im Blick: Rüstungsausgaben |
Nachrichten und Personalia aus dem kirchlichen Entwicklungsdienst
Kurz nach seinem Amtsantritt am 1. Januar 2003 hat der neue Präsident Brasiliens, Luiz Ignacio Lula da Silva, den Kauf von Kampfjets zu Kosten von umgerechnet 700 Millionen US-Dollar um ein Jahr verschoben. Die so eingesparten Mittel sollen für die Armutsbekämpfung zur Verfügung stehen. Soziale Programme müssten Vorrang vor der Modernisierung des Militärs haben, erklärte Verteidigungsminister José Viegas gegenüber den Voice of America News. Die Auswechselung der dreißig Jahre alten Mirage-Flugzeuge aus Frankreich wird seit Jahren diskutiert. Die Entscheidung über eine Zwischenlösung bis zum Jahr 2004 steht noch aus.
Die Rüstungsausgaben steigen weltweit wieder schneller. Besonders einschneidend hat der 11. September 2001 die Rüstungspolitik vieler Staaten verändert, so eine Studie des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri. Demzufolge haben neben den USA vor allem Russland, der Nahe Osten und Südostasien ihre Rüstungsausgaben enorm erhöht.
Laut Angaben der Zeitung The Guardian vom 28. Februar 2003 geben die USA in diesem Jahr 125 Milliarden US-Dollar für ihre Militärausstattung aus. Ein reales Wachstum dieser Ausgaben um 10 Prozent bis zum Jahr 2007 sei wahrscheinlich. Nur in Westeuropa sei der Widerwille gegen höhere Militärausgaben weiterhin tief verwurzelt. Die Ausgaben für das Militär sind hier rund ein Drittel niedriger als in den USA. Als Gründe nannte der Autor die anhaltende Friedensdividende nach dem kalten Krieg, die wirtschaftliche Unsicherheit aufgrund des Irakkonflikts sowie große Haushaltseinsparungen. Die einzigen europäischen Natoländer, die ihren Militäretat ausbauen, seien Großbritannien und Frankreich. Die deutsche Regierung hingegen gab an, den Militärhaushalt bis zum Jahr 2006 bei umgerechnet 24,4 Milliarden US-Dollar einzufrieren.
Nach Ende des Kalten Krieges hatte weltweit eine Phase der Abrüstung eingesetzt, die rund zehn Jahre anhielt und 1998 ihren Höhepunkt erreichte. Die gesamten offiziell angegebenen Rüstungsausgaben betrugen im Jahr 1999 nach Angaben des US- Außenministeriums in den USA 292 Milliarden US-Dollar und in Westeuropa 188 Mrd US-Dollar. Die größte Wachstumsrate bei den Rüstungsausgaben verzeichneten in den Jahren 1995-99 mit 5 Prozent die Entwicklungsländer. Seit 1999 steigen die Ausgaben auch weltweit wieder.
In ihrem Kampf gegen den Terrorismus lassen die USA seit dem 11. September 2001 etlichen Ländern, denen sie dies bis dahin verwehrt hatten, Waffen oder militärische Hilfe zukommen. Dies berichtete das unabhängige Forschungsinstitut Center for Defense Information in Washington Mitte Januar 2003. So hoben die USA die Liefereinschränkung gegen Armenien, Aserbaidschan, Indien, Pakistan und Tadschikistan auf. Bevorzugte Empfänger der Militärgüter waren für die USA strategisch wichtige Länder wie Oman und Ägypten. Für Rüstungslieferungen genügte den USA offenbar, dass die Empfängerländer terroristische Vereinigungen bekämpfen. Ob sie die Menschrechte einhalten oder eine demokratische Verfassung haben, spielt für die Vergabe von Waffen oder militärischer Hilfe kaum noch eine Rolle.
Für die Erhöhung der Militärausgaben wird gerne das Argument ins Feld geführt, dass dadurch das Wirtschaftswachstum gefördert und Arbeitsplätze geschaffen werden. Denn durch Militärausgaben erhöht der Staat seine Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Dass dies, besonders in Zeiten der Rezession, die Wirtschaft ankurbelt, klingt auf den ersten Blick einleuchtend - ist jedoch ein Irrglaube, sagt David Gold, Gastdozent im Center for Global Change and Governance in New Jersey. Um die ökonomische Wirkung der Militärausgaben realistisch einzuschätzen, reiche es nicht, zu fragen, ob diese der Wirtschaft nützen, sondern welchen Nutzen die Investition der gleichen Summe in einem anderen Bereich erbracht hätte.
Der britische Wirtschaftwissenschaftler Ron Smith ist anhand von Analysen in den USA zu dem Ergebnis gekommen, dass die in der Rüstungsindustrie eingesetzten Gelder weniger effektiv verwendet würden als in anderen Branchen, da man in der Gewissheit wirtschaften könne, dass der Staat notfalls für Defizite aufkomme. Auch wirbt die Rüstungsindustrie anderen Branchen Fachleute ab, deren Wissen dann nicht mehr für die Entwicklung von Gütern für den Zivilsektor zur Verfügung steht. So führt er - laut Dollars and Sense magazine vom August 2002 - die Tatsache, dass die USA im Bereich der elektronischen Unterhaltungsindustrie von Japan abgehängt worden sind, auf die Konzentration der Forschungsgelder in der Rüstungsindustrie und Vernachlässigung der anderen Sektoren zurück.
Der Gesamtbestand an Personenminen ist weltweit stark zurückgegangen. Das berichtete das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf. Vor vier Jahren trat die Konvention zum Verbot von Personenminen in Kraft. Seitdem, so das IKRK, haben 44 der 131 Unterzeichnerstaaten ihre Vorräte pflichtgemäß vernichtet. Neben dem Rückgang der Minenvorräte habe die Konvention auch dazu geführt, dass weniger Personenminen neu verlegt wurden. Nach Angaben humanitärer Organisationen ging die Zahl der Minen in einigen Regionen um 60 bis 70 Prozent zurück, berichtet die Neue Zürcher Zeitung am 1. März 2003.
Allerdings weist das IKRK daraufhin, dass mehr finanzielle Mittel benötigt werden, damit auch finanzschwache Staaten, die das Abkommen unterzeichnet haben, ihre gesamten Bestände an Personenminen innerhalb der vorgesehenen Fristen vernichten können. Minen, die für militärische Übungszwecke verwendet werden, müssen nach der Konvention nicht zerstört werden.
Die ugandische Universität Makerere musste zu Beginn des Jahres 2003 ihre Pforten vorübergehend schließen, weil der Studienbetrieb nicht finanziert werden konnte. Die Regierung unter Präsident Yoweri Museveni hatte nämlich die finanziellen Mittel für die Hochschule um 23 Prozent gekürzt, um damit ihre Militärausgaben zu decken, berichtete die ugandische Tageszeitung The Monitor im Januar 2003. Wegen der andauernden Kämpfe im Norden Ugandas zwischen Regierungstruppen und Rebellen wurde der ugandische Haushalt umgeschichtet. Von dem Unterrichtsausfall waren sowohl privat zahlende als auch staatlich unterstützte Studenten betroffen. Erst als kürzlich das Finanzministerium ein Überbrückungsgeld von umgerechnet 1,6 Millionen Euro freigab, konnte der Betrieb vorerst wieder aufgenommen werden. Der Löwenanteil der Kosten muss allerdings zur Zeit aus den Studiengebühren privat zahlender Studenten finanziert werden, während die staatlichen Zuschüsse zum Haushalt der Hochschule größtenteils überfällig sind.
Über die Hälfte der Offiziere der russischen Armee lebt unterhalb der Armutsgrenze. Waren es im letzten Jahr nur 43 Prozent, so erreichte die Zahl in diesem Jahr infolge ansteigender Lebenshaltungskosten 56 Prozent, obwohl die Offiziersgehälter bereits erhöht worden sind. Offiziere erhalten in Russland nämlich nur ein Monatsgehalt von umgerechnet 55 Euro. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion kämpft die russische Armee mit finanziellen Problemen, berichtete die Nachrichtenagentur AFP.
Aber auch die Verwendung der Gelder aus dem Armeehaushalt sei extrem undurchsichtig, bemerkt das Forschungsinstitut Center for Defense Information (CDI). Wie viel genau in die Entwicklung neuer Waffen und in die einzelnen Projekte gesteckt wird, und wie viel die Herstellung einer bestimmten Waffengattung den Staat letztendlich kostet, ist ein gut gehütetes Geheimnis. So wird vermutet, dass in den letzten Jahren Billionen von Rubeln, die für das Verteidigungsbudget bestimmt waren, veruntreut wurden.
China plant, den Militäretat und die Ausgaben zur Sicherung der sozialen Stabilität stark zu erhöhen. Das gab im Rahmen des Nationalen Volkskongresses am 6. März 2003 der chinesische Finanzminister Xiang Huaicheng bekannt. Zudem kündigte er weit reichende Reformen der Regierungsinstitutionen an.
Der Verteidigungsetat wachse doppelt so schnell wie die Gesamtausgaben und schneller als die Wirtschaft, "um sich den Veränderungen in der internationalen Lage anzupassen", betonte der Finanzminister. Im Vorjahr war der Militärhaushalt sogar um 17,6 Prozent gestiegen. Die 185,3 Milliarden Yuan (20,3 Mrd. Euro) sind nach Angaben von Experten aber nur ein Teil der wirklichen Militärausgaben, die auch in anderen Haushalten versteckt sind, berichtet die Financial Times Deutschland vom 6. März 2003.
Am 10. März 2003 hat ein Küstenwachboot der sri-lankischen Marine ein Handelsschiff der tamilischen Rebellenorganisation LTTE versenkt. Die Küstenwacht hatte angenommen, dass das Schiff Waffen schmuggele, hieß es offiziell laut einer Meldung der Nachrichtenagentur AFP. Bei dem Untergang des LTTE-Bootes 220 Kilometer vor der nordöstlichen Küste des Inselstaates sind schätzungsweise acht bis zehn Rebellen ums Leben gekommen.
Hagrup Haukland, der Chef der internationalen Beobachter der Sri Lankan Monitoring Mission (SLMM), die den inzwischen über ein Jahr währenden Waffenstillstand zwischen der Regierung und der LTTE beobachten, sprach von einer "sehr ernsten Angelegenheit". Die Friedensbeobachter der SLMM haben über 2000 Verletzungen des Abkommens durch die LTTE seit dessen Abschluss am 22. Februar 2002 festgestellt.
Laut eines Berichts der Landesbeauftragten der Konrad- Adenauer-Stiftung für Sri Lanka, Dr. Marlies Salazar, hält die LTTE - offenbar zu Unrecht - die Bedingungen des Abkommens für nicht vollkommen erfüllt. Die Regierung sei gegenüber den Verletzungen machtlos und bemüht, den Waffenstillstand nicht zu gefährden. Dieser gilt als notwendige Voraussetzung für eine wirtschaftliche Besserung im Land.
Großbritannien verkauft Waffen im Wert von 1 Milliarde britischer Pfund (das entspricht 1,4 Milliarden Euro) an Thailand. Der Zeitung The Observer zu Folge ist dieser Handel sehr umstritten, da es sich um "Waffen für Hilfe"-Handel dreht. Im Oktober letzten Jahres wurde der Handel zwischen Großbritannien und Thailand bekannt: Großbritannien verkauft für 1,4 Milliarden Euro Waffen an Thailand. Im Gegenzug will Großbritannien den thailändischen Agrarsektor finanziell unterstützen und sich für die Verbreitung thailändischer Agrarprodukte auf dem europäischen Markt einsetzen. Dazu gehört auch, dass Großbritannien sich für die Aufhebung des Importverbots von thailändischen Hühnern und Schrimps stark machen will. Das Verbot war auferlegt worden, nachdem in dem importierten Fleisch krebserregende Chemikalien nachgewiesen worden waren. Wie der Observer am 10. November 2002 berichtete, gelangten die Chemikalien in den Nahrungskreislauf, weil thailändische Landwirte dem Tierfutter illegale Medikamente beigefügt hatten.
Epd-Entwicklungspolitik erhält eine breitere Trägerschaft. Neben deutschen protestantischen Werken werden in Zukunft auch katholische und säkulare Organisationen sowie Werke aus der Schweiz die Zeitschrift mit tragen. Dazu ist im Januar in Frankfurt am Main der "Verein zur Förderung entwicklungspolitischer Publizistik" gegründet worden. Sein Vorsitzender ist Wilfried Steen, der Leiter des Ressorts Inland beim EED.
Bisher wird epd-Entwicklungspolitik vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) herausgegeben und aus Mitteln des kirchlichen Entwicklungsdienstes finanziert. Der im Januar gegründete Trägerverein übernimmt die Rolle des Herausgebers und Finanziers. Ihm gehören aus Deutschland von protestantischer Seite der EED, "Brot für die Welt" und die Kindernothilfe, von katholischer Seite das bischöfliche Hilfswerk Misereor an. Aus der Schweiz sind das katholische Fastenopfer und das protestantische Hilfswerk "Brot für alle" beteiligt. Mitglied des Trägervereins ist außerdem ein Förderverein, zu dem sich rund hundert weitere deutsche Unterstützer-Organisationen zusammenschließen. Rund siebzig sind (zumeist kleinere) Entwicklungs-NGOs; auch Umweltorganisationen, Akademien mit entwicklungspolitischem Bildungsprogramm, kirchliche Jugendgruppen und politische Stiftungen sind eingeladen. Nicht alle haben bereits über ihren Beitritt entschieden.
Die Konstruktion verbreitert die Finanzierungsbasis von epd-Entwicklungspolitik. Mitglieder des Trägervereins steuern mindestes 25.000 Euro pro Jahr bei. Die im Förderverein zusammengeschlossenen Organisationen, von denen viele das einzeln nicht zahlen können, erbringen ihren Beitrag gemeinsam. Der EED verringert seinen Zuschuss zu der Zeitschrift, steuert aber weiter die deutlich größte Summe bei. In diesem Jahr bleiben die Mittel der Zeitschrift insgesamt ungefähr konstant; die Redaktion hofft, dass sie später steigen und das einen Ausbau der Arbeit ermöglicht.
Der neue Name der Zeitschrift steht noch nicht fest. Auch über das Konzept und das Redaktionsstatut, das das Verhältnis zwischen der Redaktion und den Trägern regelt, wird noch debattiert. Offen ist unter anderem, wie die Mitglieder des Träger- und des Fördervereins sich an der inhaltlichen Gestaltung der Zeitschrift beteiligen können. Auf dem ökumenischen Kirchentag in Berlin Ende Mai soll das neue Konzept vorgestellt werden.
Sechs Missionswerke aus Deutschland, der Schweiz und Österreich haben ihre Zeitschriften zusammengeführt. Beteiligt sind die Publikationen "Eine Welt" des EMW, "darum" des Evangelischen Missionswerks in Südwestdeutschland, "mitteilen" des Evangelisch-lutherischen Missionswerks in Niedersachsen und "Zeit für Mission" des Evangelisch-lutherischen Missionswerks in Bayern, außerdem aus der Schweiz der "Auftrag" von mission 21 und aus Österreich "Die Brücke" des Evangelischen Arbeitskreises für Weltmission. Die sechs Redaktionen produzieren seit Januar einen gemeinsamen Mantelteil von 32 Seiten (davon ist rund die Hälfte einem Schwerpunktthema gewidmet). Hinzu kommt ein Regionalteil von 8 bis 16 Seiten, den jedes der Werke für eine Teilauflage herstellt. Die Publikation hat keinen gemeinsamen Namen - außen erscheint der in der jeweiligen Leserschaft eingeführte Titel des Regionalteils.
Die Kooperation hat das Ziel, die Qualität der Missionspresse zu verbessern. Dadurch, dass sechs Redaktionen ihre Sachkunde zusammenführen und den Mantel gemeinsam herstellen, soll das Themenspektrum breiter werden und mehr Zeit für gründliche Recherchen bleiben, zumal die Redaktionen sich bei der Gestaltung des Schwerpunkts abwechseln. Das im Januar erschienene Heft beschäftig sich mit Grenzgängern zwischen den Kulturen, das kommende hat das Thema "Wasser". Das erste Heft enthält lebendige, schön bebilderte Berichte, die in die Tiefe gehen; daneben gibt es Nachrichten aus Mission und Ökumene.
Die neue Zeitschrift erscheint sechs Mal im Jahr; ein Abonnement kostet 15 Euro. "Eine Welt" und der "Auftrag" mussten schon bisher bezahlt werden, die anderen vier Missions-Zeitschriften wurden kostenlos verteilt. Leser, die eine bezahlte Publikation nicht akzeptieren, können aber Regionalteile weiter kostenlos erhalten. "Eine Welt" und "Auftrag" haben jetzt zusammen 26.000 Abonnenten; mit der neuen Zeitschrift wird eine bezahlte Auflage von 35.000 Exemplaren angestrebt.
Alirio Uribe Muñoz erhält den Martin-Ennals-Preis für Menschenrechtsverteidiger 2003. Der kolumbianische Jurist ist Mitglied des Anwaltskollektivs José Alvear Restrepo, das seit über zwei Jahrzehnten den Opfern von Menschenrechtsverletzungen und deren Angehörigen Rechtsbeistand bietet und für die Verfolgung der Täter kämpft. Die Organisation wird seit 1994 von "Brot für die Welt" politisch und finanziell unterstützt.
In Kolumbien wütet ein Krieg zwischen Guerilla-Gruppen, staatlichen Sicherheitskräften und Paramilitärs, in dem alle Seiten brutale Übergriffe und gegen die Bevölkerung begehen. Fast 150 Gewerkschafter fielen in den ersten 10 Monaten des vergangenen Jahres gezielten politischen Morden zum Opfer, etwa 200.000 Kolumbianer wurden im Land vertrieben. Mindestens 16 Menschenrechtsverteidiger wurden 2002 getötet. Kirchenführer, die sich für Frieden und Menschenrechte aussprechen, wurden vergangenes Jahr erstmals von beiden Seiten bedroht, mehrere wurden ermordet. Selbst staatliche Ermittler, die Menschenrechtsverstöße untersuchten, wurden bedroht und einige vom Oberstaatsanwalt abgesetzt.
Der Martin-Ennals-Preis wird Alirio Uribe Muñoz Ende März in der Schweiz vom UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Sergio Vieira de Mello, verliehen. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und benannt nach dem ersten Generalsekretär von amnesty international, Martin Ennals (1927-1991). Er wird seit 1993 jedes Jahr von zehn internationalen Menschenrechts-Organisationen an akut gefährdete Menschenrechtsverteidiger aus allen Erdteilen vergeben, um sie und ihre Arbeit besser bekannt zu machen und dadurch auch zu schützen. Das Team Menschenrechte von "Brot für die Welt" wirkt in der Jury sowie im Vorstand der Martin- Ennals-Stiftung mit.
Eine Homepage mit Informationen zum öko-fairen Handel haben die Verbraucherzentrale und die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) gestartet. Die Seite mit der Adresse www.oeko-fair.de bietet Informationen über Produkte - beispielsweise die verschiedenen Siegel und ihre Kriterien - sowie über Organisationen und ihre Tätigkeiten zum Thema ökologischer und fairer Handel. Unter anderem findet man eine Terminliste mit Veranstaltungen zum öko-fairen Handel, ein Diskussionsforum für Verbraucher, Händler und Initiativen sowie Lehrmaterial für die Bildungsarbeit. Man kann den nächstgelegenen Weltladen suchen oder sich über Einkaufsorte, Produkte und Organisationen informieren. Organisationen können sich über die Seite vernetzen.
Die Eine Welt Internet Konferenz (EWIK) hat unter www.eine-welt-netz.de eine zentrale Einstiegsseite zum Globalen Lernen und für entwicklungsbezogene Bildungsarbeit ins Netz gestellt. Man findet darüber Informations- und Bildungsangebote zum Globalen Lernen im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus im Internet. So kann man sich über Publikationen der entwicklungspolitischen Bildung, Unterrichtsmaterial, Filme und Seminare informieren. Dazu wird man auf andere Internet-Seiten geleitet; der Link zu Fachliteratur führt zum Beispiel zur Datenbank der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung (DSE). Die EWIK ist ein Zusammenschluss von Mitarbeitenden entwicklungspolitischer Organisationen und in der Bildungsarbeit Tätigen und will Internet-Angebote für Schulen, Bildungseinrichtungen, Gruppen und Verbände leichter zugänglich machen und verbessern.
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK), der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank haben im Februar gemeinsam ein internes Seminar zum Thema "Entwicklung" veranstaltet. Weitere Begegnungen sind geplant. Das Ziel ist ein Meinungs- und Erfahrungsaustausch über die Rolle, die der ÖRK, der IWF und die Weltbank bei der Gestaltung der Weltwirtschaft und der Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung in den armen Ländern gespielt haben. Der Ansatzpunkt ist, dass der ÖRK, der IWF und die Weltbank sich zum selben Ziel der Armutsbekämpfung bekennen - auch wenn sie dabei von unterschiedlichen Entwicklungstheorien und -konzepten ausgehen.
Gedenken an Ruanda
Im Rahmen des Ökumenischen Kirchentags in Berlin vom 29.5. bis 1.6.2003 wird ein bedeutendes afrikanisches Kunstwerk zum ersten Mal in Deutschland gezeigt: Die Skulpturen-Installation des ghanaischen Küstlers Kofi Setordji zum Gedenken an den Völkermord in Ruanda. Das begehbare Kunstwerk, das Holzskulpturen, Bilder und Terracotta- Masken vereint, wird im Hauptfoyer des Internationalen Kongresszentrums (ICC) zu sehen sein. Der Künstler ist anwesend und wird dort auch das Video "Genocide Serenade" zeigen, das den Entstehungsprozess des Mahnmals mit Künstlern in Ghana nachvollzieht. Die Veranstaltung wird vom EED organisiert.
Der EED und "Brot für die Welt" haben gemeinsam zwei neue Projektstellen mit Sitz in Bonn eingerichtet. Die erste, die Koordinationsstelle Fairer Handel, hat Tina Gordon seit Januar inne. Gordon war nach ihrem Studium der internationalen Politik nacheinander Geschäftsführerin des Studien- und Dokumentationszentrums Lateinamerika in Berlin, Projektleiterin für Austauschprogramme bei der Carl-Duisberg-Gesellschaft und Mitarbeiterin der bundesweiten Studienbegleitprogramme (Stube) des KED. Seit 1997 ist sie stellvertretende Geschäftsführerin des Vereins TransFair, der ein Siegel für fair gehandelte Produkte vergibt. Dieser hat sie für drei Jahre freigestellt, damit sie die beim EED angesiedelte Projektstelle wahrnehmen kann. Dort wird sie Positionen der evangelischen Entwicklungswerke in Fragen des Fairen Handels erarbeiten und Aktionen und Kampagnen dazu vorantreiben. Sie steht für das Thema als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Einen Schwerpunkt will sie darauf legen, dass in den Kirchen selbst mehr fair gehandelte Produkte konsumiert werden.
Die zweite Projektstelle zum Aktionsprogramm 2015 ist mit Bernhard Walter besetzt. Der studierte Landwirt war von 1995 bis 2001 Bildungsreferent der Comboni-Missionare und hat vergangenes Jahr fünf Monate Rudolf Buntzel-Cano als Beauftragten des EED für Welternährungsfragen vertreten. Für den EED und "Brot für die Welt" nimmt er jetzt auf einer halben, auf zwei Jahre befristeten Stelle Lobby- und Öffentlichkeitsaufgaben im Zusammenhang mit dem Aktionsprogramm 2015 der Bundesregierung wahr. Walter soll das Programm in den Kirchen bekannter machen und beobachten, ob die Politik der Bundesregierung dem erklärten Ziel der Armutsminderung tatsächlich folgt. Hier steht weniger die Entwicklungspolitik im Zentrum der Aufmerksamkeit als die anderer Ressorts, etwa die Agrar- und Handelspolitik. Der EED und "Brot für die Welt" sehen das als Chance, auch mit Ministerien ins Gespräch zu kommen, auf die Entwicklungswerke bisher wenig Einfluss haben. Walter koordiniert außerdem Projekte des EED, die aus dem Armutsbekämpfungsprogramm der Bundesregierung mit finanziert werden; in dieser Funktion vertritt er mit einer weiteren halben Stelle den erkrankten Michael Kronenberg.
Jürgen Thiesbonenkamp übernimmt am 2. Mai die Leitung der Kindernothilfe (KNH). Der Verwaltungsrat des christlichen Kinderhilfswerks mit Sitz in Duisburg hat ihn im November zum neuen Vorstandsvorsitzenden und Direktor gewählt. Er tritt die Nachfolge von Werner Hoerschelmann an, der in den Ruhestand geht. Der 54-jährige Thiesbonenkamp ist Missionswissenschaftler und war bisher Superintendent des Kirchenkreises Moers. Zwischen 1977 und 1984 hat er als von der EKD entsandter Pastor in Kamerun die Lebensverhältnisse von Kindern in extremer Armut kennengelernt. In der rheinischen Landeskirche engagierte er sich während der zurückliegenden Jahre als Vorsitzender des Ausschusses für außereuropäische Ökumene und Mission. Thiesbonenkamp übernimmt die Leitung eines Hilfswerks mit 115 Mitarbeitenden, das derzeit Projekte in 27 Ländern unterstützt. Nach seiner Wahl forderte er, Kinderrechte weltweit zu stärken und mehr darauf zu achten, dass Kinder bei allen Programmen und Projekten zur Armutsbekämpfung im Blick sind.