Ein ökumenisches Netzwerk lindert das Leid im Bürgerkrieg
Der grausame Bürgerkrieg in Darfur macht den Westsudan zu dem Krisengebiet, in dem zur Zeit die größte menschliche Not herrscht. Seit Beginn der Rebellion gegen die Regierung sind über 1,5 Millionen Menschen vertrieben worden - die meisten von Reitermilizen, die von der sudanesischen Regierung unterstützt werden.
von Bernd Ludermann
Angesichts des Ausmaßes der Not leistet das ökumenische Netzwerk Action by Churches Together (ACT), zu dem die Diakonie Katastrophenhilfe (DKH) gehört, in Darfur zusammen mit dem katholischen Caritas Internationalis Hilfe. Auch UN-Organisationen und andere nichtstaatliche Gruppen lindern dort das Leid. Doch manche Kriegführende behindern sie dabei. Ein Fahrzeug der DKH und von Caritas wurde im Oktober in Darfur sogar von Milizen angegriffen; die Hilfskräfte, von denen die meisten aus einheimischen Partnerorganisationen kommen, konnten flüchten.
Das Beispiel zeigt, dass die DKH im Jahr ihres fünfzigsten Jubiläums auf einem zunehmend schwierigen Terrain operiert. Einige Probleme hat der UN-Untergeneralsekretär für Humanitäre Angelegenheiten, Jan Egeland, im Juni vor dem UN-Sicherheitsrat geschildert: In rund zwanzig Konflikten weltweit behindern Kriegführende den Zugang zu den Opfern; mindestens zehn Millionen Menschen kann deshalb nicht geholfen werden. Angriffe auf Hilfskräfte werden vor allem in Afghanistan, dem Irak und Tschetschenien verzeichnet, aber auch in Somalia, der Côte d’Ivoire, den palästinensischen Gebieten und dem Sudan. Egeland beklagt auch, dass politische Interessen und die wechselnde Aufmerksamkeit der Medien für eine sehr ungleiche Verteilung der Hilfe sorgen. So fehlt in Krisen wie in Guinea und der Zentralafrikanischen Republik das Geld für die nötigste Hilfe.
Die DKH will solch “vergessene” Krisen zu einem Schwerpunkt ihrer Hilfe machen. Von Interventionstruppen wie in Afghanistan erwartet sie keinen Schutz für Hilfskräfte, sondern setzt darauf, über einheimische Partnerorganisationen Vertrauen vor Ort zu gewinnen. Doch das schützt nicht immer - siehe Darfur. Auch weitere Probleme sind dringend: Wie können Hilfswerke auf eine bessere Politik gegenüber Krisenherden drängen? Und was bedeutet gerade für ein christliches Hilfswerk der Missbrauch der Religion in Konflikten - etwa zwischen Christen und Muslimen? Nothilfe ist fünfzig Jahre nach Gründung der DKH komplizierter geworden - aber leider nicht weniger nötig.
aus: der überblick 04/2004, Seite 117
AUTOR(EN):
Bernd Ludermann :
Bernd Ludermann war viele Jahre Redakteur beim "überblick". Er arbeitet jetzt als freier Journalist in Hamburg und betreut unter anderem als Redakteur die Forum-Seiten im "überblick".