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Nachrichten und Personalia aus dem kirchlichen Entwicklungsdienst
Wer an Tabak denkt, dem kommen dabei meist die mit dem Konsum verbundenen gesundheitlichen Gefahren in den Sinn. Weniger bekannt dagegen ist, dass - wie auf der Website der Holländischen Nichtrauchervereinigung (www.nietrokers.nl) nachzulesen ist - die Tabakverarbeitung auch große ökologische Schäden verursacht: Für die Weiterverarbeitung müssen Tabakblätter nämlich getrocknet oder fermentiert werden, wozu hohe Temperaturen erzeugt werden müssen. Dazu werden große Mengen an Holz verbrannt; bis zu 230 Kilo Holz sind für die Fermentierung eines Kilos Tabaks nötig. Andere Energiequellen, wie Kohle oder auch Öl, wären in vielen Ländern kaum bezahlbar. Holz dagegen gilt in vielen Entwicklungsländern nach wie vor als freier Produktionsfaktor, da es jedermann zugänglich ist. Dennoch verursacht diese Praxis ökologische und soziale Kosten: Der hohe Holzverbrauch führt zur Bodenerosion, und auch die Entfernungen, die die Frauen auf der täglichen Suche nach Feuerholz zurücklegen müssen, werden ständig größer.
Gleich zwei Fliegen mit einer Klappe will der Konzern Procordia schlagen: Erst macht er sein Geld mit der Sucht der Konsumenten. Wollen die Raucher sich dann den Griff zum Glimmstängel abgewöhnen, so verdient der Konzern gleich noch einmal an der Entwöhnung mit: Denn auch Ersatzprodukte zur Suchtbekämpfung bietet die vorausschauende Firma an. Diese Doppelstrategie ist eine weise Entscheidung, denn andere Firmen, die nur Anti-Nikotin-Kaugummis anbieten, handelten sich Ärger mit den Tabakkonzernen ein: So drohte Philipp Morris dem Chemiekonzern Dow Chemicals, der gleichzeitig den Anti-Tabak-Kaugummi "Nicorette" anbot, seine Unkrautvernichtungsmittel in Zukunft bei einem anderen Hersteller zu kaufen, wenn dieser die Werbung für das Suchtbekämpfungsmittel nicht einschränken würde. Da der Tabakanbau sehr pestizidintensiv ist, hätte dies für Dow Chemicals einen Umsatzausfall von acht Millionen Dollar bedeutet. Inzwischen hat Dow Chemicals seine Pharmaabteilung verkauft, sodass Nicorette jetzt von einem anderen Hersteller produziert wird. Auch Ciba Geigy war in den neunziger Jahren von Philipp Morris unter Druck gesetzt worden, um die Werbung für ein Nikotinpflaster einzustellen, berichtet "die tageszeitung".
Eine Studie der kanadischen Gesundheitsorganisation PATH untersucht, wie groß der Anteil des Familieneinkommens ist, der in Bangladesch im Durchschnitt für den Tabakkonsum aufgewendet wird: Demnach gibt der "typische" männliche Raucher für Zigaretten fünfmal so viel Geld aus wie für seine Miete, 18-mal so viel wie für die Gesundheitsvorsorge, und 20-mal so viel wie für Bildung. Frauen dagegen, die hukka, eine Wasserpfeife, rauchen, geben dafür etwa genau so viel aus, wie sie für die Miete aufbringen müssen, und dreimal so viel wie für die Gesundheitsvorsorge und Erziehung. Auch stellt die Studie einen Zusammenhang zwischen Mangelernährung der Kinder und dem Zigarettenkonsum der Eltern fest. Demnach könnten durch den Verzicht aufs Rauchen täglich 350 durch Unterernährung verursachte Todesfälle von unter-fünfjährigen Kindern verhindert werden, berichtet die Zeitung "Dhaka Daily Star".
Wissenschaftler der Britischen Lungen-Stiftung (BLF) analysierten Forschungsarbeiten zum Kiffen und seinen Konsequenzen. Sie fanden heraus, dass drei Joints aus reinem Cannabis für die Lunge genauso schädlich sind wie zwanzig Zigaretten. Und: Teer aus Cannabis-Qualm enthält 50 Prozent mehr Krebs erregende Stoffe als Tabakrauch. Werden Zigarettentabak und Cannabis als Mischung geraucht, verschlimmern sich die Folgen für die Lungen. Interessant: Cannabis enthält heute mehr THC (Tetrahydrocannabinol) als in den sechziger Jahren. Langzeitstudien aus dieser Zeit müssen daher mit Zurückhaltung bewertet werden. Bei vielen Jugendlichen hielte sich noch immer der Irrglaube, Kiffen sei weniger gesundheitsschädlich als Rauchen.
Ebenfalls unterschätzt wird die schädigende Wirkung des sheesha-Rauchens, einer im arabischen Raum weit verbreiteten Wasserpfeife, so eine Studie der saudi-arabischen King Abdul Aziz-Universität in Jeddah. Sheesha-Raucher weisen demnach eine höhere Konzentration von Kohlenmonoxid im Blut auf, als Zigarettenraucher, und das Risiko von Herzinfarkt, Arterienverkalkung und chronischen Atemwegserkrankungen erhöhe sich durch den Konsum.
Weltweite Geldwäsche und Zigarettenschmuggel in den Irak - das werfen die EU-Kommission, Deutschland und neun weitere Mitgliedsstaaten dem US-Tabakkonzern RJ Reynolds vor. Die EU-Ermittler beschuldigen Reynolds, an einem organisierten Ring teilgenommen zu haben, der aus Zigarettenschmuggel, Drogen und Waffenhandel illegal Gelder bezieht. Der Konzern, der Produzent von Marken wie Camel und Winston ist, liefere an Zwischenhändler in der Schweiz, Zypern und Montenegro, Zigaretten die dann zum Teil auf dem Schwarzmarkt in der EU verkauft würden. Die EU-Ermittler gehen zudem davon aus, dass Uday Hussein, der älteste Sohn des irakischen Diktators Saddam Hussein, illegal Zigaretten von Reynolds importiert hat und an der Geldwäsche beteiligt ist.
Mit Einreichen der 149 Seiten umfassenden Klageschrift bei einem Zivilgericht in New York macht die EU-Kommission damit einen neuen Anlauf, die Konzerne zu belangen: Bereits im August 2001 hatte die EU-Behörde beschlossen, gegen Philip Morris, RJ Reynolds und Japan Tobacco zu klagen, weil der EU aufgrund des Zigarettenschmuggels mit Wissen der Unternehmen hohe Millionenbeträge an Steuern und Zöllen entgehen, berichtet die "Financial Times Deutschland".
Den Griff zum Glimmstängel müssen in Frankreich immer weniger Jugendliche vor ihren Eltern verheimlichen. Nicht nur, dass in 32 Prozent der Fälle die Eltern die Sucht ihrer Kinder tolerieren: 16 Prozent der befragten Jugendlichen gaben an, ihre erste Zigarette sei ihnen von einem Familienmitglied angeboten worden, berichtet Jeune Afrique. Dabei kommen allerdings auch ältere Geschwister als "Verführer" infrage. Auch ist das Alter, in dem zum ersten Mal gequalmt wird, im Durchschnitt auf 11,3 Jahre abgesunken, so die Ergebnisse einer Studie der französischen Kardiologenvereinigung.
Während in den Industrienationen seit Jahrzehnten immer mehr Menschen sich das Rauchen abgewöhnen, steigt in den Entwicklungsländern die Zahl der Raucher weiter an. Rauchverbote in der Öffentlichkeit, Tabaksteuer und Einschränkung der Werbung erschweren in den westlichen Ländern den Tabakkonsum, wogegen es in den Entwicklungsländern bisher kaum rechtliche Regulierungen gibt. Die Länder des Südens werden daher zunehmend von den Tabakkonzernen als potenzielle neue Märkte entdeckt: Mit aggressiven Werbekampagnen versuchen die Unternehmen, dort neue Konsumenten zu gewinnen, berichtet Jeune afrique. Auch die sinkenden Tabakpreise könnten zu einer Zunahme der Sucht führen. Die Weltgesundheitsorganisation vermutet, dass in den Jahren 2002-2030 rund 70 Prozent der Todesfälle infolge von Nikotingenuss in der Dritten Welt zu verzeichnen sein werden. Sie plädiert für eine Anhebung der Tabaksteuer, um so gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: der Tabakkonsum würde gesenkt und die öffentlichen Einnahmen erhöht werden, die für das Gesundheitssystem verwendet werden könnten. Auf der anderen Seite wird befürchtet, dass eine Preiserhöhung den Zigarettenschmuggel aufblühen lassen wird.
Für die Zigarettenverkäufer in der von Marroko umgebenen spanischen Enklave Melilla war der vergangene November nicht sonderlich lukrativ. Der Verkauf von Glimmstängeln war von heute auf morgen um 30 Prozent zurückgegangen. Grund für den einreißenden Absatz war der Fastenmonat Ramadan, der in diesem Jahr vom 6. November bis zum 5. Dezember dauerte. In der islamischen Fastenzeit ist es Muslimen - die in Melilla rund die Hälfte der Bevölkerung stellen - unter anderem untersagt, in der Zeit zwischen Morgengrauen und Sonnenuntergang zu rauchen. Wie die spanische Nachrichtenagentur EFE am 24. November berichtete, würden von Jahr zu Jahr mehr Muslime aus Melilla dieses religiöse Gebot beachten. Einige würden nur ein paar Zigaretten am Abend rauchen, andere den ganzen Monat lang keine Packung mehr anrühren. Zudem würden in der Zeit des Ramadan Tabak schmuggelnde Marokkaner verstärkt gefilzt, sodass viele gar nicht erst zum Einkauf nach Melilla kommen, informierte ein Sprecher von Logista, dem größten spanischen Transportunternehmen.
Rauchlose Tage stehen japanischen Jugendlichen und Kindern spätestens ab dem Jahr 2008 bevor. Dann nämlich soll Japan mit rund 620.000 Zigarettenautomaten ausgerüstet sein, die ausschließlich Erwachsenen den Kauf einer Schachtel ermöglichen. Laut "Die Tabak Zeitschrift" vom November 2001 entwickelt ein Konsortium aus drei japanischen Tabakorganisationen derzeit Automaten, die nur mit einer Identifikationskarte zu bedienen sind. Die Karte speichert das Geburtsdatum des Inhabers. Erwerben kann sie, wer mindestens zwanzig Jahre alt ist und damit das Alter erreicht hat, ab dem Japaner legal Tabak kaufen dürfen. In Japan werden rund 60 Prozent aller Zigaretten am Automaten gezogen.
3 bis 4 Millionen Menschen sterben laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich an den Folgen des Rauchens. Experten schätzen, dass diese Zahl bis zum Jahr 2020 auf über 10 Millionen ansteigen wird. Diesem Trend entgegentreten will die WHO mit einem internationalen Rahmenabkommen zur Tabakkontrolle (FCTC), auf das alle 191 WHO-Mitgliedsländer verpflichtet werden sollen. Ein umfassendes Verbot der Tabakwerbung, bessere Kennzeichnung von Tabakprodukten im Sinne verstärkter Warnhinweise sowie Abbau der Subventionen für den Tabak-Anbau sind einige der Ziele, die mit dem Abkommen angestrebt werden. Doch auch dem Zigarettenschmuggel soll Einhalt geboten werden: Dadurch, dass Zigaretten und Tabakprodukte im illegalen Handel günstiger und leichter zugänglich sind, trage der illegale Handel wesentlich zur Erhöhung des Gesundheitsrisikos insbesondere von Jungen und Einkommensschwachen bei, so die WHO. Diese Gruppen reagierten besonders sensibel auf Preisänderungen.
Laster haben immer Hochkonjunktur. Davon sind jedenfalls die Anleger überzeugt, die ihr Geld den Vice Funds (Laster-Fonds) anvertrauen: investiert wird in den Branchen Tabak, Alkohol, Glücksspiel, Waffen und Rüstungsindustrie. Zwar drehen die Bürger in wirtschaftlich schlechten Zeiten ihr sauer Verdientes lieber zweimal um. Aber "das betrifft nicht alle Konsumgüter" , meint Dan Ahrens, Fondsmanager der Vice Funds: Die Leute machen Ausnahmen, wenn es um ihre Schwächen und Laster geht. Tatsächlich legten die Tabakaktien um acht Prozent zu, Alkoholwerte um 12 Prozent; Glücksspiel-und Casinoaktien sind sogar fast 20 Prozent geklettert, berichtet die "Financial Times Deutschland".
In Chinas modernster Großstadt Shanghai soll eine Rennstrecke für Autorennen gebaut werden. China setzt darauf, dass es die Organisatoren der Formel-1-Rennen dafür gewinnen kann, Shanghai in künftige Rennzyklen einzubeziehen. Das besondere Argument, mit dem China diese Rennen ins Land zu holen trachtet: Während in den USA und Europa die Tabakwerbung immer mehr eingeschränkt werde, soll die Bandenwerbung der Tabakkonzerne in Shanghai weiterhin gestattet bleiben.
Unter dem Titel "Entwicklung in Partnerschaft" hat der EED seinen Arbeitsbericht für 2001/2002 vorgelegt. Er kann beim EED (Ulrich-von-Hasselstr. 76, 53123 Bonn) bestellt werden. Auch die spanische Ausgabe liegt vor.
Die Reden von der Festveranstaltung in Bonn anlässlich von 40 Jahren EZE und KZE (siehe "überblick"-Forum 3/02) sind dokumentiert in der epd-Dokumentation Nr. 39a. Zusätzlich ist dort ein gemeinsames Positionspapier beider Zentralstellen nachzulesen. Die Dokumentation kann für 2,60 Euro plus Versandkosten beim epd bezogen werden.
"Da haben Sie aber Glück gehabt," sagte die Pastorin der anglikanischen St. George's Cathedral, als sie die Karten für die Abendveranstaltung mit Bischof Tutu übergab, "er spricht nur noch selten öffentlich". So hatten die Teilnehmer der ersten "überblick"-Leserreise das Privileg, etwas von der politischen Magie zu ahnen, die mit dem Namen des Friedensnobelpreisträgers verbunden ist.
Kapstadt war das Ziel der ersten Leserreise, die der "überblick" in Zusammenarbeit mit dem Haus am Schüberg für den Oktober 2002 organisiert hatte. Am Beispiel der Vier-Millionen-Metropole sollte untersucht werden, vor welchen Chancen und Problemen das Südafrika nach der Apartheid steht. Knapp zwei Wochen lang gab es ein dichtes Programm mit Besuchen touristischer Attraktionen und Blicken hinter die Kulissen.
Was Kapstadt für Reisende so attraktiv macht, war schnell klar: Der Wind an der Spitze des Kap, die botanische Vielfalt in Kirstenbosch Gardens, die frechen Pinguine in Simonstown, die majestätischen Wale in Hermanus, der Tafelberg mit atemberaubender Sicht, die Tafelfreuden im Weingebiet. In "Rosemarie's Restaurant" in Paarl hat die Gruppe unter Anleitung der Chefin selbst gekocht. Drei Stadtführungen zeigten die "weiße" Innenstadt, die "schwarzen" Townships und das Bo-Kaapdas traditionelle Viertel der Kap-Malaien. Nur wenige Menschen wechseln in "andersfarbige" Stadtteile. Aus den früheren Grenzen der Apartheid-Gesetze sind heute ökonomische geworden.
Mehr als die Hälfte der Bewohner von Kapstadt lebt unter der Armutsgrenze. Was das bedeutet, zeigten Projektbesuche, die einen Schwerpunkt der Reise bildeten. Ein kleiner Raum für drei Familien, umgerechnet vielleicht 80 Euro Lohn im Monat und lange, teure Fahrten zum Arbeitsplatz - für viele hat sich die wirtschaftliche Lage im Vergleich zu den alten Zeiten kaum verbessert.
Beeindruckend waren die Menschen, die trotz widriger Umstände für bessere Lebensbedingungen kämpfen. Die Frauen von "Ilitha Labantu" etwa, einer Gruppe, die in den Townships versucht, der Gewalt gegen Frauen zu begegnen und den Opfern zu helfen. Sie wird dabei vom EED finanziell unterstützt. Oder Philip Boyd, der mit seiner Frau Phyllis Spyra, der bekanntesten Primaballerina Südafrikas, seit zehn Jahren Kindern in den Townships Tanz- und Ballettunterricht gibt. Dass Stadtplanung und Politik bisher kaum ein Rezept gegen die räumliche Apartheid gefunden haben, beschrieb Vanessa Watson von der Universität Kapstadt. Charles Villa-Vicencio vom Institut für Gerechtigkeit und Versöhnung erläuterte, wie schwer sich die Regierung mit den Entschädigungen für die Apartheid-Opfer tut. Mit dem kleinen Institute for Healing of Memories setzt Father Michael Lapsley die Versöhnungsarbeit fort, die während der Anhörungen der Wahrheits- und Versöhnungskommission begann.
Am Schluss hatte die Gruppe noch einmal Glück: Sie konnte mit Helen Suzman eine weitere legendäre Persönlichkeit erleben. Die 85-jährige große alte Dame der südafrikanischen Politik erzählte im Jüdischen Museum aus ihrem politischen Leben. In der Apartheid-Zeit war sie lange Jahre die einzige Vertreterin der liberalen Opposition im Parlament. Heute äußert die Liberale Skepsis im Hinblick auf die Zukunft Südafrikas : "Ich bin nicht optimistisch, habe aber Hoffnung."
Die nächste Leserreise nach Kapstadt im Februar 2003 ist bereits ausgebucht. Für den Oktober ist eine dritte Reise geplant. Interessenten melden sich bitte bei der Redaktion redaktion@der-ueberblick.de.
Das Evangelische Medizinische Zentrum (CME) in Nyankunde im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist Anfang September einem Angriff zum Opfer gefallen. Das Krankenhaus hatte 220 Betten und war ein langjähriger Partner des EED. Es liegt in der Region Ituri, die seit 1998 von ugandischen Truppen kontrolliert wurde. Dort schwelen seit langem Konflikte zwischen verschiedenen Volksgruppen. Ugandas Armee hat eine Seite für sich eingespannt und so die Kämpfe geschürt.
Das christliche Krankenhaus wurde jedoch lange als neutraler Ort respektiert. Das änderte sich, als die Ugander abzogen und der von ihnen aufgerüsteten Miliz der Hema das Feld überließen. Vergebens bat das CME die UN-Mission im Kongo um Schutz. Als die Hema-Miliz ein von Ngiti bewohntes Dorf überfiel, schlug deren Miliz zurück. In wenigen Stunden brachte sie in Nyankunde mehr als tausend Menschen um, darunter viele Patienten und Mitarbeitende des CME. Das Krankenhaus wurde verwüstet, ein Großteil der Einrichtung zerstört. 700 Menschen marschierten 150 Kilometer südlich bis nach Oicha im Nord-Kivu, wo sie auf dem Gelände eines ebenfalls vom EED unterstützten Krankenhauses Zuflucht fanden. Auch 50 Angestellte und Patienten aus dem Pan-Afrikanischen Institut für Basis-Gesundheit, einem Partner von "Brot für die Welt", mussten evakuiert werden. In Oicha hat ein Teil der Mitarbeitenden des CME einen Notbetrieb begonnen.
Acht Mitarbeiter des christlichen Instituts für Frieden und Gerechtigkeit (Idara-E-Amn-O-Insaf) sind im September in der pakistanischen Hafenstadt Karachi von Unbekannten ermordet worden. Weitere drei wurden schwer verletzt. Unter den Opfern sind sowohl Christen als auch Muslime. Das ökumenische Institut IDARA ist bekannt für seine Menschenrechtsarbeit in den pakistanischen Großstadtslums und für seinen Einsatz für Arbeits- und Sozialrechte sowie für Frauenrechte. Der Überfall ist der fünfte Anschlag auf christliche Einrichtungen in Pakistan seit Herbst letzten Jahres.
Der EED und Misereor, die seit Jahren die Menschenrechtsarbeit von IDARA unterstützen, haben einen gemeinsamen Brief an die Regierung Pakistans gerichtet. Sie fordern dazu auf, die Hintergründe dieser Anschläge lückenlos aufzuklären und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Das Aktionsbündnis gegen AIDS hat sich Mitte November in Wesseling bei Köln offiziell gegründet. Mitglieder des größten Netzwerks zur globalen Bekämpfung von HIV/Aids in Deutschland sind 36 Organisationen, darunter der EED und "Brot für die Welt", sowie über 1000 Basisgruppen der Aids- und Entwicklungsarbeit. Vertreter von sieben deutschen Werken aus der Entwicklungszusammenarbeit der evangelischen Kirche, die zur Ökumenischen Allianz für globale Anwaltschaft beim Weltkirchenrat in Genf gehören, hatten im Frühjahr 2001 einen Initiativkreis gegründet, aus dem das Aktionsbündnis entstanden ist. Zur Koordination wurde ein Kampagnenbüro beim Deutschen Institut für Ärztliche Mission (DIFÄM) in Tübingen eingerichtet.
Yvonne Ayoub übernimmt bei "Brot für die Welt" die Leitung der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Werbung. Sie tritt am 1. Januar 2003 die Nachfolge von Klaus Rieth an. Ayoub hat sich während des Studiums Zeit in der Lateinamerika-Solidarität engagiert und in den 1970er Jahren als Journalistin sowie für die Informationsstelle Guatemala in Bonn gearbeitet. Später war sie nacheinander Mitarbeiterin der Zeitschrift Publik Forum, Ökumene-Referentin in der Evangelischen Studierendengemeinde in Stuttgart sowie Mitarbeiterin der Öffentlichkeitsarbeit bei terre des hommes. Von 1992 bis 1998 hat sie bei amnesty international den Bereich Kampagnen und Werbung betreut und wurde dann 1998 Leiterin von Kommunikation und Marketing bei CARE Deutschland in Bonn. In Stuttgart möchte Ayoub nun dazu beitragen, die besonderen Profile und Leistungen der großen drei "Marken" der ökumenischen Diakonie - "Brot für die Welt", Diakonie-Katastrophenhilfe sowie Hoffnung für Osteuropa - eindeutiger zu positionieren.
Dr. Alois Möller ist zu Brot für die Welt zurückgekehrt. Er übernimmt dort nach dem Ausscheiden von Werner Rostan das für Mexiko, Mittelamerika und die Karibik zuständige Referat Lateinamerika 2. Möller begann 1980 als Lateinamerika-Referent bei der EZE in Bonn. Nach einem dreijährigen Gastspiel bei der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) wurde er bei "Brot für die Welt" 1987 Referent für Mittelamerika und dann 1992 Grundsatzreferent. Im Jahr 2000 nahm er erneut eine Auszeit, um für die GTZ ein Projekt zur Förderung der Zivilgesellschaft in Guatemala zu leiten. Seit dem 1. September ist er in Stuttgart zurück.
Harry Haas ist am 18. September 2002 in Sri Lanka gestorben. Er ist 77 Jahre alt geworden. Der in den Niederlanden geborene katholische Priester war lange Zeit Studentenpfarrer für ausländische Studierende und verlebte lange Aufenthalte in Asien. Er wird besonders Älteren noch in Erinnerung sein, die ihn in den Gründungsjahren der Aktion Dritte-Welt-Handel kennen gelernt haben: Da hat er uns auf den Geschmack gebracht mit seinen Kochbüchern "Herzhafte Mahlzeit" und "Kochen in Gruppen", die er zusammen mit seiner Mitarbeiterin Eileen Candappa verfasst hat. Diese Bücher von Ende der siebziger Jahre finden sich sicher heute noch in manchem Dritte-Welt-Laden und Haushalt. Die Inhaltsverzeichnisse zeigen, dass Harry Haas seiner Zeit weit voraus war: Da finden sich Überschriften wie: "Ist Kochen Frauensache?", "Weshalb lässt die Gastfreundschaft nach?", "Sich Zeit lassen". Kochen als Medium nutzen, fremde Sitten und Gebräuche kennen zu lernen - das ist ihm gelungen. Manch einer hat zum ersten Mal auf dem Fußboden mit den Fingern gegessen, und waren die Gerüche allzu streng und fremd, dann war sein Kommentar: "Man muss sich riechen können." Mit dem Kochen brachte er Menschen verschiedener Nationalitäten und Kulturen auf den Boden und an die Tische in Gemeindehäusern, Kirchen und auf Kirchentagen. Seine Bescheidenheit und Freundlichkeit öffneten manchem Skeptiker die Tür.
Seit 1983 lebte er überwiegend in Sri Lanka. 1993 gründet er das Woodland Network, das 1996 den internationalen Preis für dauerhaften Tourismus erhält. Bis zu seinem Tod war "Father Harry Haas" als Senior Consultant dort tätig. Viele haben ihm viel zu verdanken.
Edda Stelck