Personalia aus dem Entwicklungsdienst
Der vom EED geförderte Film "Süßhunger" von Christoph Corves hat den Medienpreis Entwicklungspolitik des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) erhalten. Der Film zeigt am Beispiel des Zuckers, wie der Weltmarkt funktioniert und was er für die verschiedenen Beteiligten bedeutet: für den haitianischen Wanderarbeiter auf einer Zuckerrohrplantage in der Dominikanischen Republik, für Rübenbauern in Dithmarschen, Gen-Ingenieure in Texas und weltweit tätige Coca Cola-Produzenten. Der 45-minütige Film lässt Sieger und Verlierer des Geschäfts mit der süßen Ware in Deutschland, der Dominikanischen Republik, Mexiko und den USA zu Wort kommen. Er wurde von Bundesministerin Wieczorek-Zeul in der Kategorie Fernsehen als einer der beiden besten Filme ausgezeichnet und hatte zuvor bereits den Medienpreis der Deutschen Geographie erhalten. Der Film, der von mehreren dritten Programmen der ARD ausgestrahlt worden ist, eignet sich für die Jugend- oder Erwachsenenbildung und ist beim Evangelischen Zentrum für Entwicklungsbezogene Filmarbeit (EZEF) erhältlich (Tel.: 0711-2847243, E-Mail: info@ezef.de).
Der EED, "Brot für die Welt" und Misereor haben sich in einem gemeinsamen Positionspapier besorgt darüber geäußert, dass die Entwicklungszusammenarbeit seit den Terroranschlägen des 11. September 2001 zunehmend sicherheitspolitisch eingebunden wird. Zwar sei erfreulich, dass nun Fragen globaler Gerechtigkeit stärker als wichtig wahrgenommen würden, schreiben die kirchlichen Hilfswerke in der Erklärung "Entwicklungspolitik im Windschatten militärischer Interventionen?" vom September 2003. Gerechtigkeit sei jedoch ein Wert an sich. Er dürfe nicht missbraucht werden, um die Lebensverhältnisse im Norden gegen echte oder vermeintliche Bedrohungen aus armen Ländern abzusichern. Im Gegenteil setze Sicherheit auch erhebliche Veränderungen im Norden und Zugeständnisse an den Süden voraus. Die drei Werke beklagen, dass die Entwicklungspolitik sich infolge der militärischen Interventionen nach dem 11. September 2001 bereits verändert habe: Sie werde stärker für die Nachsorge nach solchen Interventionen eingeplant, humanitäre Hilfe und schnelle Ergebnisse träten in den Vordergrund, die Menschenrechte verlören als Kriterium der Hilfsvergabe an Gewicht. Die Werke lehnen multilaterale Interventionen nicht grundsätzlich ab, betonen jedoch, dass es nicht möglich sei, damit "von oben" Frieden herzustellen. Wer interveniert, müsse auch dauerhaft für den Wiederaufbau sorgen, statt sich immer neuen Konflikten zuzuwenden und die Nachsorge anderen zu überlassen. Die Erklärung kann von der Webseite des EED (www.eed.de) heruntergeladen werden und ist im Heft 16/17 der Zeitschrift epd-Entwicklungspolitik dokumentiert.
Zur zweiten entwicklungspolitischen Konferenz der Kirchen und Werke (EPK) wird auch der neu gewählte Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen erwartet, der Kenianer Samuel Kobia. Er wird im ersten Teil der Konferenz zu deren Schwerpunktthema sprechen: "Afrika zwischen Hoffnung und Verzweiflung: Was kann kirchliche Zusammenarbeit bewirken angesichts von Kriegen, Staatsversagen, AIDS und Katastrophen?" Im zweiten Teil wollen die beteiligten Kirchen, Entwicklungswerke, Missionswerke und ökumenisch tätigen Verbände sich über ihre Arbeit austauschen und vorstellen, wie sie angesichts der Probleme in Afrika zu helfen versuchen. Die Konferenz findet Ende Januar in Schwerte statt.
Raiser regt "neue Architektur" für den ÖRK an
In seinem letzten Bericht für den Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) hat sein Generalsekretär Konrad Raiser die Notwendigkeit einer "neuen Architektur" für den Rat unterstrichen. Der ÖRK müsse neben verfassten Kirchen auch andere Träger der ökumenischen Bewegung wie Entwicklungsdienste, Missionsgesellschaften, aber auch Pfingstkirchen und evangelikale Bewegungen miteinander ins Gespräch bringen. Die Notwendigkeit zu strukturellen Veränderungen ergibt sich laut Raiser auch aus der Globalisierung und ihren Folgen für Regierungen und zwischenstaatliche Organisationen: Sie begünstige Versuche, durch flexiblere Strukturen an Bedeutung zu gewinnen. Entsprechend solle der ÖRK anstelle eines konfessionellen Ökumene-Modells ein konziliares verfolgen: Offene Partizipation sei wichtiger als institutionelle Mitgliedschaft. Legitime Partner in den sich anbahnenden Gesprächen seien alle, die grundlegende Glaubensüberzeugungen des ÖRK anerkennen. Raiser sieht Anzeichen dafür, dass der ÖRK sich infolge von Einsparungen finanziell konsolidiert und im Disput über die Teilnahme der orthodoxen Kirchen eine Lösung gefunden wird. Ende des Jahres geht Raiser nach elfjähriger Amtszeit in den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger hat der Zentralausschuss Ende August Pfarrer Samuel Kobia von der methodistischen Kirche in Kenia gewählt.
Viele Kirchen und kirchliche Einrichtungen unterstützen den fairen Handel, aber die breite Einführung fair gehandelter Produkte in EKD-Einrichtungen benötigt noch Zeit. Diese gemischte Bilanz hat das Kirchenamt der EKD für die Synode in Trier Anfang November gezogen. Die EKD-Synode vom November 2002 in Timmendorfer Strand hatte aufgerufen, den Fairen Handel verstärkt zu fördern; unter anderem sollten das Kirchenamt, das Diakonische Werk und die Gliedkirchen der EKD darauf hinwirken, dass in Kantinen kirchlicher und diakonischer Einrichtungen und Verwaltungen fair gehandelter Kaffee, Tee und Kakao angeboten wird, und sich von der Gepa bei der Umstellung beraten lassen. Die Gepa ist das größte deutsche "FairHandelshaus", zu seinen Gesellschaftern gehören der EED und Misereor.
Der Beschluss hat laut dem Kirchenamt der EKD Wirkung gezeigt: Das Amt selbst hat mit der Gepa Gespräche zur Einführung fair gehandelter Produkte in seiner Kantine aufgenommen, das Diakonische Werk von Kurhessen-Waldeck hat einen Rahmenvertrag mit der Gepa erarbeitet, und das Diakonische Werk der EKD diskutiert über die Möglichkeit eines solchen Vertrages. Verschiedene Gliedkirchen haben Tagungen und Kampagnen zum Fairen Handel durchgeführt, auf den Tagungen der Synode soll zukünftig fair gehandelter Kaffe angeboten werden, und alle Missionswerke, etliche Landeskirchenämter sowie einige Akademien und kirchliche Tagungshäuser verwenden fair gehandelten Kaffee. Doch das Kirchenamt berichtet auch von Problemen bei der Umsetzung des Synoden-Beschlusses. Sie seien unter anderem begründet in subjektiven Vorbehalten von Mitarbeitenden wegen der Qualität der teureren "fairen" Produkte, vor allem des Kaffees, im hohen Kostendruck in diakonischen Einrichtungen sowie in den großen Preisunterschieden infolge der sehr niedrigen Weltmarktpreis für Kaffee. Die Gepa habe in den vergangenen Monaten verstärkt kirchliche und diakonische Einrichtungen angesprochen, aber mit wenig Erfolg.
.Unter dem Titel "Gemeinden für Afrika" hat "Brot für die Welt" ein Heft herausgegeben, das Material und Aktionsvorschläge für den Gottesdienst, den Religionsunterricht und die Gruppenarbeit in Kirchengemeinden enthält. Der Anlass ist die Aktion "Gemeinsam für Afrika" von Erntedank bis zum 9. November. Die Informationen, Anregungen und Meditationen zu Frieden, Gesundheit oder Bildung in Afrika sind jedoch unabhängig von diesem Anlass zu verwenden; Bezug: info@brot-fuer-die-welt.de.
Einen Zugang zur Theologie der Unberührbaren (Dalits) in Indien vermittelt das Studienheft 51 "Berührung mit den Entrechteten" des EMW. Es enthält Bibelarbeiten des indischen Theologen Chilkuri Vasantharao und daneben Einführungen in die Geschichte der Dalit-Bewegung sowie in die ökumenische Solidarität mit ihr. Das Heft kann gegen Spende beim EMW bestellt werden (http://www.emw-d.de/de.root/de.publikationen/de.publikationen.emw/).
Mit der Aktualität eines Schlüsselbegriffs der Missionstheologie befasst sich der Band "missio Dei heute" des EMW. Er ist hervorgegangen aus einem Festival und einer anschließenden Konferenz, die zum 50-jährigen Jubiläum der Weltmissionskonferenz von 1952 in Willingen dort stattgefunden hat. Auch dieses Buch ist gegen Spende beim EMW http://www.emw-d.de/de.root/de.publikationen/de.publikationen.emw/ erhältlich.
Im Juni 2003 hat der EED gemeinsam mit indischen Partnern eine Konsultation über Folgen des TRIPS-Abkommens mit Partnerorganisationen des EED aus Afrika, Europa, Lateinamerika und Asien organisiert (vgl. "überblick"-Forum 3/03). Die gemeinsame Erklärung der Konsultation liegt jetzt in Deutsch, Englisch und Spanisch vor; eine französische Fassung soll folgen. Die Broschüren sollen unter anderem Partnern als Material für ihre Lobby-Arbeit dienen. Sie können von der Webseite des EED (http://www.eed.de/de.home/de.aktuell.short.11/) heruntergeladen oder direkt beim EED bestellt werden (info@eed.de).
"Den Armen Gerechtigkeit" war seine VisionZum Tode von Dr. h.c. Hans-Otto HahnAm 3. November, nach Redaktionsschluss dieses Heftes, verstarb im Alter von 67 Jahren in Stuttgart der frühere Vizepräsident des Diakonischen Werkes der EKD, Pfarrer Dr. h.c. Hans-Otto Hahn. Er war 30 Jahre lang, von 1969 bis 1999, unter anderem als Direktor verantwortlich für die evangelische Aktion "Brot für die Welt". Dem "überblick" war er als Herausgeber von 1978 bis 1999 in besonderer Weise verbunden. "Hans-Otto Hahn", so betonte Diakonie-Präsident Jürgen Gohde, "war das Gesicht von Brot für die Welt. Dadurch ist ihm weltweite Anerkennung und großes Vertrauen entgegengebracht worden. Ihm gebührt Dank für sein überwältigendes Engagement, was für viele von Vorbild bleiben wird." Er habe maßgeblichen Anteil an der Entwicklungszusammenarbeit gehabt, weit über den konfessionellen Rahmen hinaus. "Er stellte die Würde der Menschen in den Mittelpunkt seiner armutsorientierten Entwicklungshilfe und setze damit Akzente. Den Armen Gerechtigkeit war seine Vision." "Durch ihn steht Brot für die Welt bei den Partnern im In- und Ausland bis heute für Verlässlichkeit und Treue," würdigte seine Direktoren-Nachfolgerin Cornelia Füllkrug-Weitzel das Lebenswerk Hahns. Er habe stets von den Armen her gedacht und das heißt für die "oft unspektakulären, aber wirksamen Wege der Hilfe gesorgt". Seine Arbeit sei ein Beispiel gelebter Ökumene gewesen, so Füllkrug-Weitzel. Neben der Leitung von "Brot für die Welt" war Hans-Otto Hahn auch verantwortlich für "Kirchen helfen Kirchen", das Stipendienprogramm, für "Hoffnung für Osteuropa" und die Diakonie Katastrophenhilfe. "Er war ein konsequenter Vertreter der Unabhängigkeit humanitärer Hilfe. Die Menschen in Nordkorea und in Vietnam danken es ihm bis heute", hebt Füllkrug-Weitzel hervor. Hahn war einer der Gründungsväter des ökumenischen Netzwerkes ACT -Action by Churches Together. Geboren 1936 in Erbach im Odenwald, wurde Hahn 1963 zum Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ordiniert. Nach Tätigkeiten im Pfarramt wurde er 1966 zunächst Stipendienreferent in der Hauptgeschäftsstelle des Diakonischen Werkes und dann ab 1969 Direktor des Bereichs Ökumenische Diakonie. Hahn wirkte in zahlreichen internationalen und nationalen Gremien mit. 1984 wurde ihm die Ehrendoktorwürde des lutherischen Thiel College in Greenville (Pennsylvania/USA) und 1992 die der Akademie für Theologie im indischen Madras verliehen. 1988 erhielt er das Verdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. (Eine ausführliche Würdigung wird in Heft 1/2004 erscheinen) mps/dil |
Dr. Christoph Benn ist auf eine der Direktorenstellen beim Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (AIDS-Fonds) in Genf berufen worden. Dafür hat das Deutsche Institut für Ärztliche Mission (DIFÄM) seinen stellvertretenden Direktor für zwei Jahre freigestellt. Benn ist ab Oktober 2003 beim AIDS-Fonds für die Beziehungen zu Regierungen und nichtstaatlichen Organisationen (NGOs) sowie für die Sicherstellung der Finanzen verantwortlich. Er hatte zuvor unter anderem die Aids-Arbeitsgruppe im DIFÄM geleitet, das Aktionsbündnis gegen Aids in Deutschland mitbegründet und nach der Gründung des AIDS-Fonds die NGOs aus den Industrieländern in dessen Vorstand vertreten.
Dr. Rudolf Buntzel, der Beauftragte des EED für Welternährungsfragen, ist vom Zentralkomitee des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) zum Mitglied der Kommission Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung berufen worden. Diese neu eingerichtete Kommission soll den ÖRK beraten und sich unter anderem befassen mit Frauen- und Jugendarbeit, Rassismus, der Globalisierung, der Klimaveränderung und der Bioethik. Gleichzeitig ist Rudolf Buntzel von APRODEV in Brüssel mit der Leitung des Joint Advocay Project betraut worden. APRODEV ist die Vereinigung von 17 protestantischen europäischen Hilfswerken, die lose mit dem ÖRK zusammenarbeiten. Sie wollen mit dem neuen Projekt ihre Arbeit zu Ernährungssicherheit, Handel und Umwelt koordinieren und gemeinsame Lobbyarbeit gegenüber der Europäischen Union treiben, vornehmlich zu globalen Agrarfragen.
Dr. Haruun L. Ruun, der Generalsekretär des New Sudan Council of Churches (NSCC), erhält stellvertretend für den südsudanesischen Kirchenrat den "Wallenberg Award". Damit wird gewürdigt, dass der NSCC sich dort seit Jahren dafür einsetzt, Konflikte unter verschiedenen Volksgruppen beizulegen unter anderem mit Hilfe traditioneller Verfahren und Institutionen und von der Basis aus eine Kultur des Friedens zu schaffen. International tritt er als Anwalt der Opfer des Krieges im Südsudan auf; er wird unter anderem vom EED und von der EKD unterstützt. Dr. Haruun Ruun stammt aus dem Südsudan und ist seit 1995 Generalsekretär des NSCC in Nairobi. Er hat in den USA, wo er 1984 bis 1993 mit seiner Familie lebte, in Theologie promoviert. Der Preis wird ihm im November von der schwedischen Kronprinzessin Victoria überreicht. Der "Wallenberg Award" wird vom American Swedisch Historical Museum in Philadelphia an Personen, Organisationen oder Institutionen vergeben, die bemerkenswerte Beiträge im Bereich der Menschenrechte und der Überwindung menschlichen Leides geleistet haben. Er ist benannt nach Raoul Wallenberg, der als schwedischer Gesandter in Budapest von 1944 bis 1945 Tausende von Juden vor der Deportation rettete.