Zeichen setzen durch anderes Verhalten im Wirtschaftsleben
Mehr denn stehen wir vor der Aufgabe, unser persönliches Konsumverhalten zu überdenken und zugleich auf die Politik und die wirtschaftlich Mächtigen einzuwirken, damit sich die Rahmenbedingungen für eine menschliche Entwicklung endlich verbessern.
von Frank Kürschner-Pelkmann
Es gibt einen "roten Faden" in diesem "Forum", der so nicht geplant war. Aber die Beiträge zu sehr unterschiedlichen Themen machen alle deutlich: Es muss sich bei uns rasch und grundlegend etwas ändern. Es gibt die unterschiedlichsten Ansätze dafür, sich in die hiesige Politik und öffentliche Debatte einzumischen und gleichzeitig Zeichen zu setzen durch ein anderes persönliches Verhalten im Wirtschaftsleben.
Wir setzen in diesem Heft die Debatte über den Fairen Handel fort, und bei allem Bekunden, dass sich alle fast einig sind, muss doch konstatiert werden, dass es noch einen großen Diskussionsbedarf darüber gibt, wie der Faire Handel aus einer kleinen Nische herauskommen und deutlicher zeigen kann, dass ein anderes Wirtschaften möglich ist. Erfreulich bleibt bei allen kritischen Anfragen, dass sich so viele Menschen als Kunden und als Mitarbeitende in einem Laden dafür engagieren, dass wir nicht weiter unhinterfragt auf Kosten des Südens der Welt wirtschaften und leben.
Die Aktion "Mahlzeit", die von Brot für die Welt initiiert worden ist, setzt beim Koch- und Essverhalten an. Familien und Großküchen können durch den Kauf von ökologisch hochwertigen und unter sozial vertretbaren Bedingungen erzeugten Produkten dafür sorgen, dass nur das in den Kochtopf kommt, was unbedenklich gegessen werden kann. Die Initiative ist zu begrüßen, hat auch Erfolge zu vermelden, stößt aber immer da an Grenzen, wo Menschen es ablehnen, nennenswert mehr dafür zu zahlen, dass sie mit gutem Gefühl "Mahlzeit" sagen können. Hier haben auch die Kirchen noch einige Hausaufgaben zu erledigen.
Die andere Seite der Medaille ist die Veränderung der Rahmenbedingungen. Weder ein verändertes Konsumverhalten einer größeren Zahl von Menschen bei uns noch eine große Zahl erfolgreicher Entwicklungsprojekte im Süden der Welt können für sich genommen die globalen Probleme von Verelendung und Ungerechtigkeit beseitigen. Hier ist politische Einmischung gefragt, und dazu ermutigt in diesem Heft Bischof Christian Krause, der Vorsitzende des EED-Aufsichtsrats. Klaus Rieth, verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Brot für die Welt, hat die Erfahrung gemacht, dass mit eindeutigen und daher auch umstrittenen Positionen neue Sympathisanten gewonnen werden können. Es spricht alles dafür, sich verstärkt einzumischen und mehr Kompetenz zu erwerben, öffentliche Debatten auszulösen und durchzustehen.
Dazu gehört es auch, sich für die Anliegen von Menschen in Regionen wie dem Süden des Sudan einzusetzen, für die der Krieg zu einer jahrzehntelangen Alltagserfahrung geworden ist und die nun darauf hoffen, dass ihre Bemühungen um Frieden und Versöhnung von Menschen in der übrigen Welt wahrgenommen und unterstützt werden.
Wir stehen also mehr denn je vor der Aufgabe, unser persönliches Konsumverhalten zu überdenken und zugleich auf die Politik und die wirtschaftlich Mächtigen einzuwirken, damit sich die Rahmenbedingungen für eine menschliche Entwicklung endlich verbessern. Dass eine solche Arbeit einer professionellen Vorbereitung bedarf, haben Partnerorganisationen in Indien und Bangladesch erkannt, die Badal Sen Gupta besucht und beraten hat. Eine solch systematische Vorbereitung auf die Erledigung der Hausaufgaben könnte auch bei uns nicht schaden.
aus: der überblick 03/2001, Seite 119
AUTOR(EN):
Frank Kürschner-Pelkmann:
Frank Kürschner-Pelkmann ist Redakteur der FORUM-Seiten im überblick