Der EED und "Brot für die Welt" eröffnen Büros in Übersee
von Bernd Ludermann
Sowohl der EED als auch "Brot für die Welt" wollen Außenbüros in Übersee einrichten. Bisher begleiten sie die Projekte ihrer Partnerorganisationen von der Bearbeitung der Anträge bis zur Prüfung der Wirkungen von Bonn bzw. Stuttgart aus. "Brot für die Welt" hat allerdings in vielen Projektländern selbstständige Beratungsfirmen oder Vereine, so genannte Funktionstransfer-Büros, unter Vertrag, um die Kommunikation mit den Partnern zu verbessern. Sie unterstützen zum Beispiel Partner bei der Abwicklung ihrer Projekte und sichten ihre Berichte.
Beide Werke wollen nun nicht länger ganz auf Außenvertretungen in den Projektländern verzichten. Der EED richtet in einem Pilotvorhaben pro Kontinent ein bis zwei Verbindungsstellen ein und will nach einigen Jahren den Erfolg prüfen. Die ersten sind die in Addis Abeba (Äthiopien) und Gaborone (Botswana); über zwei Büros in Mittelamerika und im Pazifik ist noch nicht entschieden. "Brot für die Welt" baut in allen Kontinenten je eine Verbindungsstelle auf, und zwar in Äthiopien, Peru sowie Vietnam, möglicherweise auch gemeinsam mit dem EED in Papua-Neuguinea. Vietnam ist ein Sonderfall, da hier ein solches Büro schon eingerichtet werden musste, um leichter die Genehmigung für den Beginn der Hilfe in dem kommunistischen Land zu bekommen. Das Büro wird nun auch für Laos zuständig. Alle Verbindungsstellen sollen auch Projekte in den jeweiligen Nachbarländern begleiten. Der EED verlagert einen Teil seiner Projektbearbeitung dorthin, "Brot für die Welt" die gesamte; Stuttgart entsendet deshalb immer zwei Personen.
Weshalb nun solche Außenvertretungen? Einen großen Gewinn erwartet Claudia Warning vom EED-Vorstand, die Leiterin der Abteilung internationale Programme des EED, für die Abstimmung mit anderen Mitgliedern des Dachverbandes protestantischer Hilfsorganisationen in Europa (APRODEV). Dies gelte besonders für Äthiopien, wo sehr viele dieser Organisationen tätig sind; sechs darunter der EED und "Brot für die Welt" -werden ihre Büros im selben Gebäude haben. Hannelore Moll, die Leiterin der Abteilung Projekte und Programme von "Brot für die Welt", erläutert, die Vernetzung und Koordination finde zunehmend in den Projektregionen statt gerade in Bezug auf politische Forderungen: "Der Dialog über die Anwaltschafts-Arbeit zum Horn von Afrika wird in Nairobi geführt." Wer nicht in der Region vertreten sei, an dem laufe vieles vorbei.
Der EED und "Brot für die Welt" wollen auch beide mit der Einrichtung der Außenstellen den Zugang zu Mitteln der Europäischen Union (EU) erleichtern. Die Europäische Kommission vergibt einen wachsenden Teil ihrer Förderung für nichtstaatliche Organisationen (NGOs) dezentral über ihre Vertretungen in den Ländern des Südens. Außenbüros sollen den Partnern des EED und von "Brot für die Welt" helfen, solche Mittel einzuwerben.
Claudia Warning verweist auf ein wichtiges Ziel des EED: "Die meisten anderen Entwicklungswerke, die APRODEV angehören, haben solche Außenbüros. Und ihre Erfahrung zeigt, dass dies die Projektarbeit verbessert." Erstens erkenne man die Bedürfnisse der Partner sowie Probleme der Projekte schneller. Zweitens könne man die Ergebnisse der Wirkungsbeobachtung leichter in Änderungen der Planung umsetzen. Wenn man zudem Instrumente der Projektprüfung mit den Partnern gemeinsam entwickeln wolle, erfordere das einen intensiven Dialog, der von Deutschland aus schwer zu leisten sei.
Diese Motive sind für "Brot für die Welt" weniger wichtig, da bereits Funktionstransfer- Büros den Dialog mit den Partnern erleichtern. Als Spendenorganisationen verbindet das Werk aber noch ein anderes Ziel mit den Außenstellen: Für Öffentlichkeitsarbeit und Spendenwerbung ist zunehmend wichtig, dass man anrührende Geschichten aus Projekten schnell lancieren kann. Hierzu muss man deutschen Journalisten eine Begleitung am Ort anbieten, die möglichst deutsch spricht und die Diskussionen in Deutschland kennt. Außenvertretungen können, so Moll, auch die Kampagnen von "Brot für die Welt" besser unterstützen, indem sie mit Partnern zusammen deren Informationen und Forderungen für die Debatten in Deutschland aufbereiten.
Außenbüros entsprechen auch den Wünschen der Partner, bemerkt Warning. Ein Sonderfall ist hier das Büro in Gaborone: Es ist vor allem für Simbabwe zuständig, kann aber wegen der repressiven Politik der Regierung nicht dort angesiedelt werden. Gerade wegen der sehr schwierigen politischen Verhältnisse wolle sich der EED - anders als viele andere Organisationen - nicht aus Simbabwe zurückziehen, sondern stärker engagieren und ein Zeichen der Solidarität setzen.
Die Verbindungsstellen in Äthiopien werden als erste eingerichtet noch dieses Jahr, sobald die Regierung des Landes grünes Licht gibt. Die des EED wird Konrad Rauber übernehmen; er hat zuvor fünf Jahre das EED-Referat geleitet, das den Partnerorganisationen qualifizierte Fachberatung vermittelt. Das Büro von "Brot für die Welt" in Addis Abeba wird Bob Hadley leiten, ein Ire mit großer Erfahrung in der Region. Henrike Berger, zur Zeit Referentin finanzielle Förderung für Simbabwe beim EED, wird Anfang 2008 für das Werk nach Gaborone gehen. Winfried Laaser, der Leiter des Büros von "Brot für die Welt" in Vietnam, wird im Oktober in den Ruhestand treten. Über seine Nachfolge und über die Leitung der anderen Büros ist noch nicht entschieden.
aus: der überblick 03/2007, Seite 157
AUTOR(EN):
Bernd Ludermann
Bernd Ludermann ist Redakteur des FORUM in "der überblick".