"Die Förderung darf keine Einbahnstraße sein" - Referatsleiterinnen und -leiter im Ressort Internationale Programme des EED
Der Evangelische Entwicklungsdienst hat jetzt die Personen berufen, die die Referate des Ressorts I leiten werden, also die Arbeitsbereiche, die für finanzielle Förderungen, Personalvermittlungen und die Fachberatung überseeischer Partner verantwortlich sind. In diesem Beitrag geht es um ihre Vorstellung und um ihre Vorstellungen. Als Vorstandsmitglied leitet Monika Huber das Ressort (siehe Porträt auf den vorangehenden Seiten).
von Frank Kürschner-Pelkmann
Karin Döhne (geboren 1952) hat am 1. Dezember die Leitung des Referats Afrika I (Ost- und Zentralafrika sowie Horn von Afrika) des EED übernommen. Zuvor war sie fünf Jahre in der Geschäftsstelle von Dienste in Übersee in Stuttgart tätig, zunächst als Asienreferentin und dann als Leiterin der Programmabteilung. Karin Döhne verfügt über langjährige Erfahrungen in der Entwicklungszusammenarbeit. Zusammen mit ihrer Familie lebte und arbeitete sie unter anderem neun Jahre als DÜ-Fachkraft in Nepal, zunächst in einem Basisgesundheitsprojekt und anschließend als Leiterin der Abteilung für ländliche Entwicklung der United Mission to Nepal. Daran schloss sich ein Management-Studium an der Lancaster University in England an, das sie mit dem Master's of Business Administration abschloss.
Für die zukünftige Arbeit ist Accountability für Karin Döhne ein zentrales Stichwort, und sie kann sich dabei auf die Ergebnisse der EED-Partnerkonsultation im Frühjahr berufen. Sie beschreibt die Aufgabe so: "Gegenseitige Rechenschaft soll zukünftig als Gestaltungsprinzip der Beziehungen von EED und seinen Partnerorganisationen, darunter viele Kirchen und kirchliche Einrichtungen, gelten. Förderung darf keine Einbahnstraße sein. Es muss uns ein zunehmend wichtiges Anliegen werden, Positionen der Partner in Übersee zu Themen wie Konfliktbewältigung, Handelsbeziehungen und Umgang mit biologischen Ressourcen hier ein angemessenes Forum zu schaffen."
Das EED-Referat Afrika 2 ist für die Zusammenarbeit mit Partnern im südlichen, südöstlichen und östlichen Afrika zuständig. Geleitet wird das Referat von Gabriele Fischer-Wilms (geboren 1947). Sie hat Ethnologie, Geographie und Indonesisch studiert und arbeitet seit 1978 für die EZE und jetzt für den EED. Zunächst war sie Regionalreferentin im Referat Mittel- und Südasien. Von 1990 bis 1993 arbeitete sie als Beraterin auf Zeit in Südasien (mit Sitz in Dhaka/Bangladesch) zum Thema gemeinwesenbasierende partizipatorische Entwicklung sowie alternative Gesundheitsarbeit. Von 1993 an leitete sie das Referat Mittel- und Südasien der EZE und dann von 1998 an das Referat Afrika 2.
Priorität in der Arbeit des EED-Referates Afrika 2 wird die Stärkung zivilgesellschaftlicher Gruppen als Basis einer partizipatorischen Entwicklung. Angesichts der Krisen in vielen afrikanischen Ländern kommt der Friedens- und Konfliktbearbeitung sowie der Krisen- und Katastrophenprävention ein hoher Stellenwert zu. Zu den Zukunftsaufgaben des Referats äußert Gabriele Fischer-Wilms: "Es geht darum, geeignete Wege und Möglichkeiten aufzutun, unsere Partnerorganisationen in Afrika zu ermutigen, ihre eigenen Kapazitäten und Potenziale zu entdecken und zu entfalten, und sie zu stärken, damit sie besser auf die sich verändernden Herausforderungen reagieren können und als wichtiger gesellschaftspolitischer Akteur zu Gunsten der Armen und Marginalisierten einen nachhaltigeren Beitrag als bisher leisten können."
Das EED-Referat Asien 1 arbeitet mit Partnern in Indien, Bangladesch, Sri Lanka, Nepal und Pakistan zusammen. Die Leiterin des Referats, Erika Märke (geboren 1953), begann 1976 ihre Tätigkeit in der EZE als Projektbearbeiterin im Asienreferat, zuständig für die Philippinen und die pazifische Region. Von 1981 an hat sie Politikwissenschaft, Volkswirtschaft und Agrarsoziologie studiert. 1986 kehrte sie in die EZE zurück und arbeitete im Referat Grundsatz, Evaluierung und Information. Mit 50 Prozent ihrer Stelle wurde sie die erste Frauenreferentin im kirchlichen Entwicklungsbereich. 1990 unterbrach Erika Märke noch einmal ihre EZE-Tätigkeit, um eine wissenschaftliche Arbeit zum Themenbereich Frauen, Ökologie und Entwicklung abzuschließen. Außerdem wurde sie zur Bundesfrauenreferentin der Grünen berufen. 1993 kam Erika Märke in die EZE zurück und arbeitete im Mittel- und Südasienreferat, dessen Leitung ihr 1998 übertragen wurde. Zu den Herausforderungen im neuen EED-Referat sagt sie: "Süd- und Mittelasien ist eine zunehmend instabile Konfliktregion mit sehr niedrigem Entwicklungsniveau. Der Krieg in Afghanistan hat die Lage weiter verschärft. Vorrangig scheint mir daher, dass der EED seine Bemühungen um Dialog und entwicklungsbezogene Zusammenarbeit zwischen Gruppen verschiedener Religionszugehörigkeit und ethnischer Abstammung in der Region intensiviert. Entwicklungszusammenarbeit muss zu mehr Gerechtigkeit für die Armen und Ausgegrenzten in Süd- und Mittelasien beitragen, um den Ursache für Gewalt entgegenzuwirken und Frieden und gewaltfreie Konfliktbewältigung zu fördern."
Heiner Knauss (geboren 1950) leitet das Referat Asien 2 des EED und hat damit eine ähnliche Aufgabe wie früher schon in der EZE. Heiner Knauss studierte Jura und ging nach einer Zusatzausbildung am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik für die Friedrich-Naumann-Stiftung nach Peru, um dort Laienrichterinnen und -richter auszubilden. Es folgte eine siebenjährige Tätigkeit im Grundsatz- und anschließend im Lateinamerikareferat der EZE und dann eine dreijährige Arbeit als DED-Beauftragter in Sambia. 1994 kehrte Knauss in die EZE zurück und übernahm die Koordination eines Kooperationsprogramms von Kirche, Staat und überseeischen Partnern Tansanias, bei dem es um eine bessere Zusammenarbeit im Gesundheits- und Ausbildungsbereich ging.
Seit 1998 hat Heiner Knauss das Referat Südost- und Ostasien in der EZE geleitet. Das EED-Referat Asien 2 ist für Programme in den asiatischen Ländern zuständig, die nicht zu Südasien gehören. Regionale Schwerpunkte sind dabei China, Indonesien und die Philippinen. Außerdem arbeitet das Referat mit überregionalen asiatischen Partnern wie der Christlichen Konferenz von Asien zusammen. Inhaltliche Schwerpunkte der Referatsarbeit sind ländliche Entwicklung, Menschenrechtsarbeit und Demokratieförderung. Eine Perspektive für die Zukunft: "Das Christentum ist in Asien eine Minderheitsreligion. Nach dem 11. September muss sich die kirchliche Entwicklungsarbeit in Asien noch stärker als zuvor befragen lassen, worin der friedenstiftende, versöhnende und auf Gerechtigkeit zielende Charakter ihrer Programme besteht."
Uwe Asseln-Keller (geboren 1953) hat die Leitung des Referats Lateinamerika/Karibik übernommen. Nach drei Jahren Arbeit in der Industrie war der Diplom-Kaufmann von 1978 an dreieinhalb Jahre für den Deutschen Entwicklungsdienst in Peru tätig. Nach eineinhalb Jahren Studium der Internationalen Agrarwirtschaft nahm er ein Angebot des UN-Entwicklungsprogramms UNDP an, für zwei Jahre in Kuba zu arbeiten. Es schloss sich ein kürzerer Auftrag in Ghana an. Zurück in Deutschland wurde Uwe Asseln-Keller 1986 von der EZE für den Bereich der Abwicklung und Begleitung von Projekten in Afrika und Lateinamerika eingestellt. 1994 übernahm er die Leitung eines der beiden Afrika-Referate der EZE und dann 1998 die Leitung des Referats Lateinamerika und Karibik.
Schwerpunkte des EED-Referats sind die nachhaltige Entwicklung in ländlichen Regionen in Lateinamerika und die Ermöglichung von politischer Beteiligung von Menschen, die bisher in der Politik keine Stimme hatten. Zu den Themen, mit denen der EED sich in Lateinamerika und der Karibik zunehmend konfrontiert sieht, gehören die Armut in städtischen Regionen und die Migration. Der Wunsch des Lateinamerika-Referenten für den EED: "Das Zusammenwirken der Menschen, die in den verschiedensten Bereichen im EED tätig sind, muss zu kohärentem Handeln auf allen Aktionsebenen führen - nur so werden wir zukünftig einen relevanten Beitrag in der Entwicklungszusammenarbeit leisten können."
"Die bestehende enge Zusammenarbeit mit weltweiten ökumenischen Organisationen beziehungsweise Partnern möchte ich konzeptionell noch besser in die gesamte Arbeit des EED einbinden. Angesichts der aktuellen Entwicklungen seit dem 11. September brauchen wir starke multilaterale ökumenische Akteure mehr denn je."
Tim Kuschnerus, geboren 1956, ist für die Förderung und Zusammenarbeit mit weltweiten Programmen, Kommunikationsprogrammen, Programmen in Palästina/Nahost sowie in Südosteuropa und den Kaukasischen Republiken verantwortlich. Für die Leitung dieses Referats ist Tim Kuschnerus gut vorbereitet. Nach dem Theologiestudium in Göttingen hat er ein Jahr als Lehrer an einer Berufsschule gearbeitet, ging 1982 als Post-Graduate-Stipendiat des Ökumenischen Rates der Kirchen für ein Jahr auf die Philippinen und arbeitete anschließend ein Jahr in einem Philippinen-Dokumentationszentrum in den Niederlanden. 1984 wurde er Vikar in Hannover und anschließend Pfarrer in einer Gemeinde in der Nähe der niedersächsischen Hauptstadt. Dorthin führte sein Weg zurück, als die EKD ihn 1992 zu ihrem Menschenrechtsreferenten und 1996 zu ihrem Ökumenereferenten berief. Seit 2001 ist Tim Kuschnerus für den EED tätig.
Der Auftrag klingt schwierig: Förderinstrumentenmanager "Finanzielle Förderung". Da ist es günstig, dass einer der erfahrensten Mitarbeiter der früheren EZE mit der neuen Aufgabe betraut worden ist. Dr. Manfred Wadehn soll für alle Aufgabenbereiche im Ressort I zur Sicherung der fachlichen Qualität der Projekte und Programme beitragen, ist für Budgetplanung, -überwachung und -verteilung zuständig, soll bei der Anwendung von Instrumenten zur Qualitätssicherung beraten und die Programmentwicklung voranbringen. Seine Ziele fasst Manfred Wadehn so zusammen: "Das internationale Programm des EED soll entwicklungspolitisch gut sein. Dem muss die Qualität der Planungen und Projektvorlagen entsprechen. Und auch die Begleitung und Budgetbewirtschaftung muss stimmen."
Manfred Wadehn wurde 1943 geboren. Nach dem Volkswirtschaftsstudium mit dem Schwerpunkt Regional- und Stadtentwicklung promovierte er in Kiel. Er arbeitete anschließend in der Stadt- und Regionalentwicklung in Brasilien und übernahm nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1979 in der EZE die Leitung des Referats Grundsatz und Evaluierungen. 1987 wurde er mit der Leitung des Südasienreferats beauftragt, 1990 stieg er zum Geschäftsführer für den Programmbereich der EZE auf. 1997 schließlich wurde er Leiter eines der beiden Afrika-Referate.
Die Aufgabe des Förderinstrumentenmanagers "Beratung" nimmt Dr. Badal Sen Gupta wahr, und sein wichtigstes Anliegen ist es, dass die Fachberatung durch Partner im Süden selbst wahrgenommen werden kann: "Das heißt, dass sich die Partnerorganisationen im Süden soviel programmatische, organisatorische und mangementmäßige Eigenkapazitäten aneignen, dass sie Herausforderungen, Aufgaben und Probleme in ihren Wirkungsfeldern eigenverantwortlich, eigenständig und nachhaltig angehen können. 'Selfhood' und 'Selfreliance' der Partnerorganisationen im Süden sind unsere übergeordneten Anliegen." (vgl. zu dieser Arbeit auch das Interview mit Badal Sen Gupta in der überblick 3/2001, S. 134)
Badal Sen Gupta wurde 1938 in Kalkutta geboren und kam nach einem naturwissenschaftlichen Studium nach Deutschland und England, um seine Kenntnisse der Gießereitechnologie zu vertiefen. Er studierte dann von 1962 an Volkswirtschaft in Deutschland. Dem Diplom schloss sich eine Promotion und eine Assistenz an der Universität in Nürnberg an. 1973 wurde Sen Gupta Referent für den indischen Subkontinent in der EZE und 1978 Leiter des Referats Mittel- und Südasien. 1987 wandte er sich dann seinem heutigen Arbeitsschwerpunkt zu, der Fachberatung. Zunächst ging er als Berater auf Zeit für die EZE nach Indien, um in Südasien zur Kapazitätsbildung bei Partnerorganisationen beizutragen. Seit 1992 unterstützt er von Bonn aus die Partner der EZE in verschiedenen Teilen der Welt bei dieser Aufgabe.
Die Aufgabe des Förderinstrumentenmanagers "Personal" übernimmt Oliver Märten, der bisher beim Deutschen Entwicklungsdienst tätig war. Wir werden ihn in der nächsten Ausgabe vorstellen.
aus: der überblick 04/2001, Seite 118
AUTOR(EN):
Frank Kürschner-Pelkmann:
Frank Kürschner-Pelkmann ist Redakteur der FORUM-Seiten im überblick