Weltweites ökumenisches Wassernetzwerk unter dem Dach der ÖRK
Mangel an sauberem Wasser ist ein Symptom und zugleich eine Ursache von Armut. Jeden Tag sterben Tausende Kinder an Krankheiten, die durch schmutziges Wasser übertragen werden.
von Bernd Ludermann
Zahllose Frauen und Kinder müssen in Afrika oder Indien Stunden mit der Beschaffung von Trinkwasser zubringen. Wenn sie diese Zeit für Schularbeiten oder ein Kleingewerbe nutzen könnten, hätten sie bessere Chancen, der Armut zu entkommen.
Zu den Millenniums-Entwicklungszielen, auf die sich die Staatengemeinschaft im Jahr 2000 verständigt hat, gehört es, den Anteil der Menschen ohne Zugang zu sicherem Trinkwasser bis zum Jahr 2015 gegenüber 1990 zu halbieren. Global gesehen dürfte das gelingen, nicht aber in einigen asiatischen Ländern wie der Mongolei sowie in großen Teilen Afrikas. Hier sind noch etwa zwei Fünftel der Menschen ohne sichere Wasserquelle, im Durchschnitt der Entwicklungsländer ist es rund ein Fünftel.
Die Förderung von Wasserprojekten ist seit langem ein wichtiges Arbeitsgebiet der Entwicklungshilfe auch für kirchliche Werke. Die Nutzung knapper Wasservorräte zu steuern und den Ausbau der Infrastruktur voranzutreiben, ist allerdings in erster Linie eine Aufgabe der einheimischen Regierungen. Wo ihnen die Mittel dazu fehlen und das ist in Afrika die Regel , da sind Zuschüsse aus öffentlicher Entwicklungshilfe erforderlich.
Es muss aber sichergestellt werden, dass sie zweckmäßig verwendet werden. Mit anderen Worten: Entscheidend ist politische Einflussnahme im Sinne der Armen.
Die Wasserkampagne von Brot für die Welt stellt deshalb das Menschenrecht auf Wasser in den Mittelpunkt. Es spricht Allen ausreichend sicheres Trinkwasser für den persönlichen Gebrauch zu. Die Kampagne verlangt, dass Regierungen im Norden wie im Süden dieses Recht zur Grundlage ihrer Wasserpolitik machen. In Afrika selbst mischen viele Entwicklungsorganisationen sich noch wenig in die Wasserpolitik ein, doch das beginnt sich zu ändern.
Die Aufgaben sind groß. Zum einen müssen die Behörden in Afrika für ihr Handeln und Unterlassen im Wassersektor zur Rechenschaft gezogen werden. Lokale Initiativen mit diesem Ziel, etwa in Tansania und Kenia, sind hier ein erfreuliches Zeichen. Zum anderen gilt es dafür zu sorgen, dass weder die Entwicklungshilfe noch internationale Regeln zum Beispiel für den Handel mit Wasserdienstleistungen die Verwirklichung des Menschenrechts auf Wasser erschweren. Dieses muss Vorrang vor den Interessen privater Wasser-Firmen haben, fordert das Ökumenische Wassernetzwerk. Ein Nord-Süd-Dialog darüber, was das im Einzelnen bedeutet, hat in diesem Netzwerk begonnen.
aus: der überblick 01/2006, Seite 95
AUTOR(EN):
Bernd Ludermann