Friedrich-Karl Bohnsack ist Mitte Februar im Alter von 58 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. Mit ihm verlieren auch "Dienste in Übersee" (DÜ, jetzt Teil des EED) und dessen Rückkehrer-Ausschuss (RKA) einen engagierten Mitstreiter.
Er stritt für eine gerechtere WeltFriedrich-Karl Bohnsack hatte zunächst Betriebswirtschaft studiert und sich dann für die Arbeit als Lehrer im Wirtschaftsschuldienst entschieden. Als Oberstudienrat unterrichtete er in seiner Heimatstadt Hildesheim an einer berufsbildenden Schule Mathematik, Religion und Politik. 1981 ging er zusammen mit seiner Frau Emmeli zum ersten Mal als Fachkraft nach Übersee: In Papua-Neuguinea unterstützte er die Lutherische Kirche beim Aufbau ihrer Buchführung und Verwaltung und bildete Lehrkräfte für kaufmännische Kurse aus. Das Unterrichtsmaterial, das er dafür verfasst hat, wird noch immer benutzt. Nach seiner Rückkehr an die Schule in Hildesheim 1985 engagierte sich Bohnsack in Initiativen der entwicklungsbezogenen Bildungsarbeit, darunter im Rückkehrer-Ausschuss von DÜ; von 1988 bis 1992 war er dessen Vorsitzender. Außerdem war er Berater im Vorstand und Projektausschuss von DÜ. 1993 gingen er und Emmeli erneut mit DÜ nach Übersee, diesmal in die Provinz Kivu im Osten des Kongo (damals Zaire). Hier beriet Friedrich-Karl ("Fritz") Bohnsack Projekte der protestantischen Kirchen in Finanz- und Wirtschaftsfragen, bildete zwei Mitarbeiterinnen aus und entwickelte ein Buchführungssystem, mit dem man mehrere Währungen gleichzeitig handhaben kann. Als nach dem Völkermord in Ruanda zahllose Flüchtlinge in den Kivu strömten, halfen die Bohnsacks sie zu betreuen. Wegen des Krieges, der dann zum Sturz von Präsident Mobutu in Zaire führte, wurden beide im Oktober 1996 zunächst nach Nairobi, Anfang 1998 nach Deutschland zurückgerufen. Wenn es nach Fritz Bohnsack selbst gegangen wäre, wären sie im Kivu geblieben. Zurück in Deutschland, arbeitete Fritz Bohnsack erneut im RKA mit. Sein größter Einsatz gehörte aber dem Verein ProKivu, den er im Jahr 2000 mit gründete. Dieser unterstützt über einen Partner im Kivu Kleinstprojekte, die langfristig helfen sollen. Bohnsack blieb den einfachen Menschen im Osten des Kongo eng verbunden; am liebsten wäre er erneut nach Afrika ausgereist. Gegenüber DÜ hat sich Bohnsack für kleine und basisnahe Projekte im Süden stark gemacht. Nach seiner Arbeit im Kivu setzte er sich zudem dafür ein, auch in Krisen- und Kriegsgebieten die Entwicklungsarbeit wenn möglich weiterzuführen, statt sich auf bloße Nothilfe zu beschränken. Fritz Bohnsacks Arbeitsweise wurde im RKA als gründlich und sachorientiert geschätzt. Er galt als jemand, der meist ohne Umschweife direkt zur Sache kam und sich mit ganzer Kraft für Gerechtigkeit in der Einen Welt einsetzte. Und so fanden, als er im Februar in Hildesheim beigesetzt wurde, gleichzeitig auch im Kongo für Friedrich-Karl Bohnsack Trauerfeiern statt. bl |
aus: der überblick 02/2004, Seite 101