Ein Porträt
Savita lächelt nicht. Ein schwarzer Mundschutz verbirgt halb iberghr Gesicht, ihre dunklen Augen schauen uns direkt an. Jegliche jugendliche Unbeschwertheit scheint verloren. Was sie erlebt hat, kann man nur ahnen. Ein Bild, das anspricht und neugierig macht. Fotos wie diese sind auf der Titelseite der Zeitschrift EineWelt zu finden, die alle zwei Monate vom Evangelischen Missionswerk in Deutschland (EMW) herausgegeben wird, dem Dachverband von Kirchen und Missionswerken.
von Dorthe Kieckbusch
Chefredakteur Martin Keiper, der das Blatt bereits seit 1989 macht, betont: "EineWelt ist ein journalistisches Produkt, mit einer unabhängigen Redaktion, kein PR-Organ des EMW". Das Magazin richtet sich an Leser und Leserinnen, die an Dritte-Welt-Themen, Ökumene, Entwicklung und Mission interessiert sind. Daß sie sich an eine breitere Leserschaft und nicht an Leute vom Fach wendet und insbesondere versucht, das Bewußtsein für die Dritte Welt bei noch nicht Engagierten zu wecken, ist das, was sie innerhalb der kirchlichen Presselandschaft auszeichnet. Deshalb wird darauf geachtet, allgemein verständlich zu sein. Berichtet wird aus allen Teilen der Welt, manchmal auch aus Deutschland.
Im Redaktionsstatut ist festgehalten, daß EineWelt "Erfahrungen, Einsichten und Standpunkte aus der Mission der Kirchen in der Ökumene" darlegen will, daß sie informieren und orientieren und "das Bewußtsein für die ökumenische Verbundenheit der weltweiten Christenheit wecken bzw. stärken" will. Auch sollen Menschen aus anderen Teilen der Welt die Gelegenheit bekommen, "über ihre Erfahrungen selbst zu berichten". Am Leben von Menschen orientiert, nicht nur am Christenleben, werden Ungerechtigkeiten, Probleme oder Konflikte beim Namen genannt.
Eine große, reich bebilderte Reportage ist der Aufmacher eines jeden Heftes, beispielsweise über Orangenpflücker in Brasilien, den Krieg in Angola oder eben über mißhandelte Frauen in Nepal wie die 14jährige Savita, die sich in einem Bordell in Bombay mit dem Aids-Virus, Tuberkulose und Hepatitis B infiziert hat. Fünf bis sechs weitere Beiträge - Reportagen, Interviews, Berichte oder Porträts - zu den unterschiedlichsten Themen folgen. Extrainformationen dazu gibt's in farbig unterlegten Kästen.
Da wird in einem Heft zugleich über Mauretanien, die englische "Church Mission Society", Filmen und Videos in Zimbabwe und Kirchen in Ostdeutschland berichtet. Martin Keiper würde gerne öfters mal ein Themenheft machen, so wie über Indonesien im August 1999 oder über das 50jährige Jubiläum des ÖRK im Jahr zuvor. Leider reichen die Kapazitäten dafür nicht aus. Schon jetzt muß das Blatt mit ungefähr einer vollen Stelle verteilt auf vier Leute auskommen,und selbst da ist die Belastungsgrenze oft erreicht.
Im zweiten Teil des Heftes, dem meist siebenseitigen Magazin stehen kürzere Berichte - zur Zeit unter anderem eine Serie zur Weltgesundheit - Personalien, Nachrichten, Buchbesprechungen und der Kommentar "angetippt", der auch in Zeitschriften einiger regionaler Missionswerke erscheint.
Ein Blick ins Impressum führt einem die lange Tradition des Blattes vor Augen. 1999 erschien es im 79. Jahrgang. Zum ersten Mal wurde es 1915 als "Allgemeine Missionsnachrichten" (AMN) von der Deutschen Evangelischen Missionshilfe herausgegeben. Stark nationalistische Töne und fast nur Nachrichten aus den "deutschen Missionsgebieten" fand man darin, berichtet Erich Viering in einem Artikel zum 75. Jubiläum des Blattes. Aber bereits 1925, als Walter Freytag Chefredakteur wurde, öffnete sich das Blatt für ökumenische Themen und Nachrichten aus aller Welt.
1958 wurden aus den AMN "Das Wort in der Welt", daraus 1983 dann "Die Weltmission". In den ersten Jahrzehnten überwogen missionarische und ökumenische Themen, dann kamen mit einem sich ändernden Missionsverständnis entwicklungspolitische Themen hinzu.
1995 erhielt die Zeitschrift den Titel "EineWelt", um verstärkt Leute anzusprechen, die an Dritte-Welt-Themen interessiert sind. Etwa vier- bis fünfhundert neue Abonnenten seien hinzugekommen, berichtet Martin Keiper. Leider sei die Auflage trotzdem auf derzeit neun- bis zehntausend verkaufte Exemplare gesunken. Aus inhaltlichen Gründen habe in den letzten Jahren niemand abbestellt, im Gegenteil, die Leserreaktionen sind meist sehr positiv, eher liege es am Sparzwang der Kirchengemeinden, die dann gleich zehn oder mehr Hefte abbestellen.
Um weitere neue Leser zu finden wird zur Zeit darüber verhandelt, EineWelt in Kooperation mit den regionalen Missionswerken herauszugeben. Klar ist schon jetzt, daß das Heft auch innerhalb des Evangelischen Entwicklungsdienstes seinen Platz finden wird. Weil EineWelt immer noch stark in der kirchlichen Basis verankert ist, könnte sie eine Schlüsselrolle dabei einnehmen, relevante Fragen zu Entwicklung und Mission für eine breitere Leserschaft zu kommunizieren.
aus: der überblick 01/2000, Seite 135