Pudrig ist das Licht. Kein Horizont zu sehen, kein offener Himmel und auch keine Erde. Wer sagt, dass dies nicht Kulissen sind? Poster, am Computer entstanden,gezeichnet, gemalt? Die städtische Welt, gehalten unter einer großen Glasglocke. Ohne Kontext, ohne Umfeld. Gesichtslos und geschichtslos. Zeit und Raum verschwimmen. Das Streben nach oben aber zeichnet sie aus, die "Neon Tigers".
Der Fotograf Peter Bialobrzeski hat nach der Jahrtausendwende sieben asiatische Metropolen festgehalten, vertikale Städte wie Hongkong (hier im Bild), Bangkok, Kuala Lumpur, Jakarta, Shanghai, Singapur, Shenzhen, all die aufstrebenden, magischen Mega-Metropolen der "Tigerstaaten", die in den neunziger Jahren wirtschaftlich gesehen einen enormen Sprung gemacht haben. Die scheinbar virtuelle Megastadt, zu der die sieben für die Betrachter verschmelzen, ist die Wirklichkeit der Bewohner.
Diese hingegen hinterlassen auf den Fotos nur flüchtige Spuren, nahezu konturlos, erscheinen mehr als Schatten ihrer selbst und verkomplizieren so das synthetische Verwirrspiel. Die Menschen finden sich am Rande wieder. Denn die Stadt ist raumgreifend, ohne Anfang, ohne Ende und ohne Zentrum im europäischen Sinne. Das Stadtzentrum als Versammlungsort der Bürger haben die asiatischen Tigerstädte in ihrer Entwicklung übersprungen. Gelandet sind sie bei Einkaufszentren.
Die Ausstellung "Neon Tigers. Fotografien asiatischer Megastädte" ist noch bis zum 2. Januar 2005 im Museum der Arbeit in Hamburg zu sehen.
Im nächsten Heft: Wandel der Kirchen im Süden