Die frühere Kornkammer hungert
von Bernd Ludermann
Der 83-jährige Staatschef Robert Mugabe setzt, um seine Macht zu erhalten, zum einen auf die Unterdrückung der Opposition. Er hat eine strenge Zensur eingeführt, die Unabhängigkeit der Justiz praktisch beseitigt und Wahlen fälschen lassen. Um der vorwiegend in den Städten verankerten Opposition die Basis zu rauben, hat er Mitte 2005 informelle Siedlungen zerstören und rund 750.000 Menschen gewaltsam aufs Land deportieren lassen.
Zum anderen spielt Mugabe geschickt seine Gegner und die Fraktionen seiner eigenen Partei gegeneinander aus. Nicht zuletzt kauft er Anhänger und korrumpiert Kritiker. So ist ein Teil der Farmen, die weißen Besitzern genommen wurden und angeblich landlosen Armen zugute kommen sollten, an Mitglieder der herrschenden Elite übertragen worden.
Mit solchen Machterhaltungstechniken hat Mugabe die Wirtschaft an den Abgrund geführt. Die Exporte sind eingebrochen unter anderem hat die Art der Landreform die Tabakproduktion sinken lassen -, und die Entwicklungshilfe für das Land wurde gekürzt.
Mangels Devisen wurden in der Folge Importgüter wie Benzin, Dünger und Vorprodukte für die Industrie knapp. Die Landreform verursachte zusammen mit einer Dürre und dem Mangel an Dünger und Treibstoff einen scharfen Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion gerade bei Grundnahrungsmitteln wie Mais. Die Knappheit ging mit einer Inflation einher, die 2007 auf über 10.000 Prozent anstieg. Der Versuch, Mitte 2007 die Preise per Verordnung zu halbieren, förderte nur den Schwarzmarkt und seine Profiteure weiter. Öffentliche Dienste wie das Gesundheitswesen sind verfallen.
Simbabwe, die einstige Kornkammer des südlichen Afrika, leidet gar unter einer Hungersnot: Etwa ein Viertel der Bevölkerung ist ins Ausland geflohen, von den Übrigen ist schätzungsweise ein Drittel aus Nahrungsmittelhilfe angewiesen.
Dennoch, so Henrike Berger vom EED, ist Entwicklungsarbeit weiter möglich. In Simbabwe hat der EED sein Engagement seit Mitte der 1990er Jahre stark ausgeweitet und nun 24 Partnerorganisationen. Er fördert vor allem ländliche Entwicklung und Ernährungssicherheit und unterstützt auch den Aufbau lokaler Friedenskomitees sowie traditionelle Konfliktlösungs-Strategien. Seit 2000 lässt der EED seine Partnerorganisationen von der einheimischen Beratungsfirma SABI Consulting unterstützen. Simbabwe war das erste afrikanische Land, wo er dieses Konzept anwandte.
aus: der überblick 04/2007, Seite 105
AUTOR(EN):
Bernd Ludermann
ist freier Redakteur des Forum im "überblick"