Zu den stolzen Wahrzeichen der unabhängig gewordenen Nationen gehörten meist nicht nur eine Flagge und eine Nationalhymne, sondern bald auch eine oder mehrere Universitäten. Auf ihnen ruhten große Hoffnungen: Durch Ausbildung der benötigten Fachkräfte, durch Forschung und gesellschaftliches Engagement sollten sie zur Entwicklung ihrer Nationen beitragen. Deswegen wurden sie von den jungen Staaten großzügig aus öffentlichen Geldern finanziert, und die Studenten bekamen meist auch noch ein Stipendium.
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uantitativ haben sich die Hoffnungen zunächst erfüllt. Mit der Zahl der Universitäten stieg auch die Zahl der Absolventen, von denen viele im öffentlichen Dienst beschäftigt wurden. Doch ideologische Auflagen und politische Postenvergabe machten mancher Universität das Leben schwer. Wirtschaftliches Missmanagement entzog schließlich seit Beginn der achtziger Jahre auch den Universitäten die finanzielle Grundlage. Die Prioritäten und Auflagen der Geberländer, welche die Grundbildung zeitweise als bessere Investition ansahen und auf die Kürzung der nicht durch Einnahmen gedeckten öffentlichen Ausgaben drangen, machten den Universitäten ebenso zu schaffen.M
it gestutztem Budget und zum Teil heruntergekommen müssen die Hochschulen sich heute wie ihre Länder im globalen Wettbewerb behaupten - eine fast unmögliche Aufgabe. Gleichzeitig haben sich mit der politischen und wirtschaftlichen Liberalisierung wieder Perspektiven eröffnet, was mancherorts zu Aufbruchstimmung und zur Gründung neuer, auch privater Universitäten geführt hat. Selbst wenn viele Studenten heute nüchterner ihr individuelles Fortkommen im Auge haben, sind die höheren Bildungseinrichtungen weiterhin einer Vielzahl von Ansprüchen und Anforderungen aus der Gesellschaft ausgesetzt.Die Redaktion