Wie man mit Fehlschlägen umgeht
Die Entwicklungspolitik ist nun schon einige Jahrzehnte alt. Sie hat immer wieder Fehlschläge verkraften müssen und ihren Kurs korrigiert.
von Renate Wilke-Launer
Die Entwicklungspolitik ist mit Recht darauf stolz, dass sie nach Fehlern ihren Kurs korrigiert, auch wenn man sich gelegentlich wünschen mag, dass die jeweils neueste Richtung nicht immer gleich als der goldene Weg bezeichnet würde. Evaluierungen sind heute in großen Institutionen meist selbstverständliche Praxis. Darüber, dass sie immer wieder Fehlschläge und unerwünschte Nebenwirkungen ausweisen, sollte sich niemand wundern: Wie sollte es auch nur Erfolge geben, wenn die Rahmenbedingungen schwierig und Menschen am Werk sind, die sich irren und über die man sich täuschen kann.
Wundern darf man sich dagegen über die öffentliche Darstellung der Entwicklungshilfe - sowohl der staatlichen Zusammenarbeit als auch der Spenden sammelnden Organisationen. Da wird mit wohltönenden und manchmal reichlich großen Worten vorgeführt, wie segensreich das jeweilige Wirken ist.
Natürlich muss man um Unterstützung und Überweisungen werben - ganz überzeugend ist dieser Umgang mit dem Publikum aber nicht. Er ist, sagen wir, nicht ganz redlich. Vor allen Dingen ist er nicht im Sinne entwicklungspolitischer Aufklärung, die sich die meisten Institutionen ja auch auf die Fahnen geschrieben haben. Wer mit wachem Interesse die Welt verfolgt, wird ohnehin skeptisch sein und Fragen haben. Und: Wie sollen Fehler und Fehlschläge erklärt werden, wenn nie davon die Rede war, welche Schwierigkeiten Entwicklungszusammenarbeit in der Praxis bewältigen muss? Im "Forum" muss deshalb auch von Projekten berichtet werden, in denen nicht alles glatt läuft. Nicht um mit dem Finger auf Fehler anderer zu zeigen oder gar "Skandal" zu rufen, sondern um zu lernen. Nur so kann aus Sympathie für die Entwicklungszusammenarbeit Verständnis für fremde Menschen wachsen.
Schwierigkeiten sind ganz normal. In Uganda (siehe Seite 117) ebenso wie in Deutschland. Reformbedarf ist also überall. Auch beim "Forum", das deshalb mit dieser Ausgabe ein neues, frischeres Gewand bekommen hat. Und weil es zu Veränderungen oft eines Anstoßes bedarf, soll auch davon die Rede sein. Frank Kürschner-Pelkmann, der diesen Teil von "der überblick" seit Herbst 1999 mit großem Sachverstand betreut hat, wird mit dieser Ausgabe von Bernd Ludermann abgelöst, der Ihnen als Autor und Redakteur dieser Zeitschrift gut bekannt ist.
aus: der überblick 01/2002, Seite 109
AUTOR(EN):
Renate Wilke-Launer :
Renate Wilke-Launer ist Chefredakteurin des überblicks.