Gemeinsam Profil und Praxis verbessern
Jörg Schwieger (47) ist seit Juli 1999 stellvertretender Leiter der Geschäftsstelle und Referent der Stabsstelle Programmentwicklung und Controlling bei Dienste in Übersee in Leinfelden-Echterdingen. Ende Januar nahm er am jährlichen Treffen von NEPSA teil, dem Network of Ecumenical Personnel Service Agencies, das dieses Mal in New York stattfand.
Gespräch mit Jörg Schwieger
Das Interview führte Ilse Preiss
NEPSA - wer oder was steht denn hinter dieser Abkürzung?
NEPSA ist ein Netzwerk kirchlicher Personalvermittlungs und -entsendedienste in Europa und Nordamerika, die inhaltlich dem ÖRK nahe stehen. Allerdings sind nicht alle Mitglieder dieses Netzwerkes organisatorisch so selbständig wie etwa DÜ. In Skandinavien beispielsweise bildet die Personelle Zusammenarbeit eine Komponente der großen Organisationen, in denen die Kirchen ihr Engagement im Bereich Entwicklung zusammengefaßt haben. DÜ hat von Anfang an bei NEPSA mitgearbeitet: Wir waren Gastgeber sowohl eines vorbereitenden Treffens 1996 als auch des ersten Jahrestreffens 1997.
Welche Ziele verfolgt das Netzwerk?
Da geht es zum einen natürlich um den Erfahrungsaustausch über unser "operatives Geschäft": Was können wir voneinander lernen, um unsere Arbeit weiter zu verbessern? Ich habe auch dieses Mal wieder viele nützliche Anregungen mitgenommen. Nicht zu unterschätzen ist dabei das, was man heute "Benchmarking" nennt: herausfinden, wo man im Vergleich zu anderen steht, die im selben Sektor tätig sind. Das motiviert dazu, sich in Richtung auf "best practice" zu bewegen.
In New York haben wir außerdem diskutiert, wie unsere gemeinsamen leitenden Prinzipien bei der Auswahl von Fachkräften für übersee aussehen und welche gemeinsamen Indikatoren für eine erfolgreiche Auswahl wir feststellen können ein Thema, an dem wir intensiv weiterarbeiten wollen.
Denn da kommen wir bereits zum anderen Anliegen von NEPSA: der Personellen Zusammenarbeit der Kirchen den Stellenwert zu verschaffen, den sie auf Grund der Qualität der geleisteten Arbeit verdient, und zwar sowohl in der kircheninternen als auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Da geht es also um Policy, um Lobbyarbeit, um Förderung innovativer Ansätze...
Was heißt das konkret?
Ich will das an zwei Beispielen verdeutlichen, mit denen wir uns in New York ausführlich befaßt haben. Erstes Beispiel: Im Süden, insbesondere im Südpazifik und in Mittelamerika, sind eine Reihe von kirchlich getragenen Initiativen im Aufbau, die den Süd-Süd-Austausch im personellen Bereich entwickeln und als Netzwerke selber verantworten wollen. Darin liegt unserer Meinung nach ein großes Potential auch um die Beziehungen zwischen kirchlichen Werken im Norden und im Süden insgesamt stärker auf gleiche Augenhöhe zu bringen.
NEPSA begrüßt und unterstützt diesen Prozeß. Wir wissen, daß vieles im Süden selbst geleistet werden kann und bereits geleistet wird. Wir drängen uns deshalb nicht auf. Aber wir stellen als Partner auf Anfrage unser Wissen und unsere Erfahrungen zur Verfügung, die wir über Jahrzehnte bei der Bewegung von Menschen über Grenzen hinweg gesammelt haben. Und wir sind auch bereit, Brücken zu bauen zu Finanzierungsorganisationen im Norden.
Zweites Beispiel: NEPSA-Mitglieder werden verstärkt auf EU-Ebene offensiv werden, vor allem, um das negative Image, das die Personelle Zusammenarbeit bei der EU-Kommission hat, zu problematisieren. Dort ist bislang nicht richtig zur Kenntnis genommen worden, daß und in welchem Maße gerade die kirchliche Entwicklungsarbeit partnerschaftlich angelegt ist. Außerdem haben wir die Konzepte der Personellen Zusammenarbeit, unsere Personalprogramme und die Profile der Fachkräfte seit den 70er und 80er Jahren entscheidend weiterentwickelt.
Die Personelle Zusammenarbeit steht aber immer noch im Ruf, zur Projektdurchführung viel Personal aus dem Norden in den Süden zu schicken und zwar heutzutage unnötigerweise. Aber wir arbeiten ja gerade mit Durchführungsorganisationen im Süden, die ganz überwiegend einheimisches Personal beschäftigen und nur aus ganz besonderen Gründen eine externe Kraft anfordern. Das muß der EU-Kommission zur Kenntnis gebracht werden, ebenso wie beispielsweise Informationen über unsere Reintergrationsprogramme, über die Funktion von Inlandsverträgen oder über die Tatsache, daß es mittlerweile einen wenn auch noch kleinen Süd-Nord-Austausch gibt.
Da bietet sich eine Zusammenarbeit mit APRODEV an, der Vereinigung verschiedener evangelischer Hilfswerke in Europa...
Ja, natürlich. Die bietet sich schon deshalb an, weil dem Netzwerk von NEPSA Organisationen angehören, die auch Mitglieder von APRODEV sind siehe Skandinavien. NEPSA bemüht sich darum, die Inhalte, für die sich APRODEV engagiert, entsprechend zu komplettieren. Denn auch bei APRODEV wird die Personelle Zusammenarbeit noch nicht immer so wertgeschätzt, wie wir es für nötig halten. Darüber hinaus haben wir aus unserem Arbeitsschwerpunkt heraus Kontakte zu weiteren Foren, die entsprechende Lobbyarbeit betreiben.
Und wir arbeiten an einem Grundsatzpapier, in dem wir unser gemeinsames Verständnis der Personellen Zusammenarbeit darstellen und zusammenfassen, was für uns der "State of the Art" in diesem Bereich ist. Einen Entwurf dazu haben wir in New York gründlich diskutiert. Er wird jetzt überarbeitet und nach einem festgelegten Modus erneut diskutiert. Ziel ist es, das Papier beim nächsten NEPSA-Treffen im Januar 2001 in London zu verabschieden.
aus: der überblick 01/2000, Seite 134