Wie Arme Armen helfen
Für die kirchliche Entwicklungszusammenarbeit in Frankreich ist vor allem die katholische Kirche Frankreichs von Bedeutung. Trotz ihrer relativen Armut und ihrer eher schweigsamen Bischöfe ist sie einer der größten Vorkämpfer für die Solidarität mit den Ländern des Südens. Die Praxis der Kooperation und politischer Stellungnahmen überlässt sie meist Organisationen, die nicht zur verfassten Kirche gehören.
von Henrik Lindell
Die Bischöfe in Deutschland reden von Armut. In Frankreich sind sie arm. - Dieses in Frankreich häufig zu hörende Wortspiel fasst eine wesentliche Tatsache zusammen für alle, die das besondere Engagement der katholischen Kirche Frankreichs für die Länder des Südens verstehen wollen. Sie gilt auch für die anderen - protestantischen und orthodoxen - Gemeinschaften, die im Vergleich mit der katholischen von marginaler Größe und Bedeutung sind (siehe Kasten). Weil diese Kirchen arm sind, ist es ihnen nur schwer möglich, im eigenen Namen "Entwicklungsprogramme" durchzuführen und noch schwerer, sie zu finanzieren. Wegen der Trennung von Staat und Kirche erhalten sie keine Kirchensteuer und auch keine staatlichen Zuwendungen.
Damit man sich eine Vorstellung von der katholischen Kirche in Frankreich machen kann, insbesondere ihrer relativen Bedeutung, hier einige Zahlenangaben: 2001 bot sie ihren 17.205 Diözesanpriestern ein Monatsgehalt zwischen 747 und 915 Euro. Von den wahrhaft "armen Arbeitern" wurden einige nicht einmal von ihrer Diözese beherbergt. Die "älteste Tochter der Kirche" ist eine Institution außer Atem und zudem von der Abwendung ihrer Mitglieder und der Überalterung ihres Personals mit voller Wucht getroffen.
Äußern sich die Bischöfe angesichts des Geldmangels wenigstens in großartigen Reden zu den Ländern des Südens? - Nein. Die Epoche, in der sie Priester mit triumphierenden und paternalistischen Reden auf die Missionierung von halb Afrika schicken konnten, ist endgültig vorüber. "Wir wollen keine Lektionen erteilen", sagen sie häufig. Außer den Pressemitteilungen zum Asylrecht in Frankreich, das sie nachdrücklich verteidigen, ihrem kategorischen Nein zum Krieg (gegen den Irak oder andere Länder) und ihrer Kritik an der geringen Entwicklungshilfe Frankreichs (im Jahr 2003 waren es 0,41 Prozent des Bruttosozialproduktes) haben sie im vergangenen Jahrzehnt keine herausragenden gemeinsamen Erklärungen zur Entwicklung oder Globalisierung unterzeichnet.
Bei solchen Problemkomplexen bedrängen sie auch nicht die politischen Verantwortlichen, mit denen sie keinerlei institutionelle Beziehung verbindet. Im Wesentlichen richten sie sich nach der 1967 veröffentlichten Enzyklika Populorum progressio von Papst Paul IV zur Entwicklung der Völker. Dieser Text besagt hauptsächlich, dass die Solidarität sich auf die integrale Entwicklung der Menschen ausrichten muss: "eines jeden Menschen und des ganzen Menschen". Die Enzyklika trägt die unauslöschliche Handschrift des französischen Dominikanerpriesters Louis Joseph Lebret, Begründer einer Denkrichtung, die Ökonomie und menschliche Werte miteinander verbindet und die den Ansatz der französischen Katholiken stark beeinflusst hat. Eine Entwicklung ist in ihren Augen nie nur rein wirtschaftlicher, sondern ebenfalls sozialer und kultureller Natur. Sie kultivieren auch den Begriff der "Partnerschaft". Laut einer "Solidaritätscharta" aus dem Jahr 1988 "haben die Kirchen als wahrhafte Partner zu arbeiten, die bei der Evangelisierung, der Nothilfe und der Entwicklung zusammenarbeiten".
Im Übrigen sind die "Förderung der Gerechtigkeit" und die Option "zuvörderst für die Armen" für sie Bestandteil der Mission. In ihrem 1991 veröffentlichten "Katechismus für Erwachsene" heißt es: "Als Antwort auf die Herausforderungen durch Armut und Hunger in der Welt ist eine internationale Entwicklungspolitik erforderlich und zur Zeit insbesondere, dass die erdrückenden Schulden der Dritten Welt ökonomisch und politisch angegangen werden."
Ein schönes Programm also, doch suchen wir nicht weiter nach Präzisierungen, denn die Bischöfe schlagen keine vor. Diese Aufgabe wie auch die Organisation jeder konkreten Hilfe vertrauen sie anderen katholischen Organisationen an. Im Gegensatz zur institutionellen Kirche besitzen diese den Vorteil, Personal anheuern und sich völlig unabhängig finanzieren zu können. Sie erreichen damit, dass die Kirche Frankreichs - durch die Integration verschiedener Kommissionen oder bischöflicher Komitees - dennoch ein wesentlicher Partner für die Länder des Südens bleibt. Von den Bischöfen "begleitet", behalten diese zahlreichen Netzwerke aus Ehrenamtlichen üblicherweise ihren Status als Verein oder als nichtstaatliche Organisation (NGO) bei, was ihnen erlaubt, mit einem Freimut zu sprechen und aufzutreten, wie ihn die Prälaten nie zulassen würden. Indem die Bischöfe sie gewähren lassen, die Entwicklungs-"Politik" der Kirche zu betreiben, hat diese zweifelsohne ihre Demut unter Beweis gestellt. Aber das Problem, die Prioritäten und die Richtlinien der Kirche zu definieren, bleibt voll und ganz bestehen.
Eigentlich machen die Mannigfaltigkeit der "Dienste" und der "Bewegungen" sowie deren auftretende Widersprüche das Ganze zu so etwas wie einer offenen Wohngemeinschaft. Nicht selten erlebt man richtige Abgründe. Die imposantesten Organisationen der Kirche - wie die Secours catholique/Caritas France (Katholische Hilfe/ Caritas Frankreich, SCCF), und das Comité catholique contre la faim et pour le développement (Katholische Komitee gegen den Hunger und für Entwicklung, CCFD) - sind oder waren zumindest politisch gefärbt. Das zeigt sich in Äußerungen von Verantwortlichen dieser Dienste. Sprecher der SCCE verschließen sich häufig jeglicher politischen Analyse und appellieren an Schuldgefühle, um Spenden zu werben; sie sind politisch eher dem rechten Spektrum zuzuordnen. Das CCFD macht in etwa das Gegenteil und betont nachdrücklich die Notwendigkeit einer Reform des Wirtschaftssystems; es drückt eher das Empfinden des linken Spektrums aus.
Gleich ob richtig oder falsch, auffallend ist, dass sich die Bischöfe praktisch nie gegen Aktionen der "Dienste" der Kirche aussprechen. Im Gegenteil, sie unterstützen sie. Erwähnen wir zuerst Justice et Paix - France (Gerechtigkeit und Frieden - Frankreich). Dieses Komitee wurde 1967 in der Folge eines Appells von Paul IV gegründet. Es handelt sich um einen "Kirchlichen Dienst", der der Bischöflichen Kommission für Weltmission der Kirche unterstellt ist. Unter dem Vorsitz eines Bischofs hat er die Aufgabe, "den Christen zu helfen, aktiv und wachsam auf die Fragen der Gerechtigkeit und des internationalen Friedens" zu achten. Seine Aufgabenbereiche - "Entwicklung, Menschenrechte, Frieden und Sicherheit sowie der Aufbau Europas" - nicht weniger als dies! - werden von etwa zwanzig Mitgliedern abgedeckt, überwiegend Laien und Mitglieder anderer Dienste oder Bewegungen der Kirche. Häufig kooperieren sie mit nicht-katholischen Organisationen, darunter die Kommission Eglise et société (Kirche und Gesellschaft) der Protestantischen Föderation Frankreichs und die Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter (ACAT), eine ökumenische Einrichtung.
Unter den markanten Stellungnahmen von Justice et Paix - France findet sich ihr Plädoyer für den Internationalen Strafgerichtshof und für eine strengere Kontrolle des Exports von leichten Waffen, ihre Kampagne für einen Schuldenerlass für die armen Länder und ein im März 1999 veröffentlichter Grundsatztext mit dem Titel "Die Globalisierung beherrschen". Darin erfährt man, dass die Globalisierung - so wie bisher betrieben - zu viele Menschen ausschließt. Aber die "liberale Globalisierung" wird - anders als von Altermondialistes (den Globalisierungsveränderern) - nicht grundsätzlich verurteilt. Wenn es darum geht, ob eine Steuer auf Spekulationsgewinne - die so genannte Tobin-Steuer - erforderlich sei oder nicht, ob die Welthandelsorganisation (WTO) der Menschheit Wohltaten bringt oder nicht - auf so komplexe Fragen vermisst man die klaren Antworten.
Doch zuweilen verlässt Justice et Paix - France seinen professoralen Ton. So etwa in einem offenen Brief seines Präsidenten Lucien Daloz, in Personalunion Erzbischof von Besançon, an den französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac am 11. Januar 2001, aus Anlass des französisch-afrikanischen Gipfels in Kamerun vom 19. bis 21. Januar. Darin weist er auf die Verbindungen zwischen der ehemaligen Kolonialmacht und wenig empfehlenswerten afrikanischen Regimes hin - eines der heißesten Themen in der Kirche derzeit, mit dem es ihr gelingt, die französischen Behörden nervös zu machen. Der Erzbischof schreibt mit zurückgehaltenem Zorn: "Es erscheint uns manchmal, dass das Handeln unseres Landes nicht immer der Problemlage dieser Zeit entspricht und in den Augen der Bevölkerung dieser Länder als zu unklar angesehen wird. ... Es sind die Afrikaner selbst, die - besonders innerhalb der jungen Generation - Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Einhaltung der Menschenrechte einfordern. Das Image Frankreichs wird in ihren Augen beschädigt, wenn Regierende unterstützt werden, deren Verhalten schwer gegen die Prinzipien verstößt, die in den aus Paris kommenden Reden als fundamental dargestellt werden. Daher stützen wir unseren Wunsch nicht nur auf ethische Gründe, sondern auch auf Betrachtungen politischer Weisheit, dass Frankreich sich entschlossener und sichtbarer für die Unterstützung der sozialen Kräfte engagieren möge, die in den afrikanischen Gesellschaften bereits heute Träger einer aufkeimenden demokratischen Kultur sind." Dieser Brief, der selbstverständlich unbeantwortet blieb, bekräftigt eine sich seit einigen Jahren abzeichnende Tendenz der kirchlichen Dienste, sich - häufig in Abstimmung mit den afrikanischen Bischofskonferenzen - für konkrete Themen zu engagieren, beispielsweise gegen die Korruption Stellung zu beziehen.
Jetzt zur Praxis. Nehmen wir einen anderen "kirchlichen Dienst", etwa die Coopération missionnaire - Èuvres pontificales missionnaires de France (Missionarische Zusammenarbeit - Missionarisches Pontifikalwerk Frankreichs), ein Dienst, der von der Bischöflichen Kommission der Weltmission abhängt. Seine Rolle ist es, den "Austausch und die Teilhabe zwischen katholischen Gemeinschaften auf der Welt finanziell und ideell zu unterstützen." Mehr als 1000 Koordinatoren beteiligen sich in Frankreich in Diözesangruppen. Deren Rolle besteht zum einen darin, eine Zusammenarbeit im wörtlich direkten Sinn zu fördern, aber auch darin - eine ebenso wichtige wie in Frankreich unterschätzte Arbeit - zur Mission beizutragen. Dank seiner zahlreichen missionarischen Institute entsendet Frankreich mehr Missionare als die meisten anderen Länder. Derzeit sind rund 5000 französische Geistliche - Priester, Mönche und Nonnen - in Afrika, Lateinamerika und Asien tätig. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern verwenden sie viel mehr Zeit dafür, Solidaritätsaktionen durchzuführen und die Ungerechtigkeiten anzuprangern, als die Massen zu bekehren.
Journalisten und Vertreter von NGOs für Nothilfe oder internationale Solidarität wissen dies genau, denn diese Brüder und Schwestern, die unter denselben Bedingungen wie ihr Umfeld leben, sind häufig ihre beste Informationsquelle. Diese Art von "Zeugnis" lässt sich unmöglich quantifizieren wie andere Entwicklungshilfe: Was ist der Geldwert einer Person, die einige Jahrzehnte lang ihr Leben für eine Gemeinschaft aufs Spiel gesetzt hat?
Die Coopération missionnaire nimmt auch rund 900 ausländische Diözesanpriester und Mönche und 3500 ausländische Nonnen als Gäste in Frankreich auf. Offiziell nehmen sie an der Mission in Frankreich teil. Sie verringern vor allem den Priestermangel und verjüngen erheblich das Durchschnittsalter an den französischen Missionsinstituten.
In den protestantischen Kirchen ist übrigens dasselbe Phänomen zu beobachten. Jenseits des spektakulären Aspekts einer Art "Evangelisierung des Nordens durch den Süden" handelt es sich vor allem um eine Anerkennung des Anderen. Die französischen Kirchen haben umso mehr Grund, diesen Aspekt besonders zu betonen, als die staatlichen Organe und sogar die humanitären NGOs oft nicht zu einer solchen Zusammenarbeit fähig sind.
Eine andere Organisation, das Comité épiscopal France - Amérique latine (CEFAL) (Bischöfliches Komitee Frankreich - Lateinamerika) verfolgt eine ähnliche Aufgabe innerhalb derselben Kommission für Weltmission. Dem auf ausdrücklichen Wunsch von Johannes XXIII vom Episkopat 1961 gegründeten Komitee gehören 90 Diözesanpriester, 320 Nonnen und 260 französische Laien an. Ihre offiziellen Mitteilungen befassen sich häufig mit der Notwendigkeit einer Reform der bestehenden Wirtschaftssysteme, wobei sie die nuancierte Haltung des Episkopats dazu hervorheben.
Durch ihr Engagement für die landlosen Bauern oder Gemeinschaften in den Elendsquartieren zögern sie nicht, das "neoliberale" System anzuklagen, ein wenig nach dem Muster der meisten brasilianischen Bischöfe. Sie sind die Erben der zahlreichen französischen Katholiken, die in den sechziger und siebziger Jahren den Kampf gegen die Diktaturen in Lateinamerika unterstützt haben. Es erübrigt sich, darauf hinzuweisen, dass sie den Spuren der Befreiungstheologen folgen, indem sie nachdrücklich auf Bildung und Ausbildung der Armen hinweisen, damit diese als Vertreter der Zivilgesellschaft wirken und die Menschenrechte verteidigen können.
Eine andere Form des Engagements der Kirche übt die Délégation catholique pour la Coopération (DCC) aus, die Katholische Delegation für Zusammenarbeit. Dieser Dienst der Kommission für Weltmission schickt Freiwillige zu einem zweijährigen Aufenthalt in die Länder des Südens und des Ostens. Laut seiner Charta "ist der Freiwillige ein Laie, Mann oder Frau, der oder die mit der Anwesenheit, der Kompetenz und der Arbeit an Entwicklungsaktivitäten an der Mission der Kirche teilnimmt." Diese jungen Menschen beschäftigen sich hauptsächlich mit Unterricht, Projektmanagement und sozio-erzieherischer Arbeit in armen Ländern, und zwar auf Anfrage von Partnerorganisationen. Die DCC ist eine der wenigen katholischen Organisationen, die von den Behörden anerkannt und finanziert wird. Für die Entsendung von 473 Freiwilligen im Jahr 2002 finanzierte der Staat 47 Prozent des Budgets, das damals 3,48 Millionen Euro betrug.
Zum Schluss sei noch einmal auf die beiden herausragenden konfessionellen Organisationen in Frankreich eingegangen: SCCF und CCFD. Diese Vereinigungen sind abhängig von der Sozialkommission der Bischöfe und arbeiten mit Partnerorganisationen auf den fünf Kontinenten zusammen. Sie spielen bei der öffentlichen Meinungsbildung in Frankreich eine beträchtliche Rolle. Der 1946 von dem Geistlichen Jean Rodhain gegründete Secours catholique setzt sich in Frankreich aus einem Netzwerk von 687.000 Freiwilligen und 830 Festangestellten zusammen. 2002 verfügte er über einen Etat von 127 Millionen Euro, also über beträchtlich mehr als Médecins sans Frontières (Ärzte ohne Grenzen) mit 94 Millionen Euro, der wichtigsten französischen NGO für Soforthilfe. Nur 8 von den 127 Millionen Euro stammten aus öffentlicher Hand. 46 Prozent der Finanzmittel der SCCF wurden für die Aktion zugunsten Behinderter in Frankreich ausgegeben und 23 Prozent für internationale Aktionen verwendet.
Seit einigen Jahren hat die SCCF ihr Arbeitsspektrum stark erweitert, auch wenn dabei über manch ideologischen Schatten gesprungen werden musste. Sie widmete sich Asylantragstellern, dem Frieden im Nahen Osten, sogar der so genannten Lebensmittelhoheit, die Ländern protektionistische Maßnahmen erlaubt, um die Nahrungsversorgung ihrer Bevölkerung zu sichern - ihr Aufgabenbereich vergrößert sich ständig.
Erwähnt sei auch ihre Lobby- Kampagne im Frühjahr 2002, die französische Regierung solle die "neue Herrschaft Madagaskars" von Marc Ravalomanana anerkennen, statt einfach nur stur weiterhin einen korrupten Diktator zu verteidigen, der fast einen Bürgerkrieg provoziert hätte. Noch mehr überraschte ihre Unterstützung der afrikanischen Bischofskonferenzen in ihrem Kampf für eine größere Transparenz bei der Verteilung des Erdölreichtums.
Das CCFD hat die meisten dieser Positionen mit unterzeichnet. Diese größte Entwicklungsorganisation in Frankreich deckt jedoch einen deutlich anderen Arbeitsbereich als der SCCF ab. Statt sich in der Nothilfe zu betätigen, unterstützt er Programme für eine nachhaltige Entwicklung von Partnerorganisationen in den armen Ländern. Die Vereinigung wurde 1961 von Laienorganisationen gegründet, die sich durch einen Aufruf von Johannes XXIII zur Bekämpfung des Hungers in der Welt inspiriert fühlten. Die Vorstellung, nach der dieser Kampf nur mit Hilfe der Entwicklung der betroffenen Bevölkerungen selbst gelingen kann, gewann 1966 die Oberhand. Damals handelte es sich um eine pionierhafte Vorstellung, die den Überlegungen von Père Lebret zu verdanken war. Das CCFD, ein Verbund aus 29 Bewegungen und Diensten der Kirche mit 15.000 Freiwilligen und einem Etat von 35 Millionen Euro (der Finanzierungsanteil des Staates beträgt 10 Prozent), gewährt Hunderten von Projekten in 80 Ländern der Welt finanzielle Unterstützung. Es trägt auch - und das ist seine zweite Aufgabe - dazu bei, "in Frankreich zur Entwicklung zu erziehen". Seine Kampagnen regen an, "lokal zu handeln, global zu denken", ganz besonders über das Konsumverhalten. Es erübrigt sich, darauf hinzuweisen, dass es sich bei dem CCFD durch seine Förderung des fairen Handels und der gewerkschaftlichen Rechte der Bevölkerungen im Süden um eine Organisation zur Veränderung der Globalisierung handelt, die allerdings gemäßigter auftritt als Attac. Bei globalen, europäischen und lokalen Sozialforen nimmt es an Seminaren teil und organisiert selbst welche und finanziert Teilnehmern aus Afrika und Asien sogar die Reisekosten. Sofern Frankreichs Kirche originelle Ansätze hinsichtlich der Länder des Südens verfolgt, so ist das CCFD gewiss diejenige Organisation, die sie am besten vertritt.
GlaubenGott in FrankreichLaut einer Umfrage aus dem Jahr 1999 sind 69,5 Prozent von 59 Millionen Franzosen katholisch. Aber nur 8 Prozent praktizieren ihren Glauben regelmäßig, 21,9 Prozent dagegen gelegentlich. Der Anteil der Protestanten beträgt 1,8 Prozent an der Bevölkerung und jener der Orthodoxen 0,15 Prozent. Nach der Umfrage soll es auch 4,3 Prozent Muslime, 0,7 Prozent Juden und 21 Prozent Menschen "ohne Religion" geben. hl, Quelle: Episkopat |
aus: der überblick 01/2004, Seite 23
AUTOR(EN):
Henrik Lindell:
Henrik Lindell arbeitet als Redakteur für das Ressort "International" bei der französischen Wochenzeitung "Témoignage Chrétien" (www.temoignagechretien.fr). Gegenstand der Zeitung sind die politisch-religiösen Aspekte der nationalen und internationalen Nachrichten. Der Autor schrieb zahlreiche Reportagen über Afrika und Lateinamerika.