Naomi Wolf
Der Mythos Schönheit
Rowohlt Verlag
Reinbek bei Hamburg 1991, 445 S.
Die amerikanische Feministin greift in dieser gut recherchierten Streitschrift den Schönheitsmythos als Instrument sozialer Kontrolle an, den “letzten ideologischen Komplex, der noch dafür sorgt, dass männliche Vorherrschaft unangetastet bleibt”. Die “endlose Sisyphusarbeit an der eigenen Schönheit” kolonisiere das Bewusstsein der Frauen. Insoweit sei “der Schönheitsmythos der Gegenwart heimtückischer als alle früheren Formen des Weiblichkeitswahns”.
Virginia L. Blum
Flesh Wounds
The Culture of Cosmetic Surgery
University of California Press
Berkeley Los Angeles London 2004, 356 S.
Virginia L. Blum, Professorin für Englisch in Kentucky, unterzieht die gegenwärtig stark expandierende und immer mehr versprechende Industrie der Schönheitsoperationen einer scharfen Kritik. Ausgehend von einer eigenen Erfahrung und sehr belesen, verbindet sie dazu eigene Interviews mit sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen und psychologischer Analyse. Da der “Starkult” ihrer Meinung nach wesentlichen Anteil am Machbarkeitswahn in Sachen Schönheit hat, geht es immer wieder auch um die berühmten Vorbilder, um Literatur und audiovisuelle Medien.
Sander L. Gilman
Making the Body Beautiful
A Cultural History of Aesthetic Surgery
Princeton University, Press Princeton and Oxford 1999, 396 S.
Sander L. Gilman, Professor der liberalen Künste und der Medizin in Chicago, liefert in neun Kapiteln faszinierende Einblicke in die Geschichte der Schönheitschirurgie, in einzelnen Passagen auch in ihre literarische oder filmische Darstellung und Reflexion. In den ersten Kapiteln geht es hauptsächlich um die Nase, an der Krankheit und rassische Zugehörigkeit erkennbar waren und die deshalb besonders oft operiert wurde. Heute gelten Brüste und Hintern als korrekturbedürftige sexuelle Signale (Kapitel 7). In den letzten beiden Kapiteln geht es um Eingriffe bei Männern und Transsexuellen sowie den Anspruch, die Spuren des Alters zu beseitigen.
Winfried Menninghaus
Das Versprechen der Schönheit
Suhrkamp Verlag,Frankfurt am Main 2003, 386 S.
Winfried Menninghaus, Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Berlin, untersucht das Versprechen der Schönheit in der Geschichte bis hin zum gegenwärtigen Kult um das Aussehen und der damit verbundenen Schönheitsarbeit. Dabei verbindet er die Darstellung der Schönheitsmythen mit Erkenntnissen der Evolutionsbiologie und der Psychologie. Im Anhang stellt er verschiedene Deutungen des Adonis vor.
Nancy Etcoff
Nur die Schönsten überleben
Die Ästhetik des Menschen
Heinrich Hugendubel Verlag,
München 2001, 352 S.
Die Beurteilung von Schönheit liegt nicht im Auge des Betrachters, meint die promovierte Psychologin Nancy Etcoff. Zwar spielen die jeweilige Kultur und die persönliche Lebensgeschichte beim Schönheitsgeschmack eine Rolle, aber letzendlich bestimmten geometrische Körpermaße, die alle Menschen auf der Welt gleich anziehend finden, was gefällt. Diese haben allein den Zweck, das Überleben und die Weitergabe der Gene zu sichern. Anhand verschiedener Themen, wie Liebe, Attraktivität oder Mode, belehrt die Autorin all jene eines Besseren, die an die Einzigartigkeit ihrer individuell erlernten Vorlieben in Sachen Schönheit glauben.
Virginia Postrel
The Substance of Style
How the Rise of Aesthetic Value is Remaking Commerce, Culture, and Consciousness
Harper Collins, New York 2003, 237 S.
“Ob es einem nun gefällt oder nicht, wir leben in einem Zeitalter der Ästhetik”, meint Virginia Postrel. Einkaufszentren, private Wohnzimmer und Massenwaren werden nach ästhetischen Gesichtspunkten gestaltet und produziert. Denn alles Schöne spricht die Sinne an und der Betrachter reagiert mit positiven Gefühlen. So kann das Aussehen von Dingen Entscheidungen beeinflussen. Aber die Autorin betont, dass Menschen dieser Anziehung nicht vollkommen ausgeliefert sind. Vielmehr haben sie die Wahl, mit einem bestimmten Aussehen die eigene Identität zu signalisieren. Ästhetik ist in unserer Gesellschaft sehr einflussreich. Daher sollten sich nach Virginia Postrel nicht nur Designer mit ihr und ihrer Wirkung auseinander setzen.
Andreas Hergovich (Hg.)
Psychologie der Schönheit
Physische Attraktivität aus wissenschaftlicher Perspektive
WUV Universitätsverlag, Wien 2002, 331 S.
Der Sammelband ist aus einem Proseminar zur Sozialpsychologie an der Universität Wien hervorgegangen, das Dr. Hergovich geleitet hat. In achtzehn Kapiteln versuchen Studierende, dem Geheimnis der Schönheit auf die Spur zu kommen. Sie stellen unterschiedliche Ansätze zu deren Geschichte und Bedeutung vor und spannen dabei einen weiten Bogen. Die ersten Beiträge behandeln den philosophischen Schönheitsbegriff. Der feministische Standpunkt und der der Evolutionsbiologie werden in weiteren Kapiteln vorgestellt und diskutiert. Auch die Folgen des Strebens nach Schönheit, wie Essstörungen und Schönheitsoperationen, aber auch Mode und Kosmetik sowie physische Attraktivität und die Rolle der Medien werden untersucht.
Ara Wilson
The Intimate Economies of Bangkok
Tomboys, Tycoons, and Avon Ladies in the Global City
University of California Press
Berkeley, Los Angeles, London 2004, 272 S.
Ara Wilson, Professorin für transnationale feministische kulturelle Studien in Ohio, hat in einer ethnographischen Studie untersucht, wie das starke Wirtschaftswachstum sich auf fünf “Märkten” in Bangkok ausgewirkt und das Leben der Menschen bis in den Intimbereich hinein verändert hat. In den einzelnen Kapiteln geht es um das erste große Kaufhaus, Go-go-Bars, die bekannteste Shopping Mall, ein Kabelfernsehunternehmen des jetzigen Präsidenten Thaksin und den Direktvertrieb von Kosmetika durch die Amway- und Avonberaterinnen.
odu/rwl