Denken über Wal-Mart zu verändern und die
gesellschaftlichen Folgen in den Blick zu nehmen.
Fishman hat ein differenziertes und lesenswertes
Buch geschrieben, im besten Sinne ausgewogen
und kritisch zugleich.
Benjamin R. Barber: Consumed. How Markets Corrupt Children, Infantilize Adults, and Swallow Citizens Whole. W.W. Norton & Company 2007, 406 S.
Der amerikanische Politikprofessor, durch sein auch ins Deutsche übersetze Buch Jihad vs. McWorld 1995 einer weiteren Öffentlichkeit bekanntgeworden, geht scharf mit dem Konsum-Kapitalismus ins Gericht. Während in früheren Zeiten die protestantische Ethik Max Webers harte Arbeit, weitsichtige Investitionen und asketische Zurückhaltung nicht nur wirtschaftliche Entwicklung möglich gemacht habe, sondern auch der Demokratie zugute gekommen sei, fördere der heutige, allgegenwärtige Konsumzwang Gier und kindisches Verhalten. Diese Infantilisierung großer Teile der Bevölkerung werde von Privatisierung, Herstellerkult und totaler Vermarktung gestützt.
Die Konsumwelt sei überall, omnipräsent, mache
süchtig, reproduziere und legitimiere sich ständig
selbst. Barber liefert so einen Rahmen für die
Einordnung vieler Phänomene von Fettsucht
bis Fernsehverdummung und der ihnen inhärenten
Gefahren für die Demokratie. Benjamin
Barber hat eine streckenweise anregende Kritik
des gegenwärtigen Kapitalismus und seiner beängstigenden
Auswirkungen geschrieben, aber
am Ende kein kohärentes Konzept dafür geliefert,
wie in den entwickelten Ländern (und den in
den Konsumrausch geratenen Teilen der übrigen
Welt) aus infantilen Konsumenten wieder mündige
Bürger werden können.
Bernhard Pötter: König Kunde ruiniert sein Land. Wie der Verbraucherschutz am Verbraucher scheitert. Oekom Verlag München 2006, 156 S.
Der Autor, lange Jahre Redakteur für Wirtschaft
und Umwelt bei der "tageszeitung", macht
Schluss mit einem Politikverständnis, dass Politik
und Wirtschaft für alle ökologischen und sozialen
Missstände im Handel verantwortlich seien:
"In den letzten Jahrzehnten haben sich Industrie
und Politik durchaus bewegt der deutsche Verbraucher
dagegen sehr selten." Er, oder genauer
sie, denn die meisten Kaufentscheidungen werden
von Frauen getroffen, versage auf der ganzen
Linie. Das will er ändern, und dafür präsentiert er
viele gute Argumente und praktische Vorschläge
für so gut wie alle Ebenen privaten Konsums.
Bernhard Pötter hat ein flottes Plädoyer für eine
Politik mit dem Einkaufswagen geschrieben. Die
Verbraucher, so seine Überzeugung, haben wesentlich
mehr Macht, als sie denken.
Christine L. Williams: Inside Toyland. Working, Shopping and Social Inequality. University of California Press, Berkeley, Los Angeles, London, 2006, 254 S.
Christine Williams, Professorin für Soziologie in Texas, hat jeweils sechs Wochen in zwei riesigen Spielzeuggeschäften mit jeweils siebzig Angestellten gearbeitet. Beide verkaufen überwiegend die gleichen Sachen, der eine (Toy Warehouse) jedoch an tendenziell jedermann zu niedrigeren, der andere (Diamond Toys) an ausgewählte Kundschaft zu höheren Preisen. Während Toy Warehouse in der Präsentation vor allen Dingen an Kinder wendet, spricht Diamond Toys Eltern mit pädagogischen Zielen an und hat überwiegend weiße Angestellte und Kunden. Williams geht es nicht um Konsumkritik, sondern um die Beziehungen in der Gesellschaft.
Ihr Fazit: Das heute praktizierte Konsum- und Einkaufsverhalten
hat soziale Ungleichheit zur Folge
und verstärkt sie weiter: "Die Organisation der
Läden verfestigt Ungleichheit durch geschlechtsspezifische,
hautfarben- und herkunftbezogene
Zuordnung; die Interaktionen im Laden folgen
dem Muster der Dominanz, das sie immer wieder
reproduzieren. Und die Lektionen, die wir
unseren Kindern beim Einkaufen erteilen, legitimieren
wirtschaftliche und soziale Ungleichheit."
Das untermauert sie mit vielen Episoden
aus dem Verkaufsalltag. In "alternativen" Nachbarschaftsläden
sieht sie keine Alternative, sie
seien lediglich die au pair-Version der McJobs-
Betriebe für einen sehr kleinen Teil der Mittelschichtkunden.
Sie setzt und hat dafür auch
Beispiele aus der amerikanischen Geschichte
auf den Konsumenten als kritischen Mitbürger,
der nicht in erster Linie auf Schnäppchen aus
ist, sondern sich und anderen Fragen stellt, sich
für die Herstellung und die Arbeitsbedingungen
interessiert. Christine L. Williams hat eine Soziologie
des Alltags geschrieben, die anschauliche
Erzählung mit kluger Reflexion verbindet.
Alex Wall: Victor Gruen. From Urban Shop to New City. Actar, Barcelona 2005, 267 S.
Der österreichische Stadtplaner und Architekt
Victor Gruen gilt als Erfinder der Shopping
Malls, er hat in den fünfziger Jahren in den USA
einige geplant und gebaut, darunter die erste
überdachte Shopping Mall in Southdale. Er
selbst hat die Vaterschaft aber später öffentlich
bestritten. Diesen Widerspruch löst Alex Wall
auf durch eine chronologisch angelegte Darstellung
von Gruens Wirken auf. Das sorgfältig
und reichlich illustrierte Buch zeigt, dass er
der Wegbereiter einer bald durch kommerzielle
Interessen und freiwillige Unterwerfung unter
das Automobil pervertierten Entwicklung war.
Man begreift, was diesen Pionier einer umweltverträglichen
und an den Bedürfnissen
der Menschen ausgerichteten Stadtplanung
in der unmittelbaren Nachkriegszeit in den
USA bewegt hat. Gruen wollte in den entstehenden
Vorstädten Räume schaffen, die zum
Verweilen und Konsumieren einladen und sie
mit öffentlichen Einrichtungen verbinden.
Autos sollten draußen bleiben, in vieler Hinsicht
ein europäisches Konzept. Seine Shopping
Mall war eher eine bürgerliche Utopie.
Nach der Rückkehr nach Wien hat er dort einen
Stadtentwicklungsplan erarbeitet, in dessen Rahmen in der Kärntner Straße die erste
Fußgängerzone entstand.
Andrew Seth/Geoffrey Randall: Supermarket Wars. Global Stratgies for Food Retailers. Palgrave Macmillian, Basingstoke 2005, 187 S.
Das Autorenteam, ein erfahrener Manager, ein Wirtschaftswissenschaftler, beschreiben die Expansion verschiedener Supermarktketten über die eigenen Landesgrenzen hinaus, warum sie erst so vergleichsweise spät und nur begrenzt stattfand, wie die großen Firmen in diesem Bereich vorgegangen sind und was für Erfahrungen sie auf den neuen Märkten gemacht haben. Anschließend diskutieren sie unter strategischen Gesichtspunkten, was erfolgversprechend sein könnte und was nicht.
Ein Kapitel analysiert die verschiedenen Aspekte,
die grundsätzlich gegen Supermärkte
und insbesondere gegen ihre transnationale
Tätigkeit vorgebracht werden. Das Buch ist
weit weniger kriegerisch als der Titel vermuten
lässt, da die großen Firmen noch kaum
gegeneinander angetreten und zum Teil Partnerschaften
mit schon im Investitionsland
existierenden Firmen eingegangen sind. Die
Autoren bewerten die Leistungen dieser Art
Einzelhandel grundsätzlich positiv, machen
aber auch sehr deutlich, dass Kauf- und Essgewohnheiten
sehr variieren und Konsumenten
ihre Vorlieben auch zu ändern pflegen.
José Saramago: Das Zentrum. Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek bei Hamburg 2004, 396 S.
Der alte portugiesische Töpfer verkauft seine Waren an das Einkaufszentrum der 30 Kilometer entfernten Stadt. Eines Tages erklärt man ihm, die Ware sei kaum noch verkäuflich, er muss sogar die schon gelieferten Teller und Krüge wieder abholen. Cipriano Algor und seine Tochter Marta, mit allen Eigenschaften guter Kleinunternehmer ausgestattet, entwerfen und entwickeln schnell Tonfiguren. Doch auch die finden am Ende keine Abnehmer. Währenddessen hat der Schwiegersohn, Wachmann im Zentrum, endlich die ersehnte Dienstwohnung im zugehörigen Hochhausturm bekommen, die kleine Familie zieht dort ein.
Nach dem Vater ergreifen auch die jungen Leute bald wieder die Flucht, zu überwacht, zu absurd ist ihr Leben dort und am Ende auch noch von einer grausigen, und auch noch vermarkteten, Entdeckung überschattet. Sie machen sich, zusammen mit einer von Cipriano Algor verehrten hinreißenden Witwe und einem zugelaufenen Hund, in eine ungewisse, freie Zukunft auf.
Saramagos Sympathie gilt dieser keineswegs
idealisierten Familie. Gerade weil er auf Rührseligkeiten
und anklagende Klischees verzichtet,
gelingt es ihm hervorragend, den Sog des
alles dominierenden Zentrums deutlich zu
machen. Die dort arbeitenden Einkäufer und
Hauptabteilungsleiter sind keineswegs unangenehme
Typen, sie agieren nur in der Logik
und Logistik einer schönen neuen Einkaufswelt.
Markus Verne: Der Mangel an Mitteln Konsum, Kultur und Knappheit in einem Hausadorf in Niger. Lit Verlag, Berlin 2007, 554 S.
Der vom Institut für Afrika-Studien der Universität Bayreuth herausgegebene Band basiert auf einer ethnologischen Dissertation aus dem Jahr 2005. Der Autor hat für seine Forschung in den Jahren 2000 bis 2005 insgesamt 16 Monate in dem Dorf Berberkia im Süden Nigers verbracht und beobachtet, wie sich die Menschen dort unter Bedingungen extremer Knappheit verhalten. Der permanente Mangel an Geld in dem Dorf hat einen Teil der Bewohner in die Arbeitsmigration getrieben.
Der Autor beschreibt im Detail die Ausstattung und Konsumgewohnheiten der Daheimgebliebenen, wobei es fast ausschließlich um die nötigste Kleidung und genug zu essen geht. Sehr schwierig ist es schon, das Problem der Finanzierung einer Heirat zu lösen.
Der Frage, wie sich die Knappheit auf die Lebenskultur auswirkt, gilt das besondere Interesse des Autors. Wer mehr als das Nötigste hat, so wird deutlich, muss mit den anderen teilen. Deshalb ist jeder bemüht, als äußerst arm zu erscheinen. "Kultur zur Armut" nennt der Autor das und formuliert es so: "Die mit Abstand einfachste Möglichkeit, sich der Herstellung tatsächlicher Knappheit durch die Teilnahme anderer am eigenen Konsum zu entziehen, ist in Berberkia, bereits die Bitte um Teilnahme zu verhindern und dies kann nur durch den Versuch gelingen, den Verdacht, man besäße mehr als das Nötigste, gar nicht erst aufkommen zu lassen." Diese Kultur sei eine Reaktion auf die Knappheit der Konsumgüter, trage aber auch mit dazu bei, die Rahmenbedingungen für solche Knappheit mitzugestalten.
Das Buch macht deutlich, warum es so schwierig
ist, aus dem Teufelskreis der Knappheit herauszukommen.
Andererseits lässt die Binnensicht
auf das Dorf aus dem Blickfeld geraten, welche
Wechselwirkungen und Dynamik durch die Arbeitsmigration
und die Geldsendungen und Mitbringsel
der Migranten entstehen. Dadurch wird
aber so ein scheinbar isoliertes Dorf in die globalen
Wirtschaftsbeziehungen eingebunden.
Die Globalisierungsmacher. Edition Le Monde diplomatique, Oktober 2007
Die Themenhefte der neuen Reihe Edition LMD
erscheinen zweimal im Jahr und enthalten ausgewählte
Texte aus Le Monde diplomatique, ergänzt
um aktuelle Reportagen, Portraits, Karten, Chronologien
und Graphiken. Im zweiten Heft der Reihe,
das ab Oktober über den Buchhandel und den
taz-shop zu beziehen ist, geht es um die Macher
der Globalisierung. Das sind natürlich zunächst
die Multis wie Ikea, Wal-Mart und Coca-Cola sowie
die hoch pokernden Spieler an den internationalen
Finanzmärkten. Darüber hinaus lenkt das Heft
den Blick aber auch auf die "Globalisierung von
unten", auf unbequeme Baumwollbauern in Mali,
cosmobile Putzfrauen und erfolgreiche Gewerkschafter
in El Salvador.
Ursula Bischof-Scherer: Supermarkt Umworbene Kundschaft. NZZ Format, Zürich 2005
Der Film zeigt fünf unterschiedliche Supermärkte.
Aldi kann über ein begrenztes Sortiment und
ohne jede optische Attraktivität preisgünstig anbieten,
im KaDeWe in Berlin wird der Einkauf zum
Erlebnis, man kann ausgewählte Produkte aus
aller Welt auch sofort genießen, ein kleinstädtischer
Familienbetrieb wirbt mit gutem Service
und regionalen Produkten (welche die Lieferanten
täglich frisch selbst ins Regal stellen), Metro testet
in einem Extra Future Store den Einkauf mit einem
persönlichen Einkaufsassistenten, einem Computeraufsatz
für den Einkaufswagen, der auch
erinnert, was man beim letzten Mal gekauft hat.
Und die Schweizer Migros-Kette besticht durch
Discount- und Premium-Ware unter einem Dach
und ihr, an den Umsatz gekoppeltes, soziales und
kulturelles Engagement.
Robert Greenwald: Der hohe Preis der Niedrigpreise. e-m-s new media AG, 2006
Der 97 Minuten lange Film informiert umfassend über die Schattenseiten des Aufstiegs und der Ausbreitung von Wal-Mart. Es geht um die Zerstörung des etablierten Einzelhandels, die schlechte Bezahlung in prekären Arbeitsverhältnissen, die Diskriminierung von Frauen und Menschen anderer Hautfarbe, die Beschäftigung illegaler Arbeitskräfte, den systematischen Ausschluss von Gewerkschaften, die Herstellungsbedingungen in China und Bangladesh, Umweltverschmutzung, jede Menge Einzelklagen gegen das Unternehmen, Sicherheitsrisiken auf riesigen Parkplätzen und schließlich Menschen, die dagegen kämpfen, dass Wal-Mart sich in ihrer Stadt niederlässt. Wie sehr das Geschäftsmodell zu Lasten der Bürger geht, wird vor allem zu Beginn deutlich, wenn fleißige Einzelhändler, manche eingefleischte Republikaner, den Niedergang ihrer Geschäfte beschreiben. Der 2005 in den USA entstandene Film hat dort einiges Aufsehen erregt und zur öffentlichen Diskussion von Wal-Marts Aktivitäten beigetragen.
aus: der überblick 03/2007, Seite 100