Entwicklungszusammenarbeit kann auf Engagement nicht verzichten
Es gehört zu den wohlbekannten Einsichten, dass Entwicklungsprojekte und -programme nur dann erfolgreich sein können, wenn diejenigen hochmotiviert sind, die in ihnen arbeiten. Wer als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter eines Hilfswerkes regelmäßig Projekte in Übersee besucht, bekommt einen Blick dafür, wo engagierte Menschen sich für ein Vorhaben einsetzen und wo die Motivation fehlt beziehungsweise zerstört wurde. Dass auch Fachkräfte aus Deutschland, die für Partner in Übersee arbeiten, nicht ohne eine hohe Motivation auskommen, die sie selbst durch Krisensituation trägt, ist ebenfalls unbestritten.
von Frank Kürschner-Pelkmann
Aktionen wie Brot für die Welt wissen seit Jahrzehnten, wie wichtig es ist, Menschen dafür zu motivieren, Geld und Zeit für die Unterstützung von Menschen in anderen Teilen der Welt einzusetzen. Die Benefiz-Gala zu Gunsten von Brot für die Welt und Misereor am 15. November im ZDF ist ein Beispiel dafür, wie mit gut gemachten kurzen Filmen Menschen dafür gewonnen werden können, die kirchlichen Hilfsaktionen finanziell mit großen Summen zu unterstützen (siehe die Meldung auf der Nachrichtenseite des Forums).
Auch die Menschen, die in unserer Kirche Verantwortung dafür tragen, die richtigen Prioritäten zu setzen, müssen für das Engagement für die Eine Welt gewonnen werden. Die persönliche Begegnung mit Menschen, die sich in Projekten engagieren, ist offenbar ein wichtiger Schritt hierzu, wie der Beitrag von Jürgen Duenbostel über eine entwicklungspolitische Themenreise belegt.
Schließlich, und das scheint nicht selten die schwierigste Aufgabe zu sein, gilt es, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Entwicklungsorganisationen zu motivieren. Diese Notwendigkeit ist in Interviews von Verantwortlichen der kirchlichen Werke immer wieder herausgestellt worden, und manches wird auch getan, um dies umzusetzen. Dazu bedarf es geeigneter Leitungspersönlichkeiten, und es ist notwendig, Umstrukturierungen so zu gestalten, dass die betroffenen Menschen sich einbezogen und als Teilhaber an einer gemeinsamen Sache ernst genommen wissen. In den letzten Ausgaben des Forums wurde deutlich, dass dies im Blick auf den Gründungsprozess des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) unterschiedlich wahrgenommen worden ist.
Vor allem die Tatsache, dass viele langjährige Beschäftigte aus Hannover und Hamburg nicht mit nach Bonn umziehen konnten, hinterlässt Spuren. Die kirchliche Entwicklungsarbeit lebt von erfahrenen und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, und es dauert, bis die Neuen die vielfältigen persönlichen Beziehungen in alle Welt neu aufbauen können, ohne die die Arbeit nicht möglich ist.
In den kommenden Jahren steht an, die Beziehungen zwischen Brot für die Welt und dem EED neu zu gestalten - in Richtung auf eine Fusion, ist die Auffassung vieler in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Ob und wann es zu einer solchen Fusion kommt, ist die eine Frage, aber die andere Frage ist ebenso wichtig: Wird es gelingen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so in den Diskussions- und Planungsprozess einzubeziehen, dass ihre Motivation erhalten bleibt und sogar steigt? Davon wird viel abhängen, und es ist zu hoffen, dass der gemeinsame Weg der beiden Werke wirklich ein gemeinsam getragener Weg wird. Wenn Modelle für die zukünftige Struktur der Arbeit die direkt Betroffenen überzeugen, ist das schon ein gutes Zeichen, aber das Gegenteil gilt auch. In den nächsten Ausgaben des Forums werden Sie lesen können, wie diese Diskussion weitergeht.
aus: der überblick 04/2001, Seite 115
AUTOR(EN):
Frank Kürschner-Pelkmann:
Frank Kürschner-Pelkmann ist Redakteur der FORUM-Seiten im überblick