Das Bild von Fussi zeigt ein typisches Motiv der tansanischen Tingatinga-Malerei. Der Erfinder dieses Stils, Edward Saidi Tingatinga, wuchs in einem Dorf im tansanisch-mosambikanischen Grenzgebiet auf und versuchte sein Glück im Dar es Salaam der sechziger Jahre. Schnell zeigte sich, dass die Malerei seine Lebensgrundlage sichern konnte: Sie erwies sich als Touristenattraktion.
Die farbenprächtigen Bilder - kräftige Lacke auf quadratische Pressspanplatten aufgetragen - zeigen meist die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Besonders die "big five" - die fünf großen Wildtiere Elefant, Löwe, Giraffe, Flusspferd, Antilope - und der Kilimandscharo sind Verkaufsschlager.
Tingatinga zog wegen seines Erfolges Verwandte und Schüler an, die von ihm lernen wollten und ihn kopierten. Um die große Nachfrage zu befriedigen, entwickelte sich eine Arbeitsteilung: Einer übernahm den Hintergrund, ein anderer die Tiere und ein dritter die Pflanzen. Inzwischen wird auch auf Leinwand gemalt, die die Touristen besser im Reisegepäck mitnehmen können.
Die tansanische Quadratmalerei entwickelte sich zu einer eigenen Kunstform. Sie drückt die Verbundenheit der Künstler mit ihrer Kultur, der Natur und dem dörflichen Zuhause aus. Mit ihr werden Motive alter, überlieferter Märchen und Geschichten dargestellt. Tingatingas Schüler entwickelten auch einen eigenen Stil - Uso Janja (schelmische Gesichter) -, mit dem sie politische und sozialkritische Aussagen in ihre Kunst aufnahmen.
Im nächsten Heft: Migration