"Wenn man verschiedene Instrumente hat, ist das eine Stärke"
Der EED und Brot für die Welt haben im Juni 2002 vereinbart, noch enger als bisher zusammenzuarbeiten. Welche Chancen bietet das, wo liegen noch strittige Punkte, wie hängt die Vereinbarung mit Forderungen nach der Gründung eines gemeinsamen Werkes zusammen? Die Direktorin von "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, und der Vorsitzende des EED-Vorstands, Konrad von Bonin, äußern sich gemeinsam zu diesen Fragen.
von Bernd Ludermann
FORUM: Im Kooperationsvertrag ist vorgesehen, dass der EED und "Brot für die Welt" gemeinsame entwicklungspolitische Leitlinien ausarbeiten. Wie weit ist das vorangekommen?
Füllkrug-Weitzel: Das haben wir noch nicht angepackt, weil wir das nicht für etwas Strittiges halten. Die gemeinsame Grundlage ist die Entwicklungs-Denkschrift der EKD von 1973.
FORUM: Unterscheidet sich die Förderpolitik beider Werke nicht voneinander?
Füllkrug-Weitzel: Nicht in den entwicklungspolitischen Grundlinien. Es gibt Unterschiede, die zu tun haben mit den unterschiedlichen Geldquellen und den verschiedenen Umsetzungsmöglichkeiten.
Von Bonin: Das sehe ich genauso. Bei der finanziellen Förderung sind im Falle des EED zum Beispiel die Träger in manchen Regionen viel größer "Brot für die Welt" leistet es sich, auch noch kleinere Partner zu fördern. Ich beneide sie ein wenig darum; das ist auch eine Frage der Bearbeitungsmöglichkeiten. Außer der finanziellen Förderung, wo beide tätig sind, haben die beiden Werke aber noch besondere Arbeitsbereiche: Die personelle Förderung beim EED, die Menschenrechtsarbeit bei "Brot für die Welt", die Inlandsförderung beim EED.
FORUM: Diese Arbeitsbereiche sind mit der Kooperationsvereinbarung aufgeteilt worden?
Füllkrug-Weitzel: Sie waren bereits aufgeteilt, und es ist Bestandteil der Kooperationsvereinbarung, dass wir daran nicht rühren.
FORUM: Wie beeinflussen die Geldquellen die Förderpolitik?
Füllkrug-Weitzel: Beim EED stellt sich manchmal die Frage nach politischen Vorgaben: Die Bundesregierung legt ab und zu besondere Förderlinien auf, zum Beispiel für ein bestimmtes politisches Vorhaben oder Land - etwa den Anti-Terror-Pakt oder jüngst für Zimbabwe, weil wegen der schlechten Regierungsführung dort die staatliche Zusammenarbeit beendet und die ausstehende Förderung über nichtstaatliche Organisationen geleitet werden soll. In solchen Fällen steht der EED vor der Frage, ob er die Mittel nehmen soll, auch wenn dies unter Umständen die Förderprioritäten nicht unwesentlich ändert. Für uns stellt die sich so nicht.
Von Bonin: Dazu muss man aber sagen: Mit der Vergabe staatlicher Mittel an die kirchlichen Zentralstellen sind keine politischen Auflagen verbunden. Der EED ist völlig frei, ja oder nein zu sagen, wenn bestimmte Regionen gefördert werden sollen. Wir gehen zum Beispiel nicht nach Afghanistan, auch wenn es hierfür staatliche Mittel aus dem Anti-Terror-Programm geben sollte, sondern diese Mittel gibt der EED ganz überwiegend nach Palästina.
FORUM: Die Kooperationsvereinbarung legt fest, dass "Brot für die Welt" dem EED eine jährlich festzulegende Summe aus Spendenmitteln zur Verfügung stellt, damit der EED daraus einen Teil des Eigenanteils aufbringen kann, der für staatlich finanzierte Projekte gefordert ist. Mangelt es dafür an KED-Mitteln, oder ist diese Vereinbarung eine strategische Entscheidung?
Von Bonin: Beides. Ein großer Teil der KED-Mittel wird für Aufgaben verwendet, die nicht direkt die Finanzierung internationaler Projekte betreffen: Für die Förderung der großen ökumenischen Zusammenschlüsse - vor allem des Ökumenischen Rates der Kirchen -, für die Inlandsarbeit und vieles Andere. Da die KED-Mittel in den vergangenen Jahren eher gesunken und die staatlichen Mittel für Entwicklungsförderung gestiegen sind, ist der EED in folgender Situation: Wenn er die vereinbarten Vorgaben, einen Anteil der internationalen Projekte aus kirchlichen Mitteln zu finanzieren, voll erfüllen will, dann wird die Freiheit geringer, andere Projekte zu fördern.
Füllkrug-Weitzel: Diese Zwangslage ist dafür verantwortlich, dass wir - sofern es notwendig und wünschenswert ist - in begrenztem Umfang Brot-Mittel für die Kofinanzierung einsetzen. Sie fließen aber in Projekte, die auch unseren Förderkriterien und -Schwerpunkten entsprechen. Längerfristig kann es allerdings nicht die Politik der kirchlichen Seite sein, die eine Art Mittel durch eine andere zu ersetzen. Das sage ich nicht, weil "Brot für die Welt" hier nicht kooperieren will. Sondern es ist unser beider Anliegen, dass beide Säulen der Finanzierung für kirchliche Entwicklungsarbeit erhalten bleiben: Spenden und Kirchensteuern. Wir wollen durch unsere Kooperation mit bewirken, dass das Aufkommen aus Spenden, aus Kollekten und auch aus Kirchensteuermitteln steigt und nicht sinkt. Wir wären unglaubwürdig, wenn wir von der Regierung fordern würden, dass sie ihre Entwicklungshilfe steigert, und zugleich Vorschub leisten, dass sie bei der Kirche sinkt.
Von Bonin: So ist es. Deshalb haben wir vereinbart, eine gemeinsame Steuerung aller Finanzmittel zu planen. In diesem Rahmen soll dann überlegt werden, wo es sinnvoll ist, Programme der anderen Werke gegenseitig mit zu finanzieren. Es gehört ja zur Tradition, dass zum Beispiel das Programm der Ökumenischen Diakonie "Kirchen helfen Kirchen" vom EED mit finanziert wird.
Füllkrug-Weitzel: ... wie auch umgekehrt ein Großteil der Finanzen für Dienste in Übersee von "Brot für die Welt" kommt.
FORUM: Laut Kooperationsvertrag soll nach außen sowohl ein Gesamtprofil des Kirchlichen Entwicklungsdienstes als auch ein besonderes von "Brot für die Welt" vermittelt werden. Wie lässt sich das vereinbaren? Liegt da nicht ein Problem, zumal "Brot für die Welt" anders als der EED um Spenden wirbt?
Füllkrug-Weitzel: Man kann ein gemeinsames Profil haben, das heißt sich in Grundfragen und Leitlinien einig sein, und trotzdem bei der Partnerwahl verschiedene Akzente setzen und sich im Inland mit verteilten Rollen, zu unterschiedlichen Gelegenheiten und auf verschiedene Weise als einzelne Werke äußern. Brot trägt viele Kampagnen und wird von Gruppen und Gemeinden als jemand betrachtet, der klar und wenn es sein muss auch provokativ Stellung bezieht. Wir haben daher eine gewisse Verpflichtung, uns auch dann zu äußern, wenn es anderen nicht opportun erscheint. Manchmal geht das gemeinsam mit dem EED, manchmal vielleicht nicht, und manchmal ist es vielleicht auch gar nicht sinnvoll und dem EED stehen dafür eher diplomatische Wege offen. Entscheidend ist, dass wir uns einig sind, was das politische Ziel ist und wie wir Christen in intelligenter Weise unsere unterschiedlichen Instrumente komplementär nutzen. Und natürlich muss unser Name immer wieder in der Öffentlichkeit auftauchen... 3
FORUM: Der von "Brot für die Welt" oder beide Namen?
Füllkrug-Weitzel: Besonders der von "Brot für die Welt". Der Name des EED muss vor allem in den für die kirchlichen Haushalte zuständigen Gremien auftauchen, in den Synoden ...
Von Bonin: ... vor allem in der Politik, gegenüber staatlichen Organen.
Füllkrug-Weitzel: "Brot für die Welt" muss in der Öffentlichkeit mit bestimmten Positionen identifiziert werden. Es geht nicht, dass alle möglichen spendensammelnden Organisationen sich äußern und es bei uns nur heißt: "Die evangelischen Kirchen sagen".
Von Bonin: Wir müssen uns in der Öffentlichkeitsarbeit wenn möglich vorab gegenseitig informieren und jedenfalls nicht unabgesprochen etwas Gegensätzliches sagen. Und wir haben in der Tat zum Teil unterschiedliche Rollen. Der EED ist der Förderer der entwicklungspolitischen Gruppenarbeit im Inland und zusammen mit Misereor bzw. der Katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe (KZE) ein besonderer Ansprechpartner für staatliche Stellen. Wir haben eine besondere Beziehung zum Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Entscheidend ist für mich, dass wir das unterschiedliche Profil wollen und nicht irgendeinen Einheitsbrei. Es wäre unprotestantisch, diese gewachsene Unterschiedlichkeit zwischen Brot und dem EED nicht als Schatz zu sehen. Das ist ein Reichtum, mit dem wir klug umgehen müssen. Dazu müssen wir uns gut absprechen, und dafür sehe ich die besten Voraussetzungen.
Füllkrug-Weitzel: Die Frage ist auch, ob sich bei unseren kirchlichen Trägern die Einsicht durchsetzt, dass es eine Stärke ist, verschiedene Instrumente zu haben, und keine Schwäche.
FORUM: Es ist aber der Eindruck entstanden: Früher hat "Brot für die Welt" die Öffentlichkeitsarbeit für den ganzen kirchlichen Entwicklungsdienst gemacht; dann hat man vier Werke der AGKED zum EED zusammengefasst, und jetzt gibt es plötzlich zwei Träger der Öffentlichkeitsarbeit. Liegt da nicht ein Problem?
Von Bonin: Ein gewisses Problem mag für manche Beobachter sein, dass sie gezwungen sind, genauer hinzugucken. Die Chance liegt aber darin, dass ein weiteres Spektrum dessen, was kirchlicher Entwicklungsdienst ist, in die Kirche hinein getragen wird. Wenn die Frage nach Spenden auftaucht, sage ich mit voller Überzeugung: "Unser Spendenwerk ist "Brot für die Welt"." Aber auch: "Der EED ist ein Werk der Evangelischen Kirchen mit entwicklungspolitischem Profil und wichtigen internationalen Programmen." Das ist weithin unbekannt gewesen. Ein Teil dessen, wofür der EED jetzt spricht, wurde früher in der Öffentlichkeit einfach nicht vertreten, und das war eine Schwäche.
Füllkrug-Weitzel: Das möchte ich einschränken: Das Problem war nicht, dass es in der allgemeinen Öffentlichkeit nicht bekannt war, sondern dass es in der kirchlichen unbekannt war. Dort muss man die Arbeit des EED kennen. Generell werden wir aber miteinander aushandeln, wie man die unterschiedlichen Segmente der Öffentlichkeit bedient. Im EED ist eine Öffentlichkeitsarbeit entstanden, die weit über das Kirchliche hinausgeht; dadurch entsteht diese Frage.
FORUM: Das beabsichtigt die Öffentlichkeitsarbeit des EED doch, oder?
Von Bonin: Das ist der Auftrag, den wir haben. Öffentlichkeitsarbeit ist jetzt als gemeinsames Feld entstanden, und ich bin zuversichtlich, dass "Brot für die Welt" und der EED sich da einigen werden.
FORUM: Man könnte Ihre Antwort, Frau Füllkrug-Weitzel, überzeichnet so deuten: Sie hätten es am liebsten, wenn der EED sich auf die kirchliche Öffentlichkeit beschränken würde.
Füllkrug-Weitzel: Das ist nicht überzeichnet. Diese Beschränkung war ursprünglich so verabredet. Wo der Auftrag des EED für eine allgemeine Öffentlichkeitsarbeit herkommen soll, weiß ich noch nicht. Früher galt in der AGKED die Verabredung, dass die Öffentlichkeitsarbeit von "Brot für die Welt" gemacht wird. Warum es jetzt eine allgemeine Öffentlichkeitsarbeit des EED geben muss, ist für mich noch nicht ganz nachvollziehbar.
Von Bonin: Wir haben laut unserer Satzung den Auftrag zu entwicklungspolitischer Bildung und Publizistik und beteiligen uns deshalb auch an der entwicklungspolitischen Debatte. Und wenn wir die Grundlage für die Entwicklungsförderung mit staatlichen und anderen Mitteln haben wollen, müssen wir bei Medien, Parteien, Ministerien und in der internationalen Szene arbeiten. Hinzu kommt, dass wir die Stimme unserer Partner aus dem Süden hier in Deutschland zu Gehör bringen wollen.
FORUM: Wird der Dialog mit dem Staat umgekehrt im wesentlichen dem EED überlassen?
Füllkrug-Weitzel: Parallel zu Herrn von Bonins Anspruch, Öffentlichkeitsarbeit zu machen, kann man da formulieren: "Brot für die Welt" hat immer schon politische Lobbyarbeit gemacht. Sicher in anderem Ausmaß und mit anderem Ziel: Wir müssen uns nicht bei der Bundesregierung für eine Erhöhung des Entwicklungshaushalts einsetzen, auch wenn wir diese Forderung des EED natürlich unterstützen. Wir beziehen aufgrund unserer Kompetenz und auf Anfrage von Partnern politisch Stellung. Aber es ist klar, dass der EED als Empfänger von staatlichen Mitteln noch eine andere Ebene des Dialogs mit der Bundesregierung hat.
Von Bonin: Das sehe ich ähnlich. Dazu muss man sagen: Beide Werke haben, nachdem es vorher einiges Hin und Her gegeben hat, nun bewusst festgehalten, dass der EED keine Spenden sammeln wird und "Brot für die Welt" sich nicht um staatliche Zuschüsse bewirbt. Das ist ein Kern der Kooperationsvereinbarung. Und das hat Folgen für andere Bereiche, darunter für die Öffentlichkeitsarbeit.
Füllkrug-Weitzel: Und für die Advocacy- und Lobbyarbeit. Da ist es schon ein Unterschied, ob man mit der Regierung auch über die Finanzierung im Dialog ist oder ob man, sage ich mal, die Freiheit hat, manchmal etwas provokanter zu sein. Aber damit kann man gemeinsam spielen.
Von Bonin: Da können wir in der Tat die verschiedenen Methoden abstimmen. Dadurch, dass wir vom EED mit vielen Leuten im Gespräch sind und Vertrauen genießen, können wir manchmal ja auch Einfluss nehmen, ohne an die Öffentlichkeit zu gehen.
FORUM: Sie sagen, es sei eine Stärke, verschiedene Instrumente zu haben. Laut den Beschlüssen des Rates der EKD ist die Kooperationsvereinbarung ein Schritt zu einem gemeinsamen Werk. Dann hätte man doch nur noch ein Instrument, oder? Ist die Kooperationsvereinbarung ein Schritt Richtung Fusion?
Füllkrug-Weitzel: Von Fusion spricht überhaupt niemand. Der Begriff sollte in diesem Zusammenhang gar nicht benutzt werden. Die Vereinbarung ist ein Schritt auf der Suche nach einem gemeinsamen Werk, das ist richtig. Aber was das organisatorisch bedeutet und ob das die Möglichkeit von differenzierten Handlungs- und Äußerungsmöglichkeiten ausschließt, ist damit in keiner Weise gesagt.
Von Bonin: Was immer man unter einem gemeinsamen Werk versteht: Es kann nicht das Interesse sein, so zu vereinheitlichen, dass die Chancen verloren gehen, die in unterschiedlichen Milieus, Traditionen, Stilen und Arbeitszusammenhängen liegen. Im übrigen wird mit der den Kirchen eigenen ständigen Ungeduld gefragt, wann das gemeinsame Werk zustande kommt. Und der Zusammenschluss zu dem vor allem vom Rat der EKD gewollten gemeinsamen Werk bleibt auch die Perspektive. Dazu ist meine Position: Die Sicherung der Qualität der Zusammenarbeit hat Vorrang vor Geschwindigkeit. Die Kooperationsvereinbarung gibt uns die Chance, unsere Zusammenarbeit zu stärken und zu verbessern. Die Schritte darüber hinaus müssen da warten können.
Füllkrug-Weitzel: Und die Kooperation wird zeigen, wie diese Schritte im einzelnen aussehen können. Wir können dadurch ausloten, wo wir weiter gehen können, als wir es uns jetzt vorstellen, oder wo wir erreicht haben, was wir wollen.
FORUM: Heißt das wenn die Kooperation gut funktioniert, kann das als Argument gegen weitere Schritte zur Zusammenführung beider Werke dienen?
Von Bonin: Nun, wenn es gut funktioniert, ist das schon ein Element eines gemeinsamen Werkes.
Füllkrug-Weitzel: Das kann man nicht schöner sagen.
FORUM: Der Rat der EKD - voll Ungeduld, wie Sie sagen - hat einen Satzungsentwurf für ein gemeinsames Werk für 2003 angemahnt. Wird daran gearbeitet?
Füllkrug-Weitzel: Ja, der Rat der EKD und der Diakonische Rat haben eine Satzungskommission eingerichtet. Aber man muss dazu sagen, dass diese Ungeduld auch mit der ansonsten nicht sehr umfangreichen Reform in der EKD zu tun hat. Der Entwicklungsdienst ist einer der wenigen Bereiche geblieben, wo sich da überhaupt etwas bewegt hat. Außerdem wird die Absicht, dass im kirchlichen Entwicklungsdienst nicht zu viel parallel und nebeneinander her läuft, durch die Abstimmung zwischen "Brot für die Welt" und dem EED nur sehr teilweise erreicht. Denn zwischen uns gab es schon immer die meiste Übereinstimmung und die engste Abstimmung, während ein Großteil der kirchlichen Entwicklungsbeziehungen nach wie vor völlig ungeordnet ist und auch bleiben wird.
FORUM: Sie spielen auf dezentrale Partnerschaften an?
Füllkrug-Weitzel: Ich denke an die Partnerschaftsarbeit von Gemeinden, Kirchenkreisen und Landeskirchen. Da können wir wenig zu mehr Koordination beitragen. Ich hoffe, wenn wir gut zusammenarbeiten, wird die EKD ihre Energie auch darauf richten.
Von Bonin: Der Entwicklungsdienst ist ein eigenes Feld, das ein eigenes Profil braucht und nicht abhängig gemacht werden sollte von möglichen Verwerfungen zwischen Hannover und Stuttgart. Wir haben mit der Kooperationsvereinbarung gezeigt, dass das auch möglich ist.
FORUM: Sie treten beide für ein gemeinsames Werk ein, wollen aber zugleich unterschiedliche Instrumente erhalten. Sollte man sich also ein gemeinsames Werk dezentral vorstellen, etwa mit unterschiedlichen Filialen?
Füllkrug-Weitzel: Warum wollen Sie jetzt schon wissen, was noch keiner weiß? Eines kann man klar sagen: Ein gemeinsames Werk ist keine Fusion und keine Übernahme, und es ist nicht zwingend mit einem gemeinsamen Standort verbunden. Darüber herrscht Einigkeit. Wir werden sehen, was an rechtlicher Überdachung über beiden Werken möglich und nötig ist. Sie werden uns jetzt nicht zu einer schlichten Antwort drängen können.
Von Bonin: Wir wissen noch nicht, wie das genau aussehen kann. Es gibt ja auch in Wirtschaft und Verwaltung rechtliche Einheiten mit verschiedenen Aktionszentren. Wichtig ist nur: Eine Grundvoraussetzung für ein gemeinsames Werk ist, dass es selbst über sich und seine Politik entscheidet und nicht dem imperativen Mandat von anderen unterworfen ist.
Zusammenarbeit von EED und "Brot für die Welt"Was legt die Kooperationsvereinbarung fest?Der EED und das Diakonische Werk der EKD haben im Juni eine Vereinbarung über die künftige Zusammenarbeit von "Brot für die Welt" - das im Diakonischen Werk angesiedelt ist - und dem EED unterzeichnet. Beide Seiten verpflichten sich unter anderem, sich gegenseitig Zugang zu ihren Gremien zu geben und eine gemeinsame Förderpolitik zu entwickeln. Mittelfristig sollen den Gremien, die die Projekte beider Werke bewilligen, dieselben Personen angehören. Die Arbeitsabläufe sollen angenähert und die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit arbeitsteilig, aber nach einem gemeinsamen Konzept ausgerichtet werden. Beide Werke sichern sich zu, nicht miteinander in Konkurrenz zu treten; so will der EED keine Spenden einwerben und "Brot für die Welt" keine staatlichen Projektmittel. Beide entwickeln ein Verfahren für eine gemeinsame Finanzsteuerung, das auch gegenseitige finanzielle Unterstützung vorsieht. bl |
aus: der überblick 04/2002, Seite 130
AUTOR(EN):
Bernd Ludermann :
Bernd Ludermann war viele Jahre Redakteur beim "überblick". Er arbeitet jetzt als freier Journalist in Hamburg und betreut unter anderem als Redakteur die Forum-Seiten im "überblick".