Deutschland unterstützt Entwicklungs- und Schwellenländer beim Aufbau einer zukunftsfähigen Energieversorgung
Die Energieversorgung zu verbessern, ist ein wichtiger Teil der Entwicklungspolitik und der Armutsbekämpfung. Deshalb unterstützt Deutschland seine Partnerländer im Süden und in Osteuropa auch auf diesem Sektor. Damit trägt die deutsche Entwicklungspolitik gleichzeitig auch dazu bei, den Ausstoß an Kohlendioxid zu vermindern und so das Weltklima zu schützen.
von Bernhard Bösl
Eine sichere, effiziente, umweltfreundliche und kostengünstige Energieversorgung ist für eine nachhaltige Entwicklung unerlässlich. Dies gilt besonders für Entwicklungs- und Schwellenländer, die eine rasant steigende Nachfrage nach Energiedienstleistungen in wirtschaftlicher, umweltverträglicher und sozialverträglicher Weise befriedigen müssen.
Die Bedeutung der Energieversorgung für eine nachhaltige Entwicklung wird in den internationalen entwicklungspolitischen Diskussionen zunehmend erkannt. Energie war das zentrale, aber auch das am heftigsten umstrittene Thema auf der 9. Sitzung der UN-Kommission für Nachhaltige Entwicklung (CSD-9) im April 2001 in New York (vgl. "der überblick" 2/2001). Auf der 3. Konferenz der Vereinten Nationen für die am wenigsten entwickelten Länder (LDC-III) im Mai 2001 in Brüssel wurden die Zusammenhänge zwischen energiepolitischen Maßnahmen und der Armutsbekämpfung eingehend diskutiert. Auch auf dem Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung Mitte 2002 in Johannesburg wird das Thema Energie wieder auf der Tagesordnung stehen.
Diese Bedeutung der Energieversorgung spiegelt sich auch in den Zuwendungen Deutschlands für die Entwicklungszusammenarbeit wider. Laut Statistiken der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist Deutschland nach Japan der größte bilaterale Geber für den Energiesektor. Die derzeitige Bundesregierung legt den Schwerpunkt vor allem auf die Verbreitung des Einsatzes erneuerbarer Energien. Allein für diesen Teilsektor der finanziellen und technischen Zusammenarbeit stellt das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) jährlich rund 200 Millionen Mark zur Verfügung.
Dass es noch erheblicher Anstrengungen bedarf, bis allen Menschen eine angemessene Energieversorgung zur Verfügung steht, zeigt der Ende des Jahres 2000 vorgelegte Bericht World Energy Assessment. Diese Studie wurde im Auftrag des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP), der UN-Abteilung für Wirtschafts- und Sozialfragen (UN-DESA) und des Weltenergierats (WEC) erstellt. Sie zeigt, welche gewaltigen Aufgaben zu lösen sind: Mehr als zwei Milliarden Menschen haben derzeit keinen Zugang zu einem öffentlichen Energieversorgungsnetz. Sie sind von Kerzen oder Kerosinlampen zur Beleuchtung und von der Verwendung von Feuerholz und anderer Biomasse als Energie zum Kochen abhängig.
Selbst nach den niedrigsten Schätzungen wird sich der weltweite Primärenergieverbrauch in den nächsten fünfzig Jahren um mindestens 50 Prozent erhöhen. Dies ist zum Großteil auf das Bevölkerungswachstum und den Nachholbedarf in Entwicklungsländern zurückzuführen. Aber auch das Potenzial an erneuerbaren Energien ist enorm - es beträgt ein Vielfaches des aktuellen weltweiten Energiebedarfs. Sie werden jedoch nur begrenzt genutzt - unter anderem weil sie noch nicht wirtschaftlich sind, weil sie zu der Zeit, in der sie gebraucht werden, oder an dem Ort, wo sie nötig sind, nicht zur Verfügung stehen oder weil Land, das für die Bereitstellung erneuerbarer Energien nötig wäre, anderweitig genutzt wird. Bereits heute aber wäre es technisch und wirtschaftlich möglich, einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien einzusetzen.
Das World Energy Assessment zeigt weiter, dass es in Industrie- wie Entwicklungsländern ein enormes Energieeinsparpotenzial gibt. Durch kosteneffiziente Maßnahmen, also Maßnahmen, die sich in kurzer Zeit von selbst amortisieren, könnte - bei gleichen Energiedienstleistungen - der Primärenergieeinsatz in Industrieländern um rund 25 bis 35 Prozent, in Schwellenländern um rund 40 Prozent und in Entwicklungsländern um rund 30 bis 45 Prozent gesenkt werden. Allerdings wird selbst nach den optimistischsten Szenarien in den nächsten 50 Jahren der Anteil der fossilen Brennstoffe von heute etwa 80 Prozent nur auf rund 60 Prozent des Primärenergieverbrauchs sinken - und auch das nur, wenn große Anstrengungen zur Energieeinsparung, zur rationellen Energieanwendung und zur Verbreitung von erneuerbaren Energien unternommen werden. In absoluten Zahlen wird also die Verwendung fossiler Brennstoffe in den nächsten fünfzig Jahren weiterhin zunehmen.
Deshalb, so schätzt der Weltenergierat, werden sich die weltweiten Emissionen des Treibhausgases CO2 von 1990 bis 2050 verdoppeln - und das fast ausschließlich infolge der Zuwachsraten in Entwicklungsländern. Lag der Anteil der Entwicklungsländer 1990 noch bei unter 30 Prozent, so wird er voraussichtlich bis 2050 auf rund 60 Prozent ansteigen. Nach jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen findet der von Menschen verursachte Klimawandel schneller statt als bisher angenommen. Der im Januar 2001 bekannt gegebene dritte Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), eines von Regierungen eingesetzten Ausschusses zur Untersuchung des Klimawandels, prognostiziert eine dramatische Erwärmung der Erdatmosphäre von bis zu 5,8 Grad Celsius bis zum Jahre 2100. Im gleichen Zeitraum könnte der Meeresspiegel um bis zu 88 Zentimeter ansteigen. Davon werden vor allem Menschen in Entwicklungsländern wie Bangladesch betroffen sein. Die Luftverschmutzung der Megastädte in Entwicklungsländern liegt um ein Vielfaches über den empfohlenen Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation.
Darum ist das Thema Energie einer der Schwerpunkte der deutschen bilateralen und multilateralen Entwicklungszusammenarbeit, und zwar schon seit einer Reihe von Jahren. Ihr Ziel ist es, mehr Menschen eine ausreichende Energieversorgung zu sichern und ihnen dadurch bessere Lebensbedingungen und wirtschaftliche Entwicklungschancen zu ermöglichen. Die Entwicklungsländer sollen in die Lage versetzt werden, leistungsfähige Technik bei der Energiegewinnung und -versorgung einzusetzen und ihre Abhängigkeit von importierten Energieträgern zu verringern. Eine gesicherte Energieversorgung betrachtet die Bundesregierung auch als einen wesentlichen Beitrag zur Armutsbekämpfung und eine wichtige Voraussetzung für eine zukunftsfähige Wirtschaftsentwicklung.
Sechs Schwerpunkte stehen hier im Zentrum der Technischen Zusammenarbeit: erstens die Politikberatung, zweitens erneuerbare Energien zur Einspeisung ins Stromnetz, drittens die Verbesserung der ländlichen Energieversorgung mittels erneuerbarer Energien, viertens die Steigerung der Energieeffizienz und Energieeinsparungen, fünftens die Verbesserung konventioneller Kraftwerkstechnik und sechstens Maßnahmen zum Klimaschutz. Auch viele Projekte, die in anderen Bereichen ansetzen, wirken sich auf den Einsatz und den Verbrauch von Energie aus und tragen zu den genannten Zielen bei. Das sind etwa Maßnahmen im industriellen Umweltschutz, für die Luftreinhaltung in Megastädten, bei der Stadtplanung und Stadtentwicklung oder in der Land- und Forstwirtschaft.
Das A und O ist, die Politiker so zu beraten, dass sie die Struktur von Energiegewinnung und -versorgung auf Zukunftsfähigkeit ausrichten. Voraussetzung dafür ist die Vorgabe klarer Rahmenbedingungen, ergänzt durch gezielte Sektorpolitiken - etwa zur effizienten Energienutzung, zum Einsatz umweltschonender Energietechnologien oder zur Verbesserung der ländlichen Energieversorgung. Im Rahmen des globalen Trends zur Liberalisierung hat sich auch in vielen Entwicklungsländern die Rolle des Staates gewandelt. Der Staat ist heute in einer zunehmenden Zahl von Ländern nicht mehr selbst an der Energieversorgung beteiligt, sondern vielmehr für die Vorgabe transparenter Rahmenbedingungen zuständig. Daraus sind neue Anforderungen an die Steuerungsfähigkeit des Staates und zur Entwicklung marktkonformer Regulierungsmechanismen entstanden.
Daher berät die deutsche technische Zusammenarbeit (TZ) die zuständigen Behörden in den Partnerländern bei der wirksamen Wahrnehmung ihrer hoheitlichen Aufgaben - der Politikformulierung, der Gesetzgebung, der Bereitstellung von Informationen und der Überwachung. Entsprechende Projektbeispiele gibt es in Uganda und Simbabwe, aber auch in einzelnen Ländern in Lateinamerika und Asien.
Faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, das Investitionsklima für die Privatwirtschaft zu verbessern und kostendeckende Tarife einzuführen, ist dabei äußerst wichtig. Wenn man erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz eine faire Chance geben will, dann müssen Subventionen abgebaut werden. In vielen Entwicklungsländern führen nämlich subventionierte Strom- und Brennstoffpreise zur Energieverschwendung und machen zukunftsfähige Energieformen unrentabel. Zwar sind solche Subventionen oft als soziale Hilfe gedacht. Das können gezielte soziale Programme oft wirksamer leisten.
Daneben werden auch internationale und regionale Institutionen beraten, etwa in Fragen der regionalen Integration, der Harmonisierung von Gesetzen oder der Identifikation länderübergreifender Projekte. Beispielsweise unterstützt die deutsche TZ die zentralamerikanischen Länder dabei, ihre Mineralölpolitik zu harmonisieren. Alle diese Länder sind in hohem Maße vom Import fossiler Brennstoffe abhängig. Mit Hilfe der Vereinheitlichung ihrer Brennstoffspezifikationen, der Optimierung ihrer Versorgungspfade, des gegenseitigen Informationsaustauschs und ähnlichem konnten sie in den vergangenen Jahren ihre Energieimport-Kosten bereits um mehrere hundert Millionen US-Dollar senken.
Zum zweiten Schwerpunkt: Erneuerbare Energien tragen heute bereits rund 20 Prozent zur weltweiten Stromerzeugung bei, allen voran die Wasserkraft mit rund 19 Prozent. In einigen Regionen wie Lateinamerika liegt dieser Anteil noch deutlich höher. Vor allem in Entwicklungsländern existieren noch enorme ungenutzte Potenziale für erneuerbare Energien. In den nächsten Jahren sind von der vermehrten Nutzung der Windkraft umweltschonende und kosteneffiziente Beiträge zur Stromerzeugung und zur Minderung des Ausstoßes von Treibhausgasen zu erwarten. Aber auch solarthermische, geothermische und mit Biomasse befeuerte Kraftwerke bieten zukunftsfähige Optionen.
Die Entwicklungszusammenarbeit hilft bei der Umsetzung entsprechender Vorhaben. Beispielsweise unterstützt die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) derzeit in Marokko, Namibia, Jordanien, China und Kolumbien die Entwicklung großer Windparkprojekte mit Leistungen von mehr als zehn Megawatt. Diese Projekte sollen später von Energieversorgungsunternehmen oder auch privaten Investoren umgesetzt werden. Deutschland hat hier einen international anerkannten Erfahrungsvorsprung: Knapp 40 Prozent der weltweiten Windkraftkapazitäten wurden in den letzten Jahren in Deutschland errichtet. Die deutsche TZ kann auf diesem Gebiet also einen wichtigen Beitrag zum Know-how- und Technologietransfer leisten.
Große Staudammvorhaben sind in den letzten Jahren häufig wegen schädlicher sozialer Folgen und Auswirkungen auf die Umwelt von Betroffenen blockiert worden. Die deutsche TZ arbeitet nicht an der Entwicklung großer Staudämme mit. Allerdings hat die GTZ im Auftrag des BMZ die World Commission on Dams (WCD) unterstützt, die international anerkannte Richtlinien für die Planung und den Bau von Staudämmen entwickelt hat (vgl. "der überblick" 4/00 S. 83 ff). Auch die Nachfolgeorganisation der WCD, die dem UN-Umweltprogramm (UNEP) angegliederte Dams and Development Unit (DDU), die den internationalen Erfahrungsaustausch bei der Umsetzung der WCD-Richtlinien gewährleisten soll, wird von der GTZ im Auftrag der Bundesregierung unterstützt.
Drittens soll die ländliche Energieversorgung durch den Einsatz erneuerbarer Energien verbessert werden. Ein besseres Energieangebot auf dem Land leistet zusammen mit anderen Maßnahmen für die dortige Infrastruktur - wie die Verbesserung der Wasserversorgung und die Verkehrsanbindung - wichtige Beiträge dazu, die Lebensqualität im ländlichen Raum zu steigern und dort bessere Bedingungen für die Produktion von Gütern und das Anbieten von Dienstleistungen zu schaffen und somit die Armut zu bekämpfen. Sehr viele ländliche Regionen in Entwicklungsländern sind nicht ans Stromnetz angeschlossen. Dort kommen insbesondere dezentral einzusetzende erneuerbare Energieträger infrage, da sie in vielen Fällen nicht nur die einzige und umweltfreundlichste Option sind, sondern auch die kostengünstigste.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Schwerpunkt der TZ von Demonstrationsprojekten wegentwickelt und in Richtung auf die Verbreitung solcher Programme an vielen Orten verlagert. Damit solche Technik dort auf Dauer rentabel eingesetzt werden kann, muss sie auch am Markt bestehen können. Das geht nur, wenn die entsprechende lokale und die internationale Industrie als Lieferanten in die Programme eingebunden werden. Bewährt haben sich vor allem kleine Wasserkraftwerke für kleinräumige Netze, Anlagen zur effizienten Nutzung von Biomasse insbesondere beim Kochen, als Ersatz für fossile Energieträger, sowie Anlagen zur fotovoltaischen Stromversorgung. Hierzu gehören sonnenbetriebene Batterieladestationen und Solaranlagen zur Stromversorgung für einzelne Haushalte; die solare Stromversorgung für Einrichtungen der sozialen Infrastruktur wie ländliche Krankenstationen, Schulen, Kommunikationseinrichtungen; ebenso fotovoltaisch betriebene Pumpen zur Trink- und Tränkwasserförderung sowie zur kleinflächigen Bewässerung. In die Programme eingeschlossen ist auch der Aufbau marktkonformer Vertriebs- und Wartungsstrukturen und die Aus- und Fortbildung.
Der vierte Schwerpunkt der TZ sind Maßnahmen zur Verbesserung des Wirkungsgrads beim Energieeinsatz und zur Energieeinsparung. Sie bilden derzeit die wichtigste Möglichkeit, die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen und damit die CO2-Emissionen zu vermindern. Die Palette der Einwirkungsmöglichkeiten umfasst vor allem Maßnahmen auf der Verbraucherseite, bei der Industrie, den Haushalten und im Verkehr, um Energieverluste zu verringern und Energiesparmaßnahmen in Gebäuden durchzuführen. Im Vordergrund stehen Maßnahmen, die unter den lokalen Bedingungen rentabel sind. Die TZ fördert dabei vor allem die systematische Beratung, möglichst durch private Beratungsfirmen. Unterstützt werden auch Firmen, die energiesparende Technik liefern oder Technik für einen effizienten Einsatz erneuerbarer Energien. Das geschieht zum Beispiel über die Fortbildung von Fachleuten, durch Information und Aufklärung für Politiker und die Bevölkerung sowie durch die Förderung von Demonstrationsanlagen. Partner für die Projekte der rationellen Energieverwendung sind vor allem Schwellenländer in Asien und Lateinamerika, etwa Argentinien, Brasilien, Chile, China, Indien und Thailand.
Fünftens gilt es, die Technik konventioneller Kraftwerke zu verbessern. Denn noch für viele Jahrzehnte werden fossile Energieträger eine wesentliche Rolle im Brennstoffmix von Industrie- und Entwicklungsländern spielen. In Ländern wie der Volksrepublik China und Indien wächst die Wirtschaft rasant - bei gleichzeitig hoher Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, insbesondere von Steinkohle. Projekte zur Verbesserung der konventionellen Technik sind und bleiben deshalb äußerst wichtig, um die Umwelt und das Klima zu schonen. Beispielsweise sind beim Einsatz der Kohle entlang der gesamten Brennstoffkette Verbesserungen möglich - von der Kohleaufbereitung und -entschwefelung angefangen bis hin zur Optimierung des Einsatzes der Kraftwerke und der Verminderung von Verlusten im Stromnetz.
Solche Maßnahmen können auch die Kosten stark verringern, wie folgendes Beispiel zeigt: Anfang der neunziger Jahre hat die GTZ China dabei unterstützt, die Brennereinstellung und Betriebsweise in 18 kohlebefeuerten Kraftwerken zu optimieren. Die Kosten für die Ausrüstung mit Messgeräten und für die Beratung beliefen sich auf rund 9 Millionen Mark. Damit wurde erreicht, dass die Volksrepublik seither Steinkohle im Gegenwert von 240 Millionen Mark nach Weltmarktpreisen eingespart und den Ausstoß von Kohlendioxid um 2,7 Millionen Tonnen verringert hat.
Sechstens beteiligt sich Deutschland aktiv an der Gestaltung der globalen Klimapolitik, der Umsetzung der Klimarahmenkonvention - des Kyoto-Protokolls - sowie an der Finanzierung nationaler und internationaler Projekte zum Klimaschutz. Hierzu gehört auch, dass Entwicklungsländer dabei unterstützt werden, die wirtschaftlichen Chancen wahrzunehmen, die sich aus der Klimarahmenkonvention und dem Kyoto-Protokoll ergeben. Es besteht aber auch kein Zweifel daran, dass die Entwicklungsländer langfristig stärker mit eigenen Verpflichtungen in den globalen Klimaschutz eingebunden werden müssen. Die GTZ berät derzeit im Auftrag des BMZ rund 20 Entwicklungsländer dabei, ihren Schadstoff-Ausstoß zu erfassen, Optionen zur Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen zu untersuchen und die organisatorischen Strukturen zu schaffen, um später einmal den Clean Development Mechanism (CDM) zu nutzen und CDM-taugliche Projekte zu identifizieren. Der CDM erlaubt Ländern, die das Kyoto-Protokoll unterschrieben haben, den Kohlendioxidausstoß im eigenen Land weniger zu vermindern als sie nach dem Protokoll müssten, wenn sie stattdessen eine größere Verminderung des CO2-Ausstoßes in Entwicklungsländern oder entsprechende Aufforstungsprogramme dort finanzieren.
Die neuen Kooperationsformen und Mechanismen, die das Kyoto-Protokoll im Dienste des Klimaschutzes anstrebt, bieten Vorteile für Industrie- und Entwicklungsländer. Sie geben Anreize für technische Innovationen und für eine verstärkte Zusammenarbeit der Privatwirtschaft mit Verantwortlichen in den Entwicklungsländern. Die Mobilisierung von privaten Investitionen zum Beispiel für saubere Energieerzeugung in Entwicklungsländer im Rahmen des CDM gilt es voranzutreiben.
aus: der überblick 04/2001, Seite 50
AUTOR(EN):
Bernhard Bösl :
Dr. Bernhard Bösl ist Fachkonzeptionist der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, Abteilung "Umweltmanagement, Wasser, Energie, Transport". Er betreut Projekte aus den Bereichen Energiepolitikberatung, Erneuerbare Energien und Luftreinhaltung.