K. Friedrich Schade gibt Leitung der Zeitschrift Entwicklungspolitik ab
Der langjährige Chefredakteur der "Zeitschrift Entwicklungspolitik", K. Friedrich Schade, ist im Dezember in den Ruhestand getreten. Mit einem gut besuchten Symposium über Friedenspolitik im 21. Jahrhundert wurde er im Museum der Weltkulturen in Frankfurt am Main verabschiedet. Für sein Lebenswerk hatte Schade Anfang Dezember den Medien-Sonderpreis des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) erhalten.
von Bernd Ludermann
Den Hauptvortrag des Symposiums "Friedenspolitik nach dem 11.9. und dem Irak-Krieg" hielt der frühere Entwicklungsminister Erhard Eppler. Er betonte, dass klassische zwischenstaatliche Kriege kein vordringliches friedenspolitisches Problem mehr seien und Kriege im Süden von einer Privatisierung der Gewalt gekennzeichnet würden. Eine der drängendsten Aufgaben sei deshalb, dort dem staatlichen Gewaltmonopol zur Durchsetzung zu verhelfen. Dazu müsse man sich auch auf militärische Interventionen einstellen. Damit löste er eine lebhafte Kontroverse aus. Deutlich widersprach Konrad von Bonin, der Vorstandsvorsitzende des EED: Die Bilanz bisheriger Versuche, mit Hilfe militärischer Interventionen Frieden und Entwicklung herbeizuführen, sei negativ das Rezept funktioniere in der Regel nicht, und es gebe Alternativen. Die frühere Direktorin des katholischen Schweizer Hilfswerks "Fastenopfer", Anne-Marie Holenstein, wies auf eine andere wichtige Lehre aus dem 9. September hin: Die Entwicklungszusammenarbeit könne nicht länger die Religion als Tabu oder Nebensache behandeln, sondern müsse sie mit ihren ambivalenten Wirkungen direkt in den Blick nehmen.
Im Anschluss würdigten zahlreiche Weggefährten das Lebenswerk von Schade. So erinnerte Norman Paech an die Zeit, als Schade und er zu einer Gruppe junger Sozialwissenschaftler im BMZ gehörten, das sie bald beschlossen zu verlassen. Schade leitete dann seit 1970, dem Jahr, in dem die Zeitschrift "epd-Entwicklungspolitik" gegründet wurde, diese Publikation. Bis 2003 erschien sie im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP); seitdem wird sie von einem ökumenischen Trägerverein herausgegeben, an dem auch Schweizer Werke beteiligt sind (vgl. Forum im überblick 1/03). Jörg Bollmann vom GEP bemerkte, Schade sei mit dem Übergang an den Trägerverein eine seltene Leistung geglückt: "Sie haben Ihren ehemaligen Dienstherrn auf den letzten Metern Ihres Arbeitsweges zu Ihrem Dienstleister gemacht."
Die Chefredaktion der "Zeitschrift Entwicklungspolitik" hat nach Schade Konrad Melchers übernommen, der schon lange Redakteur der Zeitschrift ist. Seine frühere halbe Stelle ist Anfang 2005 mit der Journalistin Charlotte Schmitz neu besetzt worden. In der ersten Hälfte diesen Jahres soll die Zeitschrift ein neues Gesicht bekommen. Ein neues Layout ist inzwischen entwickelt. Der neue Name steht noch nicht fest, im Gespräch ist "Entwicklungspolitik Journal Nord-Süd", abgekürzt "EJNS". Der Relaunch hat sich verzögert, weil das nötige Geld dafür fehlt. Der EED, der nach wie vor den deutlich größten Teil zum Etat der Zeitschrift beisteuert, hat seinen Zuschuss von 319.000 Euro in 2004 auf dieses Jahr 300.000 Euro gekürzt.
Die verkaufte Auflage der Zeitschrift liegt zur Zeit bei rund 1200. Melchers weist darauf hin, dass zwei Erhebungen Mitte der 1980er und 1990er ergeben haben, dass jedes Exemplar von fünf bis sieben Personen gelesen wird. Dies liege unter anderem daran, dass das Blatt in vielen Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit umläuft. Die Redaktion hat sich vorgenommen, die verkaufte Auflage deutlich zu steigern. Sie setzt erstens darauf, dass die Mitgliedsorganisationen des Trägervereins sie bei der Werbung unterstützen. Zweitens bietet sie Institutionen weitere Abonnements als Gegenleistung für Anzeigen an.
aus: der überblick 01/2005, Seite 120
AUTOR(EN):
Bernd Ludermann :
Bernd Ludermann war viele Jahre Redakteur beim "überblick". Er arbeitet jetzt als freier Journalist in Hamburg und betreut unter anderem als Redakteur die Forum-Seiten im "überblick".