Etwas fürs Auge
Fotos spielen im neuen Layout eine wichtigere Rolle. Sie sollen den Blick des Lesers fangen, zu ihm sprechen und ihn zum Lesen anregen. Als die Redaktion für das Heft 1/2006 das Schwerpunktthema Zentralasien plante, war sie zunächst besorgt, dass es aus diesem hierzulande recht unbekannten Teil der Welt wenig gute Fotos gäbe. Überraschend gab es dann bei Agenturen und Fotografenbüros doch ein reichhaltiges Angebot an sehr ausdrucksstarken Fotos - alle Redaktionsmitglieder verweisen nun gern auf ihr Lieblingsbild.
Wie aber fotografiert man Korruption - das Thema dieses Heftes? Kaum jemand wird vor gezückter Kamera illegal einen Batzen Geld übergeben. Und elektronische Überweisungen auf geheime Konten sind auch nicht gerade fotogen. Wie ist also die hohe Latte zu erreichen, die das neue layout der Redaktion legt, wenn das Thema so abstrakt und seine Protagonisten so lichtscheu sind?
Karikaturen könnten eine Alternative sein. Aber die meisten zeigen die besagte Übergabe von Geldscheinbündeln oder Aktenkoffern und sind nicht gerade originell. Anders ist es bei Karikaturen aus Afrika oder Asien. Jedoch sind viele davon hierzulande unverständlich, weil sie sich auf Vorfälle beziehen, die in dem jeweiligen Land Schlagzeilen gemacht haben, in Deutschland aber kaum zur Kenntnis genommen wurden.
Manchmal thematisieren sie auch etwas, was in unseren Breiten nicht gern gehört wird: Korruption in der Entwicklungszusammenarbeit. Sie wird lieber heruntergespielt - schließlich will man ja Steuerzahler und Spender nicht verunsichern und, sagen wir, Afrikaner nicht als korrupt dargestellt sehen. Die Bürgerinnen und Bürger Afrikas sehen das anders. So hat der ehemalige britische Botschafter in Kenia viel Zustimmung für seine scharfe Kritik an der kenianischen Regierung gefunden (vergl. "der überblick" 3/2004). Sie wissen ganz genau, dass auch manche für sie gedachte Entwicklungshilfe abgezweigt wird und staunen, wie der kenianische Karikaturist Gado, über die Naivität, mit der sie auf Versprechungen hin immer wieder gewährt wird.
Die Redaktion
aus: der überblick 02/2006, Seite 1