Es erfordert Disziplin, die gleichen Artikel immer wieder zu lesen, hat eine Hospitantin im Rückblick auf ihre Zeit in der »überblick«-Redaktion formuliert. Was im Englischen ganz locker daher kam, wirkt in der Übersetzung auf einmal ganz anders. Trocken, umständlich oder nicht präzise genug. Also muss nachgefragt und am Text gefeilt werden. Wenn er endlich für gut lesbar und aussagekräftig genug befunden wurde, wird er per Email in die Druckerei geschickt. Von dort kommt, ganz traditionell, die Fahne zurück, die noch einmal durchgelesen werden muss, nach Trennfehlern zum Beispiel. Es ist auch schon vorgekommen, dass ein Computerprogramm in einer Verarbeitungsstufe ein Wort automatisch in einen Begriff korrigiert hat, der ihm plausibler erschien; aus dem nigerianischen Staatschef Buhari wurde so ein Bauherr und aus CNI, dem chilenischen Geheimdienst, CHI. Spätestens jetzt muss Disziplin die Freude am Lesen und Lernen ersetzen.
Wenn dann die Texte umbrochen sind, folgen neue Korrekturvorgänge. Wie sieht die Seite optisch aus, ist die Bildunterschrift nicht zu lang? Dann wird unter Umständen handschriftlich eine Änderung vorgenommen, die in der Druckerei ausgeführt werden soll. Wer nicht sorgfältig Buchstabe um Buchstabe setzt, kann neue Fehler produzieren, wenn der Setzer die Zeichen anders deutet. Wenn dann die nunmehr schon ziemlich geplagte und die Texte im Schlaf hersagen könnende Redaktion nicht auf jeder Seite gleichermaßen konzentriert und diszipliniert alles erneut überprüft, kann leicht etwas schief gehen. Und das merkt dann erst der geneigte Leser.
So geschehen auf S.44 in Heft 1/2005. Da steht in der Bildunterschrift doch tatsächlich »die christliche Sekte Falun Gong«. Peinlich. Eine Seite zuvor hatte es noch korrekt »chinesische « geheißen. Immerhin hat der Leser gleich erkannt, dass es sich um einen Redaktions- und nicht um einen Druckfehler handelte. In der Umgangsprache müssen allzu oft die Drucker die den Redakteuren zugedachten Prügel einstecken. Und beide denken dann wehmütig an einen Berufsstand zurück, der leider fast ausgestorben ist: den Korrektor.
DIE REDAKTION
aus: der überblick 03/2005, Seite 0