Eine ausführliche Kritik am neuen Weltentwicklungsbericht haben sieben deutsche Hilfsorganisationen vorgelegt, darunter der EED, "Brot für die Welt" und Misereor. Sie begrüßen, dass der im Oktober veröffentlichte Bericht der Weltbank mit dem Titel "Agriculture for Development" die Bedeutung der Landwirtschaft für die Armutsbekämpfung ins Zentrum rückt. Aber sie kritisieren die meisten dort vorgeschlagenen Strategien als wenig armutsorientiert.
Die Weltbank setze auf
die Einbindung der Landwirtschaft
in den Weltmarkt, auf Produkte
mit hoher Wertschöpfung
(wie Obst, Blumen oder Shrimps)
sowie auf Ertragssteigerungen
mittels neuer Technik, darunter
Gentechnik. Sie unterschätze die
Bedeutung der lokalen Märkte.
Für die große Zahl der in Selbstversorgung
lebenden Kleinbauern,
die Rechte der Landarbeiter
und die Kultur dörflicher
Gemeinschaften bringe die Bank
wenig Verständnis auf. Ihr Plädoyer
für die Abschaffung der
Schutzölle im Süden beruhe auf
ökonomischen Standard-Modellen,
deren Schwäche der Bericht
selbst einräume, und ignoriere
anders lautende empirische
Befunde. Die wachsende Macht
der Großhändler und Supermarktketten
werde erkannt, aber nicht
problematisiert. Zudem betrachte
die Weltbank zahlreiche landwirtschaftlich
bedingte Umweltprobleme
jeweils isoliert statt als
Ausdruck der vorherrschenden
Agrarwirtschaft insgesamt. Der
Kommentar ist online verfügbar
unter
www.brot-fuer-die-welt.org/downloads
Eugénie Musayidire hat im Oktober den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis 2007 erhalten. Die 54-jährige Ruanderin setzt sich in ihrer Heimat für die Versöhnung zwischen der Hutu-Mehrheit und der Tutsi-Minderheit ein. Dem Völkermord an den Tutsi in Ruanda fielen 1994 schätzungsweise 800.000 Menschen zum Opfern, darunter viele Mitglieder der Familie von Musayidire. Sie lebte damals in Deutschland und besuchte 2001 ihre Heimat, um den Mörder ihrer Mutter zu treffen.
Zwei Jahre später entschloss
sie sich, nach Ruanda zurückzukehren.
Sie gründete den Verein
"Hoffnung für Ruanda" und ein
Jugendbegegnungs- und Therapiezentrum,
wo junge Menschen
betreut werden, die wegen ihrer
Erlebnisse während des Völkermords
traumatisiert sind. Der EED
vermittelte Eugénie Musayidire
als Fachkraft nach Ruanda und
unterstützte so den Aufbau des
Zentrums. Mit dem Preis, der alle
zwei Jahre vergeben wird, würdigt
die Stadt Nürnberg den Mut,
mit dem Musayidire für die Achtung
der Menschenrechte und für
die Versöhnung zwischen Hutu
und Tutsi eintritt.
Pierre Claver Mbonimpa aus Burundi sowie Rajan Hoole und Kopalasingham Sritharan aus Sri Lanka haben im Oktober den Mar tin Ennals Preis für Menschenrechtsverteidiger erhalten. Mbonimpa war bis Dezember 1994 Polizist in Burundi und verbrachte aufgrund falscher Anschuldigungen zwei Jahre im Gefängnis. Nach seiner Freilassung gründete er eine Vereinigung zum Schutz der Rechte von Gefängnisinsassen. Er setzt sich für die Rechte sämtlicher Volksgruppen in Burundi ein. Mbonimpa hat furchtlos Folter angeprangert und Zusammenkünfte organisiert, auf denen sich Vertreter der Polizei und des Militärs den Fragen von Menschenrechtsaktivisten und Opfern stellen mussten. Rajan Hoole und Kopalasingham Sritharan haben die "Universitätslehrer für Menschenrechte" (University Teachers for Human Rights, UTHR) mit begründet. Sie dokumentieren in Sri Lanka seit 18 Jahren unter großem persönlichem Risiko die Folgen des Bürgerkriegs für die Zivilbevölkerung und Menschenrechtsverletzungen seitens der Regierung wie seitens der Rebellengruppe LTTE.
Zu einigen besonders schlimmen Verbrechen hat die UTHR in jüngster Zeit bahnbrechende Nachforschungen angestellt. Die LTTE hat gegen beide Preisträger die Todesstrafe verhängt, nach der Ermordung ihres Mitstreiters Rajani Thiranagama mussten sie mehr als zehn Jahre im Untergrund arbeiten.
Der Martin Ennals Preis wird
von zehn führenden Menschenrechtsorganisationen
vergeben,
darunter dem Diakonischen Werk
der EKD mit seinem Team Menschenrechte.
Der UN-Kommissar
für Menschenrechte hat den
diesjährigen Preis im Oktober in
Genf überreicht.
Der Dokumentarfilmer Shaheen Dill-Riaz hat im September für seinen Film "Eisenfresser" den Eine-Welt-Filmpreis des Landes Nordrhein-Westfalen erhalten. Der Film schildert die Arbeitsbedingungen auf den Werften im Süden von Bangladesch, wo ausgemusterte Tanker und Containerschiffe von Hand zerlegt werden.
Der Film zeigt, wie dabei Saisonarbeiter aus dem Norden von Bangladesch die gefährlichsten Arbeiten erledigen und aufgrund von Rechtlosigkeit und Ausbeutung in eine ausweglose Schuldenfalle geraten. Die Produktion des Films wurde vom EED finanziell unterstützt. Der Eine- Welt-Filmpreis wird vom Landesministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration vergeben.
aus: der überblick 04/2007, Seite 114