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In Indien ist es durch das Aussetzen von Fischen in Gewässern gelungen, die Malariafälle von 2 auf 1,8 Millionen zu senken. Die Fische fressen die Larven der malariaübertragenden Anopheles Mücke. In einigen Distrikten seien praktisch alle Anopheles Mücken verschwunden, berichtete Dr. VP Sharma vom Council for Medical Research am 5. Januar 2004.
Die Weltbank hat in hundert indischen Distrikten ein Versuchsprojekt dazu initiiert. Allerdings hat das Projekt nicht überall den gleichen Erfolg. Vor der Einführung von Insektiziden sind Fische ein gängiges Mittel im Kampf gegen Malaria gewesen. Da viele Mücken mittlerweile gegen die Chemikalien immun geworden sind, könnte der kostengünstige Einsatz von Fischen wieder eine wichtige Rolle spielen.
Menschen, Wale und Robben sind keine Konkurrenten beim Fischfang. Sie fangen ihre Beute an ganz verschiedenen Stellen, wie "Spiegel Online" berichtete. Das ergab eine Computersimulation der britischen Meeresbiologin Kristin Kaschner von der University of British Columbia. Sie teilte die Weltmeere in 180.000 rechteckige Felder ein und verglich die Lebensräume der Tiere. Die Erkenntnis könnte die Argumentation der Fischereilobbyisten und Tierschützer erschweren.
Bislang haben Fischer Meeressäuger für die Dezimierung der Fischbestände verantwortlich gemacht. Umwelt- und Tierschützer dagegen hatten die Fischindustrie beschuldigt, den immer selteneren Säugern die Nahrung weg zu fangen. Und Walfänger und Robbenjäger hatten sich das Argument der Fischer zunutze gemacht, um ihre Tätigkeit als Beitrag zum Schutz der Fischbestände zu rechtfertigen.
Die Studie über 115 verschiedene Meeressäuger zeigt, dass ungefähr 99 Prozent ihrer Futterplätze in Gebieten liegen, in denen Menschen kaum Fischfang betreiben. Und Menschen fischen bis zu 80 Prozent ihrer Beute in Regionen, in denen nur wenige Meeressäuger leben. Obwohl die Säugetiere im Meer pro Jahr etwa zehn Mal mehr Fisch als Nahrung nutzen als der Mensch, beeinflussen sie die Fischereibestände kaum, so Frau Kaschner.
Der Streit wird vermutlich trotz der Computersimulation weiter gehen. Kaschner selbst räumt ein, dass die Jagdreviere von Mensch und Tier sich an einigen Stellen überschneiden, wie etwa in der Nähe von Island und in der Behringsee.
Die Tierpräparatorin Anja Kempf in Bremerhaven präpariert seit elf Jahren ausschließlich Fische, wie die Wochenzeitung "Die Zeit" im April dieses Jahres berichtete. Zu der Präparatorin kommen Angler, die ein besonderes Exemplar gefangen haben und dies nicht verspeisen, sondern als Trophäe behalten möchten. Viele warten bis zu eineinhalb Jahre auf ihr ausgestopftes Tier.
Frau Kempf benötigt für das Fischpräparat lediglich den Kopf und die Haut. Bis zu fünf Monaten lagern diese dann in einem Gefriertrocknungsgerät, um die Feuchtigkeit zu entziehen. Die Qualität des Präparates hängt vom Zustand des Fisches beim Eintreffen bei der Präparatorin ab. "Ich versuche, aus jedem Fisch das Optimum herauszuholen", erklärt sie.
Damit die Angler die Fische gleich nach dem Fang richtig behandeln, hat Frau Kempf einen Leitfaden entworfen. Der Fisch sollte ohne Blitzlicht fotografiert und leicht trocken getupft werden. Außerdem hat sie weltweit Abgabestellen organisiert, bei denen der Fisch sofort eingefroren und nach Bremerhaven verschickt werden kann.
Wenn der Kanarienvogel von der Stange fällt, wissen die Bergleute, dass Methangas in den Schacht gelangt ist und sie ihre Arbeit einstellen müssen.
Auch Fische werden als lebendige Messinstrumente eingesetzt. In Deutschland sind es der Abwassergebührenordnung gemäß die goldfischartigen Goldorfen. Sie messen den Verdünnungsgrad von Industrieabwässern. Je mehr Tiere ein zweitägiges Bad überleben, desto geringer sind die Gebühren, die die Betriebe zahlen müssen. Nach Angaben des Bundesverbandes der Tierversuchsgegner sterben auf diese Weise jährlich Tausende Fische.
Eine ähnliche Aufgabe haben Regenbogenforellen in Rom. Die Fische wachen an den Knotenpunkten des Leitungsnetzes der Wasserversorgung, dass keine chemischen oder bakteriellen Gifte eingespeist werden. Mit Videokameras werden sie dort rund um die Uhr beobachtet, und sobald sie sich auffällig verhalten, können Wasserproben genommen und Alarm ausgelöst werden.
Die Stadt Wien hat ihre Forellen mittlerweile in Ruhestand geschickt. Laborkontrollen seien nach Ansicht der Wiener Wasserwerke zuverlässiger und könnten auch Gifte mit Langezeitwirkung erkennen.
Die Norweger scheinbar nicht. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace geht der Markt für Walfleisch sogar zurück. In den norwegischen Supermärkten war Zeitungsberichten zufolge im Jahr 2003 ein Kilogramm Walspeck aus der vergangenen Jagdsaison für umgerechnet 0,12 Eurocent zu haben. Trotzdem ist die norwegische Flotte dieses Jahr wieder zur Waljagd ausgelaufen. Sie begründet ihr Vorgehen unter anderem mit der großen Nachfrage der heimischen Verbraucher nach Walfleisch.
Dieser Widerspruch hat folgenden Hintergrund. Zwei internationale Abkommen verbieten den Handel mit Walfleisch. Im Jahr 1986 trat das Moratorium der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Kraft. Im selben Jahr wurde die "Konvention über den internationalen Handel von bedrohten Tierarten" (CITES) rechtsgültig. Die norwegische Regierung weigerte sich jedoch, diese Beschlüsse anzuerkennen und gab den Walfang im Alleingang wieder frei. Der Handel mit Walfleisch ist einfach zu lukrativ. Der größte Absatzmarkt ist Japan. Hier gilt Walfleisch als Delikatesse. Ein Kilogramm kostet durchschnittlich 20 Euro und mehr. Die japanische Fangflotte jagt Wale nach Verlautbarung des Fischereiministeriums zu "wissenschaftlichen Zwecken". Die Regierung möchte herausfinden, ob der Walfang oder die Fischfangindustrie für den Rückgang der Fischbestände verantwortlich sei. Etwa 800 Wale sollen dieses Jahr durch die beiden Walfangnationen Japan und Norwegen harpuniert werden. Die weltweiten Proteste von Umwelt- und Tierschutzorganisationen verhallten bisher ungehört.
Yusuf Adamu fing im Rahmen des Argungu Fishing Festivals in Nigeria Ende März 2004 einen 80 Kilogramm schweren Wels und erhielt als Siegerprämie einen Bus. Schauplatz des Argungu Festivals ist das gleichnamige Dorf am Rima Fluss im nördlichen Bundesstaat Kebbi State. Bis 1994 hatte das Fest jährlich stattgefunden, danach fehlten Kebbi State die finanziellen Mittel. In Zukunft soll es auch wieder Touristen aus dem Ausland anziehen. Dieser Fischerwettbewerb ist eines der größten kulturellen Festivals des Landes, so die Informationsstelle Argungu International Fishing and Cultural Festival.
Das Argungu Festival wurde 1934 initiiert, als Sultan Dan Mu'azu aus Sokoto der Gegend einen Friedensbesuch abstattete. Bis heute steht das Fest unter dem Motto der Freundschaft und des friedlichen Miteinanders. Nur während des Argungu Festivals darf an dieser Flussstelle gefischt werden. Verstöße werden mit zwei Jahren Gefängnis bestraft.
Präsident Olusegun Obasanjo besuchte die Feierlichkeiten und zeigte sich beeindruckt. In diesem Jahr nahmen 35.000 Fischer teil. Nach einem Startsignal stürzten sich die Männer, ausgerüstet mit Netzen und hohlen Kürbissen, ins seichte Wasser, um möglichst große Fische zu fangen. Dabei wurden sie von Musik begleitet. Neben dem Fischfang, dem Höhepunkt des Festivals, fanden über mehrere Tage Workshops, Tauch- und Schwimmwettbewerbe, Pferde- und Kamelrennen, Bootswettbewerbe und andere kulturelle Vorführungen sowie viel Musik und Tanz statt.
Jeder Arzt empfiehlt ihn: Fisch ist gesund. Er reduziert das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Je fetter der Fisch, desto mehr ungesättigte, so genannte Omega-3-Fettsäuren, enthält er. Die Fettsäuren verhindern, dass das Blut verklumpt und die Blutgefäße verstopfen.
Es gibt jedoch einige Gründe dafür, warum der ärztliche Rat nicht immer befolgt wird: Fisch ist teuer, die Meere fast leergefischt und Fleisch immer noch sehr beliebt. Dieses Dilemma macht sich die Gentechnik zunutze. Fisch vom Feld, statt Fisch aus dem Meer, lautet ihre Devise. Die wertvollen Fischfettsäuren sollen in Tiere und Pflanzen eingeschleust werden. Wie man in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" lesen konnte, haben britische Pflanzenzüchter jetzt der Ackerschmalwand, einem unscheinbaren, aber weltweit verbreiteten Unkraut, die Gene von zwei Meeresalgen hinzugefügt. Seitdem verfügt das Kraut über einen ähnlich hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren wie Fisch.
Gentechnikunternehmen hoffen, den gesundheitsbewussten Verbraucher auf diesem Weg von den Vorteilen genmanipulierter Nahrung überzeugen zu können. Gentechnik soll nicht nur gesundheitsfördernd, sondern auch tierfreundlich sein. Schließlich könnten sich durch den Anbau von Fischpflanzen die Fischbestände in den Meeren erholen.
Im Ayeyarwarda-Fluss in Burma und dem Mekong fischen Menschen und Irrawaddy-Delphine seit Generationen gemeinsam. Die Delphine, nach der ehemaligen Bezeichnung des Flusses benannt, treiben Fischschwärme in die Netze der Fischer. Anschließend fressen sie jene Fische, die entkommen konnten. Einige Fischer arbeiten mit einzelnen Tieren über viele Jahre zusammen.
Durch preisgünstige Wandnetze aus Nylon sind Irrawaddy-Delphine zunehmend bedroht. Aus diesen engmaschigen, am Grund befestigten Netzen, können sich die Delphine nicht wieder befreien.
Zudem werden mit den Netzen viel zu viele kleine Fische gefangen. Darunter leiden auch die Fischer. Die Anzahl der Irrawaddy-Delphine hat sich stark verringert. Die Wildflife Conservation Society (WCS) berichtete 2003, dass 35 Prozent weniger Tiere im Vergleich zu 1998 gezählt wurden. Deshalb hat die Whale and Dolphin Conservation Society (WDCS) Kampagnen zum Schutz der Art ins Leben gerufen.
In Mecklenburg-Vorpommern baut die US-amerikanische Firma Caviar Creator seit März diesen Jahres Aufzuchtbecken für Störe. "Die Nachfrage für hochwertigen Kaviar ist sehr groß", so Frank Schaefer, Vorstandschef der europäischen Niederlassung von Caviar Creator in Düsseldorf. Allerdings sei das Angebot nicht ausreichend. Nach Angaben des Unternehmens hat sich der Störbestand in der freien Natur in den letzten 15 Jahren drastisch verringert. Von 2000 Tonnen ist das Wildkaviarangebot auf 70 Tonnen im Jahr 2003 gesunken.
Caviar Creator sieht hier eine Marktlücke und baut in Demmin die größte geschlossene Aquakulturanlage der Welt, in der der vom Aussterben bedrohte Stör gezüchtet wird. Das Unternehmen rechnet mit 33 Tonnen Kaviar und 400 Tonnen Störfleisch im Jahr. Auch der Umweltschutz rechnet sich: Je besser die Wasserqualität, desto schneller soll der Edelfisch wachsen. Deshalb wird sein Badewasser regelmäßig auf mechanische und biologische Weise gereinigt und auf den Zusatz von Hormonen, Pestiziden, Wachstumsbeschleunigern und Antibiotika verzichtet.
Wird der Konsument den Unterschied zwischen wildem und gezüchtetem Kaviar schmecken? Sollte Zuchtkaviar als Delikatesse weniger begehrt sein, kann er noch auf einem anderen Markt abgesetzt werden - bei der Produktion von Luxuskosmetikartikeln.