In Ruanda arbeiten Täter und Opfer des Völkermordes zusammen
Eine Frau beschäftigt den Mörder ihres Mannes auf ihrer Kaffeefarm - auch ohne ihm vergeben zu haben. Vielleicht führt der erste Schritt auf dem Weg zur Versöhnung über den wirtschaftlichen Boom auf dem Kaffeemarkt, der Hutus und Tutsis einander näher bringt.
von Abraham McLaughlin
Die große schlanke Frau Jeannette Nyirabaganwa, eine Tutsi, hat mindestens 100 absolut gute Gründe, niemals wieder mit Anastaz Turimubakunzi auch nur ein Wort zu wechseln. Viele von Jeannettes Verwandten - darunter ihr Mann, ihre Eltern und ihr Baby - wurden während des Völkermords 1994 getötet, der auch ihre Heimatstadt hier in der Mitte Afrikas heimsuchte. Anastaz ist ein geständiger Mörder, der, so sagt Jeannette, dabei geholfen hat, ihren Mann zu töten.
Doch Jeannette spricht mit Anastaz, und zwar regelmäßig. Sie bezahlt ihn sogar dafür, dass er - gemeinsam mit anderen Hutus, die ihre Verwandten ermordet haben - auf ihrer Kaffeefarm arbeitet. Diese beklemmende Zusammenarbeit trägt zunehmend Früchte. Die Bohnen, die sie gemeinsam ziehen und pflücken, werden samt der Ernte anderer ruandischer Kaffeebauern an Starbucks und andere große US-amerikanische Kaffee-Abnehmer verkauft und sind Grundlage eines wachsenden Wohlstands für sie, für ihn und für andere.
Jeannettes Erklärung auf die Frage, wie sie es aushält, mit solchen Männern zusammenzuarbeiten, ist äußerst pragmatisch: Nachdem der Völkermord Ruanda zerstört hatte, sagt sie, "war es die einzige Lösung, mich mit meinen Landsleuten zusammenzutun - sogar mit den Mördern. Es gab keine Alternative."
Dies ist die Geschichte von einer Versöhnung ruandischer Art. Es mag für Außenstehende fast unbegreiflich erscheinen, aber in einigen Fällen scheint es zu funktionieren. Erklärungen dafür sind vor allem wirtschaftlicher Art. Kaffee ist Ruandas wichtigster Exportartikel. Um die Bohnen anzubauen, abzuernten und zu verarbeiten, schließen beide Seiten - sowohl Täter wie Opfer des Völkermords - einen prekären Frieden, der auf gegenseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeit beruht. "Sie brauchen einander, um die Kaffeecontainer zu füllen", sagt Timothy Schilling und weist auf die stählernen Schiffscontainer, die vollgepackt mit Kaffeebohnen nach Übersee verschifft werden. Schilling ist Professor an der A & M University in Texas und leitet eine von den USA finanzierte Initiative, die "Partnerschaft zur Unterstützung der Landwirtschaft Ruandas durch Vernetzung" (PEARL). Diese hilft dabei, ruandische Bauern für den exklusiven Markt mit Käufern aus Übersee in Verbindung zu bringen.
Zwar mag Jeannette den Mann, von dem sie sagt, er habe geholfen, ihren Mann zu töten, als Arbeiter beschäftigen - vergeben hat sie ihm nicht, und noch weniger hat sie damit begonnen, zu vergessen, was geschehen ist.
Es begann am Sonntag, dem 10. April 1994, als ihr Mann zu ihr gerannt kam und schrie: "Das Morden hat begonnen." Die beiden flohen, ihr vier Monate altes Baby hatte Jeannette auf den Rücken gebunden. Im Hof einer Klinik in der Stadt fanden sie schließlich Zuflucht. Sie wurden, dort zusammen mit 300 anderen eingeschlossen, von Hutu-Extremisten angegriffen, die Granaten in den Hof schleuderten. Die drei überlebten, mussten aber mehrere Tage lang auf den Leichen der anderen schlafen.
Als ein Unwetter hereinbrach, verließen die Mörder endlich den Ort des Geschehens. Die Familie rannte um ihr Leben. Als sie durch die Stadt flohen, brachen Hutu-Frauen und -Kinder in Geschrei aus und zeigten mit den Fingern auf sie, "als wären wir Tiere ", erzählt sie. Sie riefen nach Leuten, die ihre Familie fangen und töten sollten. Nachdem sie sich einige Tage lang bei einem mitfühlenden Hutu-Verwandten versteckt gehalten hatten, beschlossen ihr Mann und sie, die Flucht getrennt voneinander fortzusetzen, um nicht aufgespürt zu werden. Jeannette kehrte mit ihrem Baby zurück in die Stadt, wurde aber von einer Hutu-Gang angehalten, zusammengeschlagen und vergewaltigt. Sie verlor das Bewusstsein.
Als sie nach einigen Stunden wieder zu sich kam, "fand ich mein Kind neben mir, tot", erzählt sie. Später entdeckt sie den Leichnam ihres Mannes, von Hunden zerfressen. Am Ende gab sie auf. "Ich wartete darauf, dass jemand käme und mich tötete." Aber als eine Hutu-Gang sie fand, erklärte der Anführer: "Es bringt Unglück, jemanden zu töten, der schon fast tot ist. Sie hat keinen Mann und kein Kind mehr, sie wird nicht überleben." Sie ließen sie liegen.
Aber sie überlebte. Wochenlang ernährte sie sich von Wurzeln und Früchten, die sie in einer Schlucht nahe der Kaffeefarm ihrer Familie heimlich sammelte. Im Juli kamen endlich die sich vorwiegend aus Tutsi rekrutierenden Rebellen des gegenwärtigen Präsidenten Paul Kagame und retteten sie und andere. Bald entdeckte sie, dass nur eine Handvoll ihrer Verwandten überlebt hatte. "Über Nacht war alles verloren."
Wenn Jeannette heute diese Geschichte des Horrors erzählt, scheint sie, zumindest äußerlich, ruhig. Sie vergießt keine Tränen. Aber das beruht, wie sie sagt, auf einem willentlichen Entschluss. "Wenn du weinst, fühlen sich die Mörder stolz", sagt sie in leisem, herausforderndem Ton. Außerdem, da fast alle Mitglieder ihrer Familie tot sind, "habe ich niemanden, mit dem ich zusammen weinen könnte".
Man könnte es trickle-down-Versöhnung nennen, eine Versöhnung, die wegen des wirtschaftlichen Fortschritts möglich wird. Nach dem Völkermord - 800.000 Menschen wurden dabei nach Schätzungen in nur 90 Tagen umgebracht - verkündete Ruandas vorwiegend von Tutsis gestellte Regierung: "Wir sind alle Ruander" und sorgte für ein Klima extremer politischer Korrektheit. Heute ist es ein Tabu, das Wort Hutu oder Tutsi auch nur in den Mund zu nehmen. Ziel ist es, jegliche öffentliche Erwähnung ethnischer Zugehörigkeit vollkommen auszumerzen - und damit auch jeden Hinweis auf die Gewaltausbrüche. Indessen konzentriert man sich auf wirtschaftliches Wachstum, das beiden Gruppen Nutzen bringen soll - Hutus wie Tutsis. Es ist das ruandische Äquivalent zu US-Präsident Ronald Reagans ökonomischem Programm: Schaffe eine Woge wirtschaftlichen Wachstums, um die Boote aller ruandischen Bürger anzuheben und sie wegzuschwemmen von den scharfkantigen Felsen ethnischen Konflikts. "Je mehr Menschen Haus und Auto haben, desto weniger Grund haben sie, Steine gegen jemanden zu schleudern", erklärt Shyaka Kanuma, Herausgeber von Focus, einer privaten Zeitung in der Hauptstadt Kigali.
Aber diese Strategie birgt Risiken. Sie lässt wenig Raum für einen direkten Dialog darüber, warum ethnische Spannungen explodierten und wie eine Wiederholung verhindert werden kann. Die von der Regierung eingesetzten gacacas (Gemeinde-Gerichte; vergl. der überblick" 3/2003), haben das Ziel, Gerechtigkeit und Versöhnung und ein Forum für den Dialog zu schaffen. Aber sie sind aufgrund der hohen Zahl der Fälle vollkommen überlastet und gelten bei einigen als einseitig und parteiisch. Im allgemeinen ist kein Versöhnungsprozess in Gang gekommen. "Hutus hassen Tutsis immer noch, und ebenso hassen Tutsis die Hutus", sagt ein politischer Beobachter, der nicht genannt werden will, weil eine so offene Meinungsäußerung tabuisiert ist. Weiteres ethnisch bedingtes Morden ist "unausweichlich", fügt er hinzu, wenn die politische Führung es nicht schafft, den Reichtum des Landes gerecht zu verteilen.
Tatsächlich lauert die Gefahr von Gewaltausbrüchen noch immer, auf beiden Seiten. Dieser Extremismus ist "wie ein schlafender Löwe", sagt eine Menschenrechtsaktivistin, die wegen des sensiblen Charakters ihres Kommentars ebenfalls um Anonymität gebeten hat. "Aber wenn der Löwe hungrig ist, wird er aufwachen; dieser Hunger", fügt sie hinzu, "wird geweckt durch wirtschaftliche Ungleichheit." Folgt man dieser Analogie, ist die Herausforderung, der Ruanda sich gegenüber sieht, dem Versuch vergleichbar, einen Löwen zu füttern, während er schläft in der Hoffnung, dass er nicht aufwacht.
Nach dem Völkermord hat Jeannette etwa fünf Jahre lang kaum gesprochen. Es gab nur wenige Leute, mit denen sie hätte reden können, und es gab wenig zu sagen. Sie mied die Mörder, die immer noch in der Stadt lebten. Diese wiederum mieden sie ebenso, aus Angst vor Vergeltung. Aber 1999 entschied eine Gruppe von Nachbarn, eine Kaffee-Kooperative zu gründen. Jahrzehntelang hatten örtliche Kaffeebauern rohe Kaffeebohnen zu niedrigen Preisen an Mittelsmänner verkauft. Nun wollte die Kooperative diesen Bauern helfen, mehr Gewinn zu machen.
Jeannette entschied, die Zeit sei reif, der Abahuzamugambi-Kooperative beizutreten. Sie hatte die Kaffeefarmen ihrer toten Familienangehörigen geerbt und sie suchte nach Hilfe, um die Felder produktiv und profitabel zu machen. Aber ihr Entschluss basierte auf mehr als nur finanziellen Erwägungen. Nach fünf Jahren der Isolation, "dachte ich, dass mich der Kaffeeanbau mit anderen Menschen zusammenbringen könnte", sagt sie. Darüber hinaus war es auch eine Art, die Familie zu ehren, die seit Jahrhunderten Kaffee angebaut hatte. "Kaffee kann mir helfen, die Erinnerung an meine Verwandten lebendig zu halten."
Es gab einige Tutsis, die sich der Kooperative - deren Name grob übersetzt "zusammenwachsen" bedeutet - nicht anschließen wollten, weil auch Hutu-Mörder mit dabei waren. Aber für Jeannette war die Kooperative die Lebensrettung. "Wenn es sie nicht gegeben hätte", sagt sie, "hätte ich den Verstand verloren".
Bald hatte sie Geschäftsbeziehungen mit den Leuten, die Angehörige ihrer Familie umgebracht hatten. Und dann kamen zu ihrer Überraschung in den Versammlungen der Kooperative Bruchstücke der Wahrheit über die Geschehnisse von 1994 ans Licht. Jeannette erzählt, dass ihr verschiedene Leute - Tutsis und Hutus - erzählt haben, dass Anastaz Teil der Gruppe war, die ihren Mann getötet hat. "Ja, ich hätte ihn getötet, wenn ich ein Gewehr gehabt hätte", sagt sie. Aber da sie allein lebte, fürchtete sie Vergeltungsmaßnahmen. "Ich hatte niemanden, der mich beschützt hätte."
Die Jahre vergingen und die Kooperative wurde erfolgreich - eingebunden in den globalen 20-Milliarden-US-Dollar-Markt für "Spezialitäten-Kaffee", der Kaffeeröstereien wie Starbucks einschließt. Die Kooperative verkauft inzwischen sogar ihre eigene Marke - Maraba Bourbon - in Einzelhandelsgeschäften in Großbritannien. Über die Jahre hat Jeannette begonnen, die Taten der Mörder in der Vergangenheit von dem zu trennen, was diese in der Gegenwart als Beitrag leisten. "Das ändert nichts an meinen Gefühlen", erklärt sie, "aber es hilft mir, mit den Leuten umzugehen. Durch die Kooperative", sagt sie, "haben wir eine Beziehung aufgebaut, die unsere Leben verändert hat. Wir haben einen Weg der Aussöhnung beschritten, von dem wir vorher nichts wussten."
Ruandas Wirtschaft expandiert schnell. Und die Kaffeeexporte helfen dabei. Seit 1995 hat das Land mehrfach eine jährliche Wirtschaftswachstumsrate von sieben Prozent erzielt. In diesem Jahr hat der Kaffee den Tee als wichtigsten Exportartikel des Landes überflügelt und damit den etwa 500.000 Kaffeebauern des Landes wachsenden Wohlstand beschert. Eine Gruppe von 20.000 Bauern hat im letzten Jahr Einkünfte von etwa 800.000 US-Dollar erzielt, sagt Timothy Schilling. Der Ernteertrag war 2006 besser als im Vorjahr. So erwarten die zwölf Kooperativen Einkünfte von etwa zwei Millionen US-Dollar. Grob geschätzt gingen 85 Prozent des Gewinns an die Bauern, deren durchschnittliches Einkommen, das sie pro Jahr aus dem Kaffeeanbau gewönnen, im Jahr 2006 auf 400 US-Dollar gestiegen sei, während es 2001 noch lediglich 75 US-Dollar betragen habe, sagt Schilling.
Im Frühling 1994 war es Anastaz so vorgekommen, als hätte die Regierung ihm für das Töten von Menschen eine Art Lotterie-Jackpot versprochen. Wenn diese armen Bauern - und Millionen andere Hutus - dabei helfen würden, alle Tutsis in Ruanda zu töten, dann würden sie, so versprach die Regierung der Völkermord-Ära, Reichtum, Land und Sicherheit bekommen. Und sie würden nie wieder arbeiten müssen. "Während des Völkermords hat jeder geplant, Eigentum an sich zu bringen und zu töten und nicht arbeiten zu müssen", sagt Anastaz und erinnert sich, wie der damalige Präsident Juvenal Habyarimana in eine nahe gelegene Stadt kam und den Hutus versicherte, sie würden für das Töten von Tutsis nicht belangt werden.
Ganz offensichtlich kam es anders. Anastaz sitzt auf einer rohen hölzernen Bank, in einem Haus mit zwei Räumen mit schmutzigem Boden; er fängt langsam an zu zittern und der Schweiß bricht ihm aus, als er vom Völkermord erzählt. Drei weiße junge Kaninchen hoppeln um seine Füße herum. Die zieht er auf, um sie später zu essen. Eine Machete lehnt an der Wand, zum Greifen nah. Anastaz hat sich öffentlich dazu bekannt, während des Völkermords zwei Menschen getötet zu haben und er hat für diese Morde sieben Jahre im Gefängnis verbracht. In vielen Fällen waren Hutus, die sich geweigert hatten, Tutsis zu ermorden, verfolgt, verletzt oder gar getötet worden. Gefragt, ob er am Mord an Jeannettes Mann beteiligt war, weiten sich seine Augen, er wird bleich und bleibt stumm. Doch später deutet er an, dass er mehr getan als zugegeben hat. "Die Strafe war für die Verbrechen, die ich begangen habe, nicht schwer genug", sagt er.
Doch er macht auch die frühere Regierung für seine furchtbaren Taten verantwortlich. "Wir haben nichts anderes getan, als die Dinge auszuführen", sagt er. "Es war eine politische Vorgabe", jeden Tutsi zu töten, "der in seinem oder ihrem Haus gefunden wurde." Das war eine Pervertierung traditioneller ruandischer Kultur, die lange Zeit auf Gemeinschaftsarbeit beruhte. Tatsächlich haben jahrhundertelang Gruppen von Dorfbewohnern Arbeitsprojekte gemeinsam verrichtet, die einer allein nicht tun konnte. Während des Völkermords war das Töten das "Arbeitsprojekt". "Es war wie eine Gemeinschaftstätigkeit", sagt Karori Murwanaskyaka, ein Hutu, der mit Anastaz zusammensitzt. Aber jetzt "fühlen wir uns schuldig und sehr schlecht wegen der Dinge, die geschehen sind", sagt ein eindeutig reuevoller Anastaz.
Heute gibt es, anders als vor dem Völkermord, keine Versprechungen auf schnellen Reichtum. Und Anastaz sagt, dass es so besser sei. "Die Wirtschaft ist anders", sagt er, "wir haben keinen Krieg. Und wir verdienen Geld." Während der zwei Monate dauernden Kaffeeernte verdienen er und andere 0,80 US-Dollar am Tag mit dem Pflücken der Kaffeebohnen. "Jetzt kann man arbeiten und sparen, und jeder hat das Recht, Eigentum zu besitzen."
Ein einfacher Händedruck spricht Bände. Jeannette steht vor dem Haus von Anastaz auf einem ausgefahrenen Feldweg. Bevor sie weggeht, geht sie hinüber zu ihm und streckt die Hand aus, um sich zu verabschieden. Aber sie stellt sich ihm nicht direkt gegenüber, schaut ihm auch nicht in die Augen. Er dagegen schaut sie an und nimmt ihre Hand in seine beiden Hände. Ein Ausdruck der Reue und der Qual huscht über sein Gesicht. Nach einem unbehaglichen Augenblick bringt sie ein Lächeln zustande und zieht sich zurück.
"Ich fühle mich so elend dabei, diesem Mann die Hand zu geben", sagt sie später, "wegen der Dinge, die er getan hat". Doch auch sie sagt, dass er für seine mörderischen Taten nicht ausschließlich allein verantwortlich ist. "Ich muss diesem Mann die Hand geben", meint sie, "weil es nicht diese Leute sind, die die Schuld haben. Es waren nicht sie, die das gewollt haben. Schuld ist eine von der Regierung propagierte Ideologie." Sie sieht, dass er trotz aller Versprechungen auf Wohlstand immer noch im Sumpf der Armut steckt. "Er hat viele Häuser geplündert, aber er ist immer noch arm". Und mit einem Ton der Entrüstung fügt sie hinzu: "Ich meine, können Sie sich das vorstellen? Er lebt mit Kaninchen zusammen." Jeannette selbst ist inzwischen zunehmend wohlhabend geworden und wohnt in einem ordentlichen Drei-Zimmer-Haus in einer gehobeneren Gegend.
Letztendlich hat die Nähe zwischen Opfern und Tätern in diesem übervölkerten Land eine widerwillige Versöhnung im praktischen Umgang miteinander erzwungen; dazu haben auch die Maßnahmen der Regierung beigetragen, die mit eiserner Hand weitere massive Gewalt verhindert. Auf einigen Hügeln ist der Kaffeeanbau der Grund für diese zerbrechliche Eintracht. Und bei Jeannette hat sich der anfänglich wirtschaftlich bedingte Pragmatismus hin zu einem aufkeimenden Mitgefühl entwickelt, das sie einst für unmöglich gehalten hätte. Immer noch auf seine Armut anspielend sagt sie: "Ich muss ihn anstellen. Ich weiß, wie er lebt."
aus: der überblick 01/2007, Seite 6
AUTOR(EN):
Abraham McLaughlin
Abraham McLaughlin ist Journalist und arbeitet für das US-amerikanische Magazin "Christian Science Monitor", wo
dieser Artikel am 24.10.2006 erschien. Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher
Genehmigung der Redaktion.