Die radios populares in Lateinamerika müssen sich dem Wandel der Gesellschaft und der Medien anpassen
Lateinamerika hat eine lange Tradition unabhängiger lokaler und regionaler Rundfunkstationen, die mit ihren basisorientierten Programmen einen entwicklungspolitischen Beitrag leisten. Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich die Arbeitsbedingungen und Inhalte der Programme dieser radios populares erheblich geändert. Der Lateinamerikanische Verband für Rundfunkerziehung ALER hat jetzt eine kritische Selbstbewertung vorgenommen, die den Betreibern der Sender helfen soll, für künftige Anforderungen gewappnet zu sein.
von Christoph Dietz
Anders als in Europa haben die meisten Länder Lateinamerikas kein leistungsfähiges System öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten, die sich einem unabhängigen Journalismus verpflichtet fühlen und darüber hinaus auch einen kulturpolitischen Auftrag verfolgen. Vielmehr sind die Medien häufig von kommerziellen und parteipolitischen Interessen geprägt. So waren etwa im Jahr 1995 nicht weniger als 120 brasilianische Parlamentarier auch Besitzer von Rundfunk- oder Fernsehstationen, und von derzeit 18 Fernsehkanälen in der bolivianischen Hauptstadt La Paz sind 13 im Besitz von politischen Parteien und Wirtschaftsunternehmen. Die seit den fünfziger Jahren entstandenen unabhängigen radios populares sind der Versuch, diesen politischen und kommerziellen Einzelinteressen einen sozial verantwortlichen, an den Bedürfnissen des Gemeinwesens orientierten Journalismus gegenüberzustellen.
In den fünfziger und sechziger Jahren standen die pädagogischen Aspekte im Vordergrund der nichtkommerziellen Rundfunkarbeit. Sogenannte Radioschulen (escuelas radiofónicas) nach dem Vorbild des kolumbianischen Senders Radio Sutatenza dienten zur Alphabetisierung. Gleichzeitig entdeckten die bolivianischen Bergbaugewerkschaften, dass sie mittels ihrer "Minenradios" einen direkten und breiten Zugang zur Öffentlichkeit hatten. In den siebziger Jahren - in der Zeit der Militärdiktaturen und unter dem wachsenden Einfluss von Paulo Freires "Pädagogik der Unterdrückten" und der Befreiungstheologie - gaben die meisten Stationen das Konzept der formalen Schulbildung mit Hilfe des Hörfunks auf und widmeten sich der Verteidigung der Menschenrechte und der Stärkung von indigenen Gemeinschaften, Basisgemeinden und Gewerkschaften. Dann kam die Redemokratisierung in den achtziger Jahren, zahlreiche neue Stadtteilradios (community radios) wurden gegründet. In Anbetracht der veränderten politischen Rahmenbedingungen, der technologischen Entwicklung und abnehmender externer Fördermittel befinden sich die Radiostationen mittlerweile in einer weiteren Entwicklungsphase. Der Wettbewerb mit den kommerziellen Sendern um Hörer und Werbeeinnahmen, aber auch die Verbesserung der journalistischen Qualität und die Vernetzung mit anderen Akteuren der Zivilgesellschaft stehen jetzt auf der Tagesordnung.
Solche neuen Anforderungen bewogen den Lateinamerikanischen Verband für Rundfunkerziehung (ALER, Asociación Latinoamericana de Educación Radiofónica), seine Arbeit einer kritischen Selbstbewertung zu unterziehen und die Rundfunkstationen, die Mitglied in dem Verband sind, länderübergreifend zu befragen. Die daraus hervorgegangene Studie zur "Geltung und Wirkung des Volksradios" (Vigencia e Incidencia de la Radio Popular) ist schon allein deshalb bemerkenswert, weil die befragten Betreiber der Radiostationen von der Planung bis zur gemeinsamen Diskussion der Ergebnisse in den Evaluierungsprozess einbezogen waren. Hinzu kommt, dass diese Evaluierung nicht auf Druck von Geldgebern aus Übersee zustande gekommen ist, sondern das Ergebnis einer Eigeninitiative von ALER ist.
Die Studie macht deutlich, dass die entscheidende Stärke der community radios ihre Einbettung in die lokale Gesellschaft ist. Nach Selbsteinschätzung der Radiomacher bevorzugen die Hörer ihr Lokalradio, weil es ihnen Lokalnachrichten bietet und mit den Lebensgewohnheiten, sprachlichen und kulturellen Vorlieben sowie sozialen und wirtschaftlichen Problemen der Region besser vertraut ist als die in der Hauptstadt ansässigen kommerziellen Radioketten mit ihren lokalen Relaisstationen. Die community radios sind nicht nur wegen ihrer Lokalnachrichten bedeutsam, sondern auch, weil sie in strukturschwachen Gebieten wie dem Amazonastiefland oder dem Andenhochland persönliche Nachrichten übermitteln. Sie dienen also sozusagen als öffentlicher Fernsprecher für Glückwünsche, Geschäftsnachrichten und Mitteilungen.
Der Dialog mit dem Publikum beziehungsweise die aktive Einbeziehung der Hörer in die Programmgestaltung ist erklärtes Ziel aller interviewten Vertreter der radios populares, denn die Bevölkerungsmehrheit soll ihre Medien selbst gestalten. Umso erstaunlicher ist es, dass die Journalisten kaum noch ihre Studios verlassen und live aus den Dörfern, von Versammlungen und Festen berichten, wie sie es früher häufig getan haben.
In der Regel sind die Redaktionen der Radiostationen davon überzeugt, dass sie ihre Zuhörer und deren Bedürfnisse kennen, denn "unsere Zuhörer sind Leute wie wir selbst", so ein Mitarbeiter. Sicherlich ist dieses Konzept bei den kleinen Stadtteilradios sinnvoll. Ein Großteil der ALER-Mitgliedsstationen sendet aber in der gesamten Region und verzichtet dennoch auf eine systematische Hörerforschung.
Der Anteil der Programme, die in Eigenverantwortung von Basisgruppen und Gemeinden produziert werden, hat abgenommen, ebenso wie die Berichte, die die ehrenamtlichen Basisreporter (reporteros populares) bisher regelmäßig beigetragen haben. Dieser Trend wird dadurch verstärkt, dass die Sender weniger Geld zur Verfügung haben und der Zwang zur Professionalisierung wegen der Konkurrenz mit den kommerziellen Sendern zunimmt. Die kommerziellen Stationen beteiligen nämlich ihre Hörer mittlerweile auch mehr an den Sendungen, etwa in Diskussionen, Umfragen, Radiofestivals und ähnlichem - was bisher typisch für die radios populares war. Die Evaluierung macht deutlich, dass die radios populares ihre lokale Einbindung auf Dauer nur dann erhalten können, wenn ihre journalistische Qualität gegenüber der kommerziellen Konkurrenz bestehen kann.
Allerdings - so das Ergebnis der Studie - erfüllen die meisten radios populares nicht die Kriterien einer professionellen Personalführung und Projektplanung. Die Auswahl von Mitarbeitern richtet sich eher nach persönlichen als nach professionellen Kriterien, und häufig haben die neu ernannten Radiodirektoren kaum praktische Erfahrungen im Management oder Journalismus. Frauen sind mit 37 Prozent deutlich unterrepräsentiert, und sie werden meistens nur für Verwaltungsaufgaben eingesetzt. Die Qualifizierung von Mitarbeitern ist vor allem aus Kostengründen reduziert worden. Günstig entwickelt haben sich allerdings die pasantías, die von allen beteiligten Institutionen als Bereicherung empfunden werden. Dabei handelt es sich um drei- bis sechsmonatige Einsätze von Journalisten mit mehrjähriger Berufserfahrung in einem anderen Sender.
Dass die Qualität bei vielen Sendern unzureichend ist, mag auch daran liegen, dass nur wenige Stationen ihre Arbeitsweise systematisch planen und evaluieren. Zwar führen neuerdings immer mehr Sender Hörerbefragungen durch, aber häufig bleibt es bei Einzelstudien, die nicht zu einer kontinuierlichen Verbesserung des Programmprofils genutzt werden. Der Befragung durch ALER zufolge sind viele Radios darin geübt, ein theoretisches Gerüst zu entwickeln (was ausländische Hilfswerke im Rahmen eines Antrags auf Projektförderung verlangen). Aber diese Strategien spiegeln sich nicht wirklich in der längerfristigen Planung der Sender wider. Vielmehr sind offensichtlich eine beträchtliche Anzahl der Sender in kurzfristigem Aktionismus verfangen. Allerdings gibt es eine herausragende Ausnahme, nämlich den peruanischen Dachverband, die Coordinadora Nacional de Radio (CNR). CNR ist momentan der einzige Verband, der eine längerfristige Strategie verfolgt. Anfang Oktober wurde er vom neuen peruanischen Präsidenten Toledo für seinen entschiedenen Einsatz für Pressefreiheit und Demokratie ausgezeichnet.
Trotz der Mängel in der Qualität der Sendungen schätzt die Bevölkerung die radios populares als sehr glaubwürdig ein. Sie werden insbesondere in Krisenzeiten - vor allem unter schwierigen politischen Umständen, aber auch beim Katastrophenmanagement - von der Öffentlichkeit als verlässliche unabhängige Stimme wahrgenommen. Das erklärt sich wohl auch aus ihrer Geschichte. Bis in die achtziger Jahre arbeiteten die radios populares eng mit den sogenannten Volksbewegungen (movimientos populares) - Interessenverbänden der indigenen Bevölkerung, Gewerkschaften und Basisgemeinden - zusammen. Die Sendungen der radios populares dienten vor allem zur politischen Mobilisierung, Verteidigung der Rechte marginalisierter Bevölkerungsgruppen, zur Anklage politischer Willkür und zur Armutsbekämpfung.
Auch heute gibt es einen breiten Konsens der Radiomacher, dass die Bekämpfung von ungerechten Strukturen und die "Hilfe zur Selbsthilfe" weiterhin von zentraler Bedeutung sind. Allerdings haben diese Themen nur bei wenigen Stationen wirklich Vorrang im Programm. Vielmehr macht die ALER-Studie deutlich, dass jetzt andere Themen vorrangig auf der Tagesordnung stehen: Gender, Umwelt, Stärkung der Zivilgesellschaft und Demokratisierung. Diese neuen Themen, so mutmaßen die Autoren der Studie, spiegeln allerdings zu einem großen Teil die Schwerpunktsetzung der nationalen und internationalen Geldgeber wider.
Solche Konzessionen an die externen Finanziers liegen nicht zuletzt an der Geldnot vieler Sender. Nur 30 Prozent der befragten Radiostationen sind in der Lage, den laufenden Betrieb für die nächsten drei Jahre zu garantieren. 70 Prozent der Sender kämpfen mit ernsthaften Kostenproblemen, die häufig auch eine längerfristige inhaltliche Planung erschweren. Die Hälfte der Sender - in der Regel sind das die neueren und kleineren Stationen - bekommt keine finanzielle Unterstützung aus dem Ausland. Die anderen 50 Prozent erhalten allerdings immer noch Geldmittel von ausländischen Hilfswerken; normalerweise sind dies die großen und seit langem etablierten Sender.
Der Förderumfang hat aber kontinuierlich abgenommen. Das hat nach Aussage der Studie häufig Personalabbau, hohe Fluktuation der Mitarbeiter infolge der geringen Gehälter, Reduktion von Eigenproduktionen und letztlich eine verminderte Programmqualität zur Folge. Andererseits hat das Ausbleiben ausländischer Hilfsgelder auch positive Auswirkungen. Viele Stationen stellen sich jetzt ernsthaft dem Wettbewerb mit den kommerziellen Sendern, bauen eine eigene Marketing-Abteilung auf und bemühen sich um eine engere Kooperation mit lokalen Partnern und staatlichen Behörden. In ländlichen Regionen drängen die Sender zunehmend den Staat, ihre Leistungen für das Gemeinwohl auch mit Geldzuschüssen abzusichern.
Die Zusammenarbeit mit den Volksbewegungen hat seit den achtziger Jahren nachgelassen - als Folge des Bedeutungsverlustes dieser Gruppen. An ihre Stelle sind mittlerweile zahlreiche neue Initiativen getreten, etwa Umweltgruppen, Kulturzentren, nichtstaatliche Organisationen (NGOs) oder Verbraucherverbände. Im Gegensatz zur früheren Praxis pflegen die radios populares aber lediglich einen weitgehend unverbindlichen Kontakt mit diesen "neuen sozialen Akteuren" und beschränken sich auf eine neutrale Berichterstattung über deren Tätigkeit.
Nicht nur die Themen der Programme haben sich gewandelt, sondern auch ihr Stil. Prägten früher Sendungen mit erzieherischem Anspruch das Programmprofil, so gibt es heute beispielsweise in den Städten einige Jugendradios, die eine besondere Sensibilität für neuere kulturelle und musikalische Ausdrucksformen entwickelt haben. Aushängeschild der Sender sind heute aber Nachrichtenprogramme und Informationssendungen. Zur Zeit gibt es in fünf Ländern täglich ausgestrahlte nationale Nachrichtenprogramme, die vom jeweiligen Dachverband der radios populares produziert werden und über Satellit die Lokalradios erreichen. Zunächst ging es darum, den Mitgliedsradios ergänzend zu ihren eigenen Lokalnachrichten auch die Berichterstattung über Themen von nationaler Bedeutung zu ermöglichen. Zugleich war es aber auch ein Anliegen der Dachverbände, den für viele Länder charakteristischen Zentralismus im Nachrichtenbereich zu überwinden und Meldungen aus dem Landesinneren gleichberechtigt neben die Nachrichten aus der Hauptstadt zu stellen. Daraus entwickelte sich schließlich der Anspruch, auch auf nationaler Ebene Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen. Nach Selbsteinschätzung der Rundfunkmacher ergänzen diese national produzierten Programme ihre Eigenproduktion und stärken daher ihre lokale Stellung.
Zugleich kommt in der Studie aber auch zum Ausdruck, dass die radios populares bisher die öffentliche Meinung auf nationaler Ebene kaum beeinflussen. Zentrale Ursache dafür ist nicht etwa der begrenzte finanzielle Spielraum. Vielmehr fehlen in den Hauptstädten leistungsstarke Mitgliedssender, und es gibt eine scharfe Konkurrenz seitens kommerzieller Radioketten. In erster Linie, so die Autoren der Studie, fehlt den Dachverbänden ein strategisches Konzept. Wie das Beispiel des peruanischen Netzwerks CNR zeigt, könnte sich der Verbund der radios populares nämlich durchaus zu einer Stimme von nationaler Bedeutung entwickeln. Das würde aber voraussetzen, dass die Mitgliedsstationen sich aktiv an der Verbandspolitik und Strategiediskussion beteiligen und den Dachverband nicht nur als Dienstleistungszentrum für die Mitglieder verstehen. Hinzu kommt, dass die Dachverbände bisher kaum mit anderen Medien von nationaler Bedeutung zusammenarbeiten.
Im Rahmen der ALER-Studie wurden auch NGOs befragt. Diese betrachten die Rundfunkarbeit als ein wichtiges Element für den sozialen Wandel, wünschen sich aber gleichzeitig eine größere Bereitschaft der radios populares zu einer intensiveren Zusammenarbeit. Ein Beispiel für diese Zusammenarbeit ist das von der spanischen Caritas mitgetragene Radioprogramm für Ecuadorianer im Exil: Ein Netzwerk von ecuadorianischen und spanischen Radiosendern geht einmal wöchentlich mit aktuellen Nachrichten aus der Heimat, Diskussionsrunden sowie familiären Grüßen auf Sendung. Das Programm ist besonders populär, weil es eines der wenigen dauerhaften Bezugspunkte zur Heimat ist und Liveschaltungen auch zu den ecuadorianischen Sendern im Landesinneren bietet.
Mittlerweile unterhalten viele Radiosender auch Kontakte zu staatlichen Stellen, insbesondere im Gesundheits- und Erziehungswesen und in der Landwirtschaft. Häufig beschränkt sich diese Zusammenarbeit allerdings auf die Übertragung von vorproduzierten Programmen beziehungsweise die Bereitstellung von Sendezeiten für Programme, die von den staatlichen Stellen bezahlt werden. Die Beziehungen zu den anderen Medien sind oft zwiespältig. Viele radios populares betrachten weiterhin die kommerziellen Medien als ihre Hauptfeinde, die das politische und wirtschaftliche Establishment repräsentieren. Das ist sicherlich nicht verwunderlich, denn in einigen Ländern blockieren die Interessenverbände der kommerziellen Radiostationen die Legalisierung der community radios. Andererseits gibt es, insbesondere im Bereich der Nachrichtenproduktion, mittlerweile ernsthafte Ansätze einer für beide Seiten fruchtbaren Zusammenarbeit.
Die intensive Diskussion während der ALER-Generalversammlung machte deutlich, dass die meisten Radiomacher die selbstkritische Analyse der Evaluierung teilen. Insbesondere die Neudefinition des eigenen politischen Standorts wurde als vordringlich angesehen, also eine Strategiedebatte, die die veränderten politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt, aber auch die bedeutenden Veränderungen im Medienbereich wie technologischen Wandel, Professionalisierung, Medienvielfalt und veränderte Medienrezeption. Ziel ist es, sich mit anderen Gruppen der Zivilgesellschaft zu vernetzen und mehr mit anderen Medien zusammenzuarbeiten. Es geht auch darum, wie man auf nationaler Ebene mehr Einfluss nehmen und die Medien als Kontrollinstrument für die Politik (fiscalización) nutzen kann. Auf der Tagesordnung stehen ferner die Verbesserung des Managements und eine längerfristige Finanzplanung.
Bei aller berechtigten Kritik sollte freilich nicht vergessen werden, dass die Betreiber der radios populares Erfolge und Verdienste vorweisen können. Die Aufwertung indigener Sprachen etwa, die Förderung neuer kultureller Ausdrucksformen, die Stärkung der Gemeinwesenarbeit, aber auch der Sturz korrupter Lokalpolitiker oder die Verhinderung der Abholzung in ökologisch sensiblen Zonen sind Beispiele, wo die radios populares auch in jüngster Zeit wichtige Signale gesetzt haben. So ist es nur folgerichtig, dass in einem zweiten Schritt die spezifischen Stärken der radios populares systematisch ausgewertet werden sollen.
Die ALER-StudieUmfassende BestandsaufnahmeDer lateinamerikanische Rundfunkverband ALER (Asociación Latinoamericana de Educación Radiofónica) hat eine kritische Selbstevaluierung durchgeführt. Es handelt sich um eine breit angelegte, aktuelle Bestandsaufnahme zur Situation der wichtigsten entwicklungsorientierten Rundfunkstationen in Lateinamerika. Die Studie zur "Geltung und Wirkung des Volksradios" (Vigencia e Incidencia de la Radio Popular) ist die erste umfassende länderübergreifende Bestandsaufnahme. Ein Team von 16 Evaluierern besuchte 74 Radiostationen in zwölf lateinamerikanischen Ländern. Zusätzlich wurden die Betreiber von 22 Produktionszentren, 22 Radio-Verbände und über 50 Experten befragt. An alle Mitgliedssender wurden Fragebögen zu ihrer wirtschaftlichen Lage, zu Management und Personalführung, Fortbildung und technologischem Know-how verschickt. Über jedes untersuchte Land wurde ein nationaler Bericht angefertigt, der von den besuchten Institutionen gegengelesen wurde. Die Präsentation und gemeinsame Diskussion der Ergebnisse war Schwerpunkt der 11. ALER-Generalversammlung Mitte 2001 in Cumbayá bei Quito, Ecuador. ALER vereinigt die wichtigsten entwicklungsorientierten Radiostationen Lateinamerikas. Von ursprünglich 18 Mitgliedssendern bei seiner Gründung im Jahr 1972 ist der Verband mittlerweile auf 100 Stationen und Produktionszentren in 25 lateinamerikanischen Ländern angewachsen. Christoph Dietz |
aus: der überblick 04/2001, Seite 92
AUTOR(EN):
Christoph Dietz:
Christoph Dietz ist Lateinamerikareferent beim "Catholic Media Council" (CAMECO) in Aachen. CAMECO berät Misereor, den EED und fünfzehn weitere kirchliche Hilfswerke bei der Förderung von Medienprojekten in den Ländern des Südens und Ostens.